Montag, 7. Dezember 2020

Rezension des zweiten Teils der Nordseehof-Trilogie: "Der Nordseehof - Als wir der Freiheit nahe waren" von Regine Kölpin

Handlung:

In diesem zweiten Band ihrer Saga um den ostfriesischen Nordseehof erzählt Regine Kölpin – spannend, bewegend und voller norddeutscher Atmosphäre – eine dramatische Emanzipationsgeschichte um drei Frauen aus drei Generationen.  

1973: Die 18-jährige Adda träumt davon, die Enge des elterlichen Hofs an der Nordseeküste zu verlassen, um in der Großstadt eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen. Erst nach und nach wird ihr klar, dass Freiheit nur dem gehört, der wagt, sie zu leben …  
Der Nordseehof: Vor der stimmungsvollen Kulisse der norddeutschen Landschaft entfaltet sich eine opulente Familiensaga über die Macht der Träume und den Wunsch nach Freiheit, über verbotene Liebe und wahre Heimat.  

Band 1: Der Nordseehof – Als wir träumen durften
Band 2: Der Nordseehof – Als wir der Freiheit nahe waren
Band 3: Der Nordseehof – Als wir den Himmel erobern konnten

Mein Eindruck:

Ach, wie schön, dieses rasche Wiedersehen mit der mir so liebgewonnenen, vertrauten Johanna! Erst kürzlich habe ich hier den ersten Teil der Nordseehof-Saga rezensiert und war von dem Buch so begeistert, dass es natürlich sehr mein Herz erfreute, direkt zur Veröffentlichung auch den zweiten Teil lesen zu dürfen!

Regine Kölpin startet in diesen zweiten Teil ganz klassisch: Die Handlung ist knapp zwanzig Jahre später angesiedelt und in das gegenwärtige Geschehen, das vor allem Johanna und ihre flügge werdende Tochter Adda im Blick hat, mischen sich Rückblenden, welche die inhaltlichen Zusammenhänge aus dem ersten Band erklären, wodurch ein nahtloses Anknüpfen ermöglicht wird. 

Wie auch schon im ersten Teil wird mitnichten eine romantische Heile-Welt-Idylle geschildert, sondern es werden Menschen gezeigt, die unter Geheimnissen und Konflikten leiden und überdies eine manchmal nicht ganz einfache Lebensgestaltung nach bestem Wissen und Gewissen umzusetzen haben. Rasante Entwicklungen garantieren Spannung und sorgen für genug Veränderungen, um nicht gelangweilt beim Lesen zu sein, (was bei Folgebänden ja manchmal passieren kann). Die Kinder Johannas haben ihren eigenen Kopf und neben Drama und Herzschmerz und einigen Verwicklungen bleibt dabei natürlich auch die kaum erfüllbare Liebe von Johanna und Rolf im Fokus.

Besonders gut an dem Buch gefällt mir, dass der personale Erzähler immer wieder zwischen den Figuren wechselt und dadurch etliche Einblicke und Perspektiven ermöglicht. Man versteht Handlungsweisen und Gedankengänge besser und lernt viele Figuren noch tiefgehender kennen. Natürlich kommen die bereits bekannten Intrigen (interpretiert auf eine neue Art) und historisch verbürgte Katastrophen auch nicht zu kurz, was die Spannung zusätzlich steigert. Das Schicksal der Schäferei und das der nächsten Generation berührte mich ebenso wie die Entwicklung Johannas selbst, weil jede Zeit eben ihre eigenen Probleme mit sich bringt und ich gespannt darauf war, zu erfahren, wie bestimmte Entscheidungen sich auch langfristig auswirken können. Ein Vorteil, den man nur hat, wenn man Figuren über Jahrzehnte erzählter Zeit begleiten kann!

Aufgepolstert mit historischen Fakten, dem friesischen und ostfriesischen Ambiente (Ich habe gelernt, da gibt es Unterschiede :-)) und dem erfrischenden Original-Slang war das Buch für mich flüssig zu lesen, denn Regine Kölpin hat eine simple und direkte Art, die Dinge zu erzählen, die mir sehr gefällt. Die herrlichen Naturbeschreibungen tun erneut ein Übriges, um mich zu begeistern - denn ging ich nicht letzte Woche noch genau an derselben Stelle in Dangast spazieren, wo auch Johanna versuchte, ihre Gedanken zu sammeln? Es ist wirklich herrlich, wenn man Schauplätze ablaufen und sich auf diese Weise noch tiefer in die Geschichte versenken kann! (Ich kann euch nur empfehlen: Lasst euch mal den rauen Küstenwind um die Nase wehen und streichelt ein Deichschaf! Ich schwöre: Kaum etwas erdet besser! Okay, sie laufen immer weg... Aber angucken kann man sie!)

Auch dieser Band war für mich wieder ein großes, leichtfüßiges Lesevergnügen, das alles hatte, was ein gutes Buch braucht!

Fazit:

Es ist möglich, das Buch solo zu lesen, aber ich wette, jemand, der es weggesuchtet hat, kriegt ganz sicher Lust, auch den ersten Band zu verschlingen! Umgekehrt brennen wohl ziemlich viele Menschen, die den ersten Band kennen, auf den zweiten! So oder so ist die Geschichte um den Nordseehof, unaufgeregt erzählt und voller historischer Feinheiten ein Hochgenuss, den ich sehr gern auch um den dritten und letzten Teil erweitern werde, wenn es soweit ist!

Das Buch wurde mir von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich von ganzem Herzen bedanken möchte. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.
 

Quelle: Cover und Handlung