Dienstag, 29. Juni 2021

Rezension: "Mythos der Weißen Frauen" von Daniela Mattes und Susanne Klimt

Inhalt:

Fast jede Burg oder jedes Schloss berichtet von Geistererscheinungen, die dort hausen und seit Jahrhunderten die Besucher erschrecken. Ganz besonders häufig hört man dabei von einer „Weißen Frau“, die ruhelos durch die Gänge streift. Dabei handelt es sich meist um die Geister adliger Damen, die durch einen Unglücksfall, einen heimtückischen Mord oder gar Selbstmord zu Tode gekommen sind. Diese Damen haben ihren Tod offenbar nicht verkraftet und konnten nicht ins Jenseits gehen, sondern wandern traurig durch die Zwischenwelt. Einsam und unglücklich, aber nicht gefährlich, obwohl ihr Erscheinen manchmal als Zeichen dafür gewertet wird, dass eine Katastrophe oder ein Todesfall bevorsteht. Doch ganz so einfach ist es nicht, sagt die berühmte Seherin Susanne Klimt …

Mein Eindruck:

Das Sachbuch mit einem, wie ich vermute, eher nicht so bekannten und populären, (aber trotzdem sehr spannenden!) Thema, hat einen ungewöhnlichen Aufbau: Während im ersten Teil von Daniela Mattes die Fakten zu den Ursprüngen und geschichtlichen Hintergründe der Legenden zusammengetragen und erläutert werden, beantwortet im zweiten Teil die Seherin Susanne Klimt in Form eines Interviews Fragen, die man sich nach der Lektüre des ersten Teils nahezu garantiert stellt und gern beantwortet wissen möchte. (Eigentlich ist es sogar die Art von Fragen, die man sich vielleicht immer schon mal gestellt hat, wenn man bereits mit den traurigen Damen aus alten Schlössern in Berührung gekommen ist.) Diese Art der Struktur ist eine spezielle, weil sie weit über bloße Fakten hinausgeht, und sie macht auch die Lektüre des Buches zu einer ganz besonderen Erfahrung.

Möglicherweise kennt der Ein oder Andere die herumspukenden, geheimnisvollen Damen in Weiß durch Filme oder die Beschäftigung mit den Mythen seiner Heimat oder eines Ortes, an dem man mal zu Besuch war und der eine besondere Faszination ausübte, über den man gern mehr erfahren wollte. In diesem Buch gibt es jedenfalls viel Neues zum Thema zu entdecken: Ich zum Beispiel halte mich für ziemlich gut informiert, was spooky Themen angeht, trotzdem habe ich durch Daniela und Susanne auch noch einmal viel erfahren dürfen, was ich noch nicht wusste! Die Recherche erscheint mir sehr akribisch und sorgfältig, denn neben allgemeinen Informationen zu Geschichte und Entwicklung der Mythen sind es vor allem konkrete Einzelfälle, die im Fokus liegen. Dadurch wird das Thema "lebendig", es verliert seine abstrakte Art, die eher "trockenen" Sachbüchern ja leider häufig zueigen ist.

Susanne Klimt schließlich lässt als "Botschafterin" der Geister noch einmal auf eine andere Weise tiefe Einblicke nehmen, die alles andere als alltäglich ist und dem emotionalen Aspekt dieser rätselhaften Spukgestalten eine besondere Bedeutung verleiht. Ich konnte nicht anders, als mit Gefühl zu lesen - und dabei war es doch eigentlich "nur" ein Sachbuch ...

Fazit:

Möchtest du auch einmal eine Weiße Frau treffen? Oder um Gottes Willen bloß nicht? Wie auch immer - die Lektüre kann dir zu beiden Möglichkeiten verhelfen, und sie sorgt für entspannte, angenehm gruselige und sehr mitfühlende Lesestunden!

Das Buch wurde mir von den Autorinnen zur Verfügung gestellt, wofür ich mich von ganzem Herzen bedanken möchte. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst. 

Quelle: Cover und Handlung