Freitag, 15. Mai 2020

Was Norbert aus "Die meisten Likes" zu sagen hat

Hallo, liebe Leserin, lieber Leser,

ich bin Norbert Böhning, eine der wichtigsten Figuren aus dem Thriller "Die meisten Likes". Eigentlich bin ich ein Rentner, der einst Buchhalter war und dachte immer, ich hätte nichts Spektakuläres zu erzählen. Vor kurzem kannte mich noch kaum ein Mensch, aber nachdem diese Sache in der Schule passiert ist, kennt mich anscheinend die halbe Welt.

Ihr wisst, wovon ich rede? Eigentlich war meine Hoffnung, als ich in diese Privatklinik in der alten Schule zog, dass man mir helfen und mich heilen würde. Wisst ihr, seit dem Tod meiner Frau hörte ich ständig ihre Stimme. Sie schien immer um mich herum zu sein und kommentierte alles, was ich dachte, sagte oder tat. Nicht auf die nette Art. Meine Frau war ein Drachen, nur wollte ich das lange nicht wahrhaben, denn die liebevolle Erinnerung an sie war ja alles, was mir in meiner Einsamkeit geblieben war.

Jedenfalls wurde eine schwere Depression mit psychotischen Symptomen bei mir diagnostiziert, weil ich ja eben meine Frau und deren spitze Zunge mit mir herumtrug
. In der Klinik würde man mir helfen, hieß es, nach vielen vergeblichen Jahren konventioneller Therapie.

Aber sie haben uns nicht geholfen! Sie haben uns vorgeführt wie Zirkustiere, sie haben uns manipuliert, gedemütigt, gequält und der Lächerlichkeit preisgegeben. Sie haben uns auf eine Art beeinflusst, die so subtil war, dass wir sie lange nicht bemerkt haben. Niemand ahnte, dass Kameras überall um uns herum waren oder dass unser Psychologe die Gespräche dazu nutzte, um uns zu Dingen zu überreden, die uns schadeten. Und schon gar nicht konnten wir wissen, dass es viele Menschen da draußen gab, deren schönste Unterhaltung unser Untergang war.

Es war eine schlimme Zeit und ich hab dort sehr viel verloren. Die Stimme meiner Frau höre ich heute nicht mehr, aber der Preis war unbeschreiblich hoch.

Aber lest selbst...

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Mittwoch, 13. Mai 2020

Mittwoch-Mini-Coaching: Aufschieberitis besiegen

Jeden Mittwoch liefere ich dir fünf kleine Tipps zu unterschiedlichen Themen, die du sofort umsetzen kannst.

Heute gibt es Ideen, um den lästigen Drang, wichtige Dinge aufzuschieben, in den Griff zu kriegen. 


  1. Einfach anfangen. Klingt blöd, ich weiß. Aber nimm dir vor, nur eine Viertelstunde mit deiner (wichtigen und dringenden, aber ungeliebten?) Aufgabe anzufangen. Wenn sie dich total nervt und du nicht vorankommst, darfst du nach fünfzehn Minuten aufhören. Wenn es plötzlich klappt, bist du schneller durch, als du vorher geahnt hast. Erfahrungsgemäß trifft häufig Letzteres zu.
  2. To-do-Listen nutzen: Notiere dir morgens fünf Aufgaben auf deiner Liste: Die unangenehmste oder größte erledigst du bitte zuerst. Danach darfst du zwei kleinere anpacken und im Anschluss daran jene, die dir Freude machen. Schummeln gilt nicht!
  3. Denk dir schon vor Beginn der Aufgabe etwas aus, womit du dich nach geglückter Erledigung belohnen kannst. Es sollte etwas sein, was dich wirklich reizt und dir echte Freude bereitet. Das wird dich motivieren.
  4. Male dir schon im Vorfeld aus, wie du dich fühlen wirst, wenn du dieses lästige Zeug endlich vom Tisch hast! Erleichtert! Beflügelt! Stolz und stark! Hey, das sind gute Gefühle und die kannst du dir selbst schenken!
  5. Überlege dir genau, welche Konsequenzen es mit sich bringt, wenn du die Aufgabe nicht erfüllst. Schlimm? Gut so! Genau DAS wird folgen, wenn du jetzt nicht anfängst. Also, siehe Punkt 1.!

Artikel aus der Oldenburger Kreiszeitung: "Sensationslust und Vertrauensbrüche" von Klaus Eilers



>>> Artikel lesen (Klaus Eilers, Oldenburger Kreiszeitung)

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Dienstag, 12. Mai 2020

Texte als Lebenshilfe: Was ist Literaturcoaching und wem nützt es?

Für psychisch erkrankte Menschen gibt es in Form der Bibliotherapie schon lange therapeutische Hilfe, die Schreiben und Lesen in den Gesundungsprozess einbezieht. An diesem Grundgedanken orientiert sich auch das Literaturcoaching, das sich an psychisch gesunde Menschen richtet, die mit ihrem gegenwärtigen Leben nicht zufrieden sind und nach einer neuen Ausrichtung oder persönlicher Weiterentwicklung suchen: Texte werden zur Gestaltung des eigenen Lebens oder zur Seelenhygiene genutzt.

Literaturcoaching als Leser:


Das kann als Leser geschehen, indem man über Texte, die man gelesen hat, spricht und sie für sich deutet, auf unzähligen möglichen Wegen. Da kann zum Beispiel ein Gedicht Einblicke in die eigene Seele gewähren, wo vorher keine Worte zu finden waren. Eine Figur in einem Roman kann Stärke, Kraft und Zuversicht demonstrieren, die als Vorbild geeignet sind. Oder eine spannende Geschichte kann Denkprozesse in Gang bringen, zu denen bisher der Zugang einfach nicht gelingen wollte.

Literaturcoaching als Autor:


Das kann aber natürlich auch als Autor geschehen, indem man selbst Texte verfasst. Nicht, um damit reich und berühmt zu werden, (obwohl es auch das schon gegeben hat), sondern um den eigenen Gedanken und Gefühlen auf die Schliche zu kommen oder mithilfe der eigenen Fantasie Lösungsmöglichkeiten für Probleme zu finden und neue Ziele für die Zukunft zu entwerfen. Es gibt eine Vielzahl von tollen Übungen, um sich selbst zu entdecken und das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen, von auotbiografischen Aufzeichnungen bis hin zur Lust an der fiktionalen Geschichte, die schon lange darauf wartet, das Licht der Welt zu erblicken.

Und wozu?


Geschichten dienen auch der Abwechslung und Unterhaltung - und viele Menschen lesen sie völlig zu Recht aus ebendiesem Grund. Aber sie haben noch mehr Geschenke für uns dabei: Sie zeigen uns neue, manchmal fremde oder sogar exotische Welten. Sie offenbaren Charaktere, Denkweisen und Urteile, die unsere eigene Perspektive erweitern und ergänzen oder ihr vielleicht sogar widersprechen. Sie stecken voller Philosophie, Ethik und Weltsicht und geben uns vielleicht gerade genau das, was uns in unserem eigenen Denken, Fühlen und Handeln gerade fehlt. Hast du schon einmal in einem Buch einen Satz angestrichen, der dich besonders berührt hat und den du dir unbedingt merken wolltest? Auch das ist Literaturcoaching!

Nehmen wir Papier und Stift oder Laptop zur Hand, entfaltet sich eine einzigartige Magie: Wir werden zu Schöpfern eigener Welten. Nicht umsonst gilt auch das Tagebuchschreiben als psychisch heilsam. Literaturcoaching geht weit über das hinaus: Es zeigt uns, wer wir sind, wer wir sein wollen und manchmal sogar, wie wir dorthin gelangen. Und es bringt in Kontakt: Manchmal sogar mit anderen Menschen, wenn wir wollen, indem wir zum Beispiel Briefe verfassen und unsere Emotionen mitteilen.

Literaturcoaching eignet sich für Menschen, die:

  • Bücher mögen und selbst gern lesen
  • die Bereitschaft mitbringen, sich mit ihren eigenen (versteckten) Gedanken und Gefühlen zu beschäftigen
  • etwas in ihrem Leben ändern wollen, weil sie vielleicht in einer Beziehung, an einem Ort oder in einem Job nicht (mehr) glücklich sind
  • neugierig mit Schaffensprozessen umgehen 

Was du überhaupt nicht brauchst, um ein Literaturcoaching auszuprobieren, ist:

  • Literarisches Fachwissen
  • Schreibtalent
  • künstlerischen Ehrgeiz

DU bist der Maßstab!

Das Coaching soll dir Freude bereiten, Kraft und Zuversicht geben und dir Wege aufzeigen, um dein Leben nach deinen eigenen Vorstellungen in die richtige Richtung zu schieben. Jede Art von Druck wäre dabei fatal. Es wird nicht der Eindruck entstehen, du säßest wieder im Klassenzimmer und müsstest dir unter den strengen Augen der Lehrkraft und dem Gekicher der Mitschüler ein paar sinnvolle Sätze abringen. Im Gegenteil: Die gedruckten Texte und deine eigenen werden zu Freunden, die dir den Rücken stärken und neben Informationen auch Selbstvertrauen schenken.

Warum NICHT ICH die Blumen verdient habe - Über Mentoren und Unterstützer

Kürzlich stand ein Mann vor unserer Haustür, der hinter dem riesigen Blumenstrauß, den er in den Händen hielt, fast verschwand. Ich wunderte mich sehr! Wann bekommt man schonmal Blumen geliefert? Und dann auch noch in Wagenradgröße? Das Geheimnis war mit einem Blick auf die beiliegende Karte schnell gelöst - und rührte mich tatsächlich fast zu Tränen.

Die Karte mit Glückwünschen zum neuen Buch kam von meiner ehemaligen Deutschlehrerin im fernen Eisenach!

Über zwanzig Jahre ist es her, dass sie mir Goethe, Hesse und Rilke vermittelt, die Fehler in meinen Aufsätzen angestrichen und mit Rotstift ihre Noten unter meine Arbeiten geschrieben hat. Und sie hat mich doch nicht vergessen! Aber das Rührendste an der Geschichte ist nicht, dass diese resolute, warmherzige und fähige Frau, die inzwischen längst in Rente ist, so stolz auf mein Wirken als Autorin ist. Das wirklich Rührende ist, dass ich ohne sie niemals da stehen würde, wo ich heute bin!

Damals in der Schule war sie Diejenige, die mich nicht nur alles über Literatur, Wörter und Texte lehrte, was sie selbst wusste, mir die Klassiker nahebrachte und mich in meiner eigenen Ausdrucksfähigkeit wachsen ließ. Sie wurde auch nie müde, mir immer wieder zu sagen und zu zeigen, wie erstaunlich sie mein Talent und meine Liebe zum Schreiben fand. Dieses positive Urteil prägte sich in mein Herz ein und half mir all die Jahre auch über Durststrecken hinweg. Denn ich wusste immer: Da ist jemand, sogar jemand vom Fach, der glaubt an dich!

Irgendwann war mir die Gewissheit, zum Schreiben geboren zu sein, in Fleisch und Blut übergegangen, sie hat mich menschlich und literarisch verändert. Wenn ich heute schreibe, dann mit der festen Überzeugung, dass meine Arbeit genauso ist, wie sie sein soll, dass ich mit ihr mein Bestes gebe und der Literatur einen guten Dienst erweise. Und daran hat meine alte Mentorin einen großen Anteil: Wer weiß, vielleicht hätte ich nie ernsthaft geschrieben, wenn meine Deutschlehrerin nicht gewesen wäre?

Im Lauf der vergangenen Jahre und Jahrzehnte hatte ich etliche Mentoren:

Wunderbare Dozenten und Professoren von der Universität Oldenburg, toughe Vorgesetzte oder ältere Verwandte zum Beispiel. Menschen, die Vertrauen in meine Fähigkeiten hatten, mich über Grenzen schickten, mir Neues beibrachten und mich in verschiedener Hinsicht wachsen ließen. Über jeden dieser Menschen würde ich am liebsten einen eigenen Beitrag schreiben, weil ich so dankbar über diese Begegnungen  und Begleitungen bin. Aber dieser Blumenstrauß, der mich gerade rosa und lila und violett anlacht, der stammt von der ersten Mentorin meines Lebens überhaupt - Und wie könnten je Worte ermessen, wie wichtig so jemand für einen Menschen ist?

Mentoren haben viele Geschenke dabei: Sie teilen ihr Wissen und Können. Sie entdecken und fördern Talent. Sie trösten und bauen das Selbstbewusstsein auf. Sie analysieren Fehler und helfen, etwas besser zu machen und dazuzulernen. Sie prägen eine Persönlichkeit auf jede nur erdenkliche Weise. Und das tun sie nur aus einem einzigen Grund: Weil sie an jemanden glauben. 

Ich schließe heute mit einem großen Danke und einer Umarmung. Beides kommt aus der Ferne und von Herzen. Über die Blumen freue ich mich natürlich sehr, aber wirklich verdient hat sie die Frau, die sie geschickt hat.

Allen Leserinnen und Lesern lege ich ans Herz: Sucht euch Menschen, die euch etwas beibringen und euch fördern können. Ihr werdet eines Tages sehr dankbar für jede dieser Begleitungen sein. Und habt den Mut, Fragen zu stellen, Dinge wissen zu wollen, gesehen zu werden. Auch, Fehler zu machen, etwas auszuprobieren, gern mit eurem Mentor im Rücken. Nur so könnt ihr der Mensch sein, der tatsächlich in euch steckt! Und wer weiß: Eines Tages seid ihr vielleicht selbst ein Mentor für jemanden, der eure Erfahrung und euer Wissen bewundert und von euch lernen möchte.