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Montag, 1. November 2021

Aus dem Autorennähkästchen geplaudert: Mein Kampf mit der "Llorona"

Eine schwere Geburt!

An meinem Buch "Im Schattenreich der Llorona" schrieb ich mehrere Jahre, mindestens zwei insgesamt. 

Ich legte zwischendurch mehrere längere Pausen ein, in denen ich andere Bücher schrieb und auch veröffentlichte. 

Die "Llorona" ließ mich nie endgültig los und bekam mich auch immer wieder zu packen, aber ich blieb nicht die ganze Zeit über konsequent dran, was für mich und meine Arbeitsweise ausgesprochen ungewöhnlich ist. Es war, als müsste dieses Buch immer wieder gären und reifen, bevor es an der Zeit für den nächsten Schritt war.

Schwieriger Entstehungsprozess

Und dieses Manuskript floss mir auch nicht mühelos aus der Feder, wie es die meisten meiner anderen Bücher taten! 

Normalerweise stelle ich mich der schöpferischen Kreativität zur Verfügung und lasse sie durch mich hindurchgleiten, selbst gespannt darauf und erstaunt davon, was am Ende dabei für ein Ergebnis rauskommt. 

Die letzten vier Bücher schrieben sich quasi von selbst. Nicht aber die Llorona!

Mit ihr habe ich gebalgt und gekämpft, mich überworfen und wieder süßsauer vertragen. Ich ackerte mich durch den Plot, der doch eigentlich feststand. Ich verwarf kurz vor dem Ende das Ende und nachher schrieb ich es erneut um, allerdings wiederum nochmal ganz anders, als ich ursprünglich geplant hatte. 

Ich war unzufrieden und frustriert über das Resultat, das Buch schien sich mir gegenüber irgendwie bockig und patzig zu gebärden. Gleichzeitig rief es mir immer wieder säuselnd und verlockend zu: "Bring mich raus! Ich bin gut!" Der Überarbeitungsprozess, eh keine meiner Lieblingstätigkeiten, wurde zur reinsten Folter. Bis ich mit diesem Buch Hand in Hand ging, wuchsen mir etliche graue Haare aus dem kreativen Schopf!

Wir alle sind Menschen und eben nicht perfekt. Manchmal tun wir uns mit der Arbeit leicht und geraten in den Flow, aber zu anderen Zeiten eben nicht. Das war mir klar, das konnte ich akzeptieren.

Aber irgendwie musste mehr dahinterstecken als der Umstand, dass etwas, was mir seit Jahren leicht von der Hand geht, plötzlich in Anstrengung und Verbissenheit ausartete.

Den Gründen dafür musste ich auf die Spur kommen!

Das Buch war als unterhaltsamer, spannender, mystischer Grusel geplant. An einer Hauptfigur, die das Wasser fürchtet wie sonst nichts auf der Welt, hatte ich als ehemalige Rettungsschwimmerin meine helle Freude - und trotzdem knarzte und knirschte es im literararischen Gebälk und das Buch und ich, wir wurden lange nicht warm miteinander, bis wir uns schließlich versöhnten. 

Jetzt sind wir enge Vertraute - es durfte auf den Markt! 

Warum war der Weg bis dahin so kompliziert?

Nun, was als oberflächliche Unterhaltung von mir gedacht war, entpuppte sich als regelrechte Schattenbearbeitung in meiner eigenen Seele. 

Unglaublich, aber wahr: Der Roman ging beim Schreiben und geht wohl auch beim Lesen viel tiefer, als es eigentlich mein Ziel gewesen war!

Da sind die beiden Freundinnen, die sich überwerfen und dann zu Feindinnen werden! Da ist in Geistergestalt jene Mutter, die ihre Kinder ertränkt, um ihren untreuen Ehemann zu bestrafen. Da sind tiefliegende, existenzielle Ängste,Todesängste und dazu eine für Spuk empfängliche Psyche - alles Themen, die weiter reichen, als ein spannender, aber oberflächlicher Pageturner es vermag!

Warum die Llorona sich so sperrig gebärdete:

Geplant war solide Unterhaltung, aber entstanden ist letztlich eine intensive Innenschau, das Psychogramm zweier Frauen, die von Ängsten und Hoffnungen getrieben sind, die an sich selbst verzweifeln oder wahlweise wachsen, die stark und schwach zugleich sind und dies in allen Facetten zeigen.

Mein Anspruch an das Buch war geringer gedacht als später ausgeführt. 

Und jeder intensive Kampf kostet Schweiß, Blut und Tränen. So auch meine "Llorona", die nun viel tiefer in die menschlichen Schatten eindringt, als ich ihr zunächst hatte zugestehen wollen.

So kann es eben manchmal auch gehen.

Was daraus zu lernen ist:

Weniger planen, plotten und recherchieren, mehr Bauchgefühl einbeziehen und die Intuition sprechen lassen. Erzähltheorie ist nicht alles im Leben einer Schriftstellerin. 

Sind nicht menschliche Schicksale, die unseren nahekommen, genau das, was uns im Herzen berührt? Eben, weil die Figuren uns in ihrer Not und in ihrem Glück so verdammt ähnlich sind?

Hab Freude an dem Buch und erhasche vielleicht sogar mal einen Blick auf deine eigenen Schatten, die im Dunklen lauern! Vielleicht steht auch bei dir die Llorona irgendwo in einer dunklen Ecke und lauert auf den Moment, in dem sie zuschlagen kann?

Bildquelle: www.pixabay.de

Montag, 25. Oktober 2021

Mein kleines Schriftstellerteam: eine Vorstellung

Auch, um einmal "Danke" zu sagen, möchte ich heute mein klitzekleines Team vorstellen, das gemeinsam viel Zeit und Energie investiert, um meine Bücher auf den Markt zu bringen.

Ich bin die Autorin. Ich denke mir die Geschichten aus, bringe sie in eine Struktur und schreibe das Buch. (Wenn du wissen möchtest, wie ich dabei vorgehe, kannst du dies in meinem Artikel Wie schreibe ich ein Buch? nachlesen.)

Aber meine Bücher wären nicht veröffentlichungsreif, wenn es diese Menschen in meinem Leben nicht gäbe:

Meinen Lektor:

Mein Vater, Matthis Hoffmann, lektoriert all meine Romane - und er tut das mit sehr viel Liebe, Akribie und Sorgfalt. Er findet nicht nur Tippfehler und blöde Formulierungen, sondern fahndet auch wie ein Trüffelschweinchen nach Ungereimtheiten, schlaffen Spannungsbögen, Logikfehlern und blassen Figuren. Gemeinsam besprechen wir Änderungen und den letzten Schliff. Er ist immer ehrlich in seinem Urteil, aber niemals verletzend.

Meine Coverkünstlerin:

Mit ihrem künstlerischen Talent gestaltete meine Mutter Ramona Hoffmann, die leidenschaftlich gern stimmungsvolle Landschaftsbilder malt, schon einige meiner Cover und verlieh ihnen damit eine ganz eigene Handschrift und einen besonderen Zauber. Sie zeichnet veranwortlich für das ansprechende Äußere von "Die Apfelblütenfee""Der Tag, an dem alle Farben verblassten" und "Im Schattenreich der Llorona". Ich liebe ihre farbenfrohen Fantasieorte und hülle meine Texte nur zu gern in die herrlichen bunten Gewänder.

Meine Beta-Leserin:

Meine Autorenkollegin und Freundin Daniela Mattes, die selbst schon unglaublich viele gute Bücher der verschiedensten Genres auf den Markt gebracht hat, steht mir als kritische und beratende Betaleserin zur Seite. Ihre Erfahrung und ihr Können sind für mich sehr wertvoll und bereichernd.

DANKE.

Nun mag man einwerfen, das sind ja keine Profis, wo bleibt da wohl die Qualität? 

Aber wisst ihr was? 

Für mich SIND es wahre Profis, die nicht nur ihr Wissen und Können bereitstellen, sondern darüber hinaus auch ein Stück ihres eigenen Herzens in meine Bücher stecken. Und das macht sie für mich nochmal ein Stück kostbarer.

Meine Eltern haben mir nicht nur das Leben geschenkt, mich großgezogen und sich um mich gekümmert (das tun sie zum Glück immer noch) - sie sind auch unentbehrlich für mich, wenn es um meine Schriftstellerei geht. 

Und meine Freundin Daniela ist nicht nur ein unverzichtbarer Schatz, mit dem ich mich in Sachen Bücher (und weit darüber hinaus!) austauschen und ausprobieren kann, sondern sie hat mir auch jenen wichtigen Weg ins Selfpublishing aufgezeigt, der mir letztlich die Unabhängigkeit als Indie-Autorin geschenkt und dafür gesorgt hat, dass ich aus eigener Kraft einen meiner größten Träume verwirklichen konnte.

Es ist ein Segen, wenn Talente sich nicht nur entfalten dürfen, sondern auch in einer engen und effizienten Bindung Hand in Hand gehen und gemeinsam etwas Tolles auf den Weg bringen.

Donnerstag, 5. November 2020

Du wirst vermutlich nie ein Bestsellerautor werden! - Warum du trotzdem schreiben solltest

Aus der Autorenwerkstatt

Monatelang im einsamen Stübchen am Rechner sitzen und tippen... Das Essen und Trinken und Schlafen vergessen... Den Kopf voller Träume und eine schillernde Perlenkette von Worten um das Herz, die kein Ende zu nehmen scheint... 

Du steckst Leidenschaft, Zeit, Energie und Mühe in dein Werk und irgenwann kannst du dir stolz auf die Schulter klopfen: Du hältst es in den Händen, deine Träume im Kopf und deine Worte im Herzen sind zu Papier geworden, über das deine Finger streichen, während du nicht weißt, ob du lächeln oder eine Träne vergießen sollst, weil ein fertiges Buch wunderbar und ein Abschied zugleich ist.

Okay, eine sehr romantisierte Vorstellung vom Schriftstellerdasein, ich geb es zu! 

Aber träumen nicht alle, die schreiben, vom großen Durchbruch? Vom eigenen Liebling, liebevoll im Schaufenster der Buchhandlungen dieses Landes in Szene gesetzt? Hochgelobt vom Leserpublikum und ernsthaft besprochen von der Literaturelite, die vor Staunen die Münder und Augen aufreißt und ganz und gar zu kritisieren vergisst?

Na klar! Manch Einer gibt es zu und ein Anderer nicht, womöglich nicht einmal vor sich selbst. Aber diesen Traum kennen viele, die schreiben - er ist das Ziel aller Wünsche, der Endgegner, das Paradies mit ihren ewigen Verheißungen.

Die Realität sieht jedoch anders aus. 

Egal, wie sehr du dich abstrampelst: Du bleibst im Schatten, wo du nicht gesehen wirst. Nur Wenige hören es, wenn sich deine erzählende Stimme erhebt und deine frisch gedruckten Bücher bleiben jungfräulich rein, weil kaum jemand sie zur Hand nimmt, um zärtlich ein kleines Eselsohr hineinzuknicken. Vielleicht hast du das Zeug dazu, ein berühmter Autor zu werden, der vom Schreiben gut leben kann, vielleicht auch nicht. Vielleicht hast du das Zeug dazu, aber aufgrund der Umstände - wenig Geld, wenige zweckdienliche Beziehungen, wenig Reichweite - nützt dir das nichts und du bleibst trotzdem ein kleiner Schreiberling, der vor sich hindümpelt und jeden seiner Fans noch persönlich kennt. Die Chancen, aufzusteigen und explosionsartig den Schriftstellerhimmel zu erhellen, sind statistisch gering, jedenfalls so lange, bis ein beliebter Promi dein Buch in eine Fernsehkamera hält. Eine Möglichkeit, die auch sehr wahrscheinlich nicht eintreten wird. 

(Vielleicht bist du auch ein Beststellerautor oder auf dem Weg dahin, aber dann brauchst du diesen Artikel nicht zu lesen, es sei denn zur Unterhaltung.)

Für viele Andere gilt: Allein bist du damit jedenfalls nicht. Weit mehr als die Hälfte aller AutorInnen kann mit den Büchern nicht mal ansatzweise einen vernünftigen Lebensstandard errreichen und nicht wenige legen sogar noch drauf, weil es Geld kostet, etwas qualitativ Hochwertiges zu produzieren, und weil die Gewinne die investierten Beträge manchmal nicht ausgleichen.

Was die meisten Leute nicht wissen und was oft für Verwunderung sorgt, ist die Tatsache, dass ein Autor in der Regel nur einen sehr geringen Betrag pro verkauftem Buch ausgezahlt bekommt. Man muss schon Unmengen davon verkaufen, damit diese Beträge überhaupt ins Gewicht fallen. Den Rest stecken sich Verlage, Dienstleister und der Handel ein. 

Ob du als Selfpublisher alles allein machen (und bezahlen) musst und sich das nicht zu lohnen scheint oder ob dein Verlag dir nur ein mickriges Honorar zahlt, ob deine Verkäufe dir die Tränen in die Augen treiben oder du dich wie der letzte schreibende Vollidiot fühlst:

Du solltest mit dem Schreiben trotzdem nicht aufhören!

Wie jeder Angehörige der schreibenden Zunft habe auch ich mir im Laufe meiner literarischen Entwicklung Gedanken zu dieser Frage gemacht, wenn die Zweifel überhandnahmen und die positiven Effekte dieser Tätigkeit zu überwiegen schienen. 

Falls es dir auch manchmal so geht: Ich liste dir heute ein paar Gründe auf, warum du trotz enttäuschter Erwartungen, fehlender Gewinne und nicht erreichter Erfolge unbedingt weiterschreiben solltest. Lies sie, wenn dich mal wieder das Zaudern und Zweifeln packt und erfreue dich an allem, was die Literatur dir zu schenken hat!

Ein paar Gründe, um weiterzuschreiben:

1. Erfolg und Geld sind nicht das Maß aller Dinge

...sagt der Bohème, der selbst nichts von Wert auf die Reihe kriegt und die Trauben zu sauer finden muss, die er nicht erreichen kann! 

Aber ja, und er sagt es deshalb, weil es einfach stimmt!

Eine weitverbreitete Ansicht, die so manchen Künstler in die Knie zwingt und dafür sorgt, dass sich immer mehr Individuen bis zur Groteske anpassen, verbiegen und selbst verleugnen! Oder gleich ganz aufgeben, sich in die öden Strukturen des Arbeitsmarkts einfügen und Dienst nach Vorschrift leisten, ohne den kleinsten Hauch Kreativität. Ihrer Kunst - welcher Art auch immer - den Rücken kehren und sich mit handfesteren Dingen beschäftigen, dabei aber leiden und unglücklich oder krank werden. 

Aber es ist nur eine Seite einer Medaille! 

Die andere Seite zeigt ein anderes Bild: Immer schon gab es Idealisten, Aussteiger, Menschen, die mit Chuzpe und Charme ihr eigenes Ding durchgezogen haben und dabei nicht einmal unglücklich waren, weil ihnen Luxus, oberflächliche Unterhaltung und die Lobhudeleien der Elite versagt blieben. Weil es eben doch auch noch andere Werte im Leben gibt! Etwa Schöpferkraft und Verbindung zur Natur, Ästhetik, Kunst und Kultur, Schönheit und Wahrheit, Zwischenmenschlichkeit und Mitgefühl. 

Mir scheint, mehr und mehr Menschen überlegen ganz genau, welche Werte und Prinzipien sie in ihrem Leben und für ihr Fühlen, Denken und Handeln als Grundlage wählen wollen. Dabei schneidet der klingende Taler nicht immer gut ab! Im Gegenteil - es dürfte in der Zukunft zu einer Abkehr von ausschließlich monetären Aspekten kommen und andere Werte werden sich mehr Raum erobern. Deshalb ist es weder naiv noch bescheuert, sich selbst als Botschafter einer neuen Zeit zu verstehen. Das ist, was Kunst unter anderem auch kann.

2. Schreiben ist einfach geil.

Schreiben ist wie intellektuelles Bungeejumping! Es ist ein Abenteuer, bei dem du ständig etwas Neues erlebst und Erfahrungen machst, die über einen "gewöhnlichen" Lebenshorizont hinausgehen. Neben deinem Selbstbild erweiterst du als Autor auch deine Erlebniswelt: Du kannst alles sein, alles werden, alles ausprobieren - und zwar zu Hause am Schreibtisch! Wenn das mal nicht großartig ist, dann weiß ich es auch nicht!

3. Du schärfst deine Beobachtungsgabe und deine Aufmerksamkeit.

Zwangsläufig tust du das, denn sonst könntest du kaum über die Dinge erzählen. Schreibende Menschen nehmen Details wahr, die Andere übersehen. Damit sammeln sie nicht nur Rüstzeug für ihre Texte, sondern tun auch ihrer seelischen und körperlichen Gesundheit etwas Gutes, weil Achtsamkeit Ruhe und Erholung ins Leben bringt.

4. Du machst mindestens einen Menschen glücklich.

Nämlich dich selbst, weil du tust, wofür du gemacht bist! Es ist aber höchst wahrscheinlich, dass sich andere Menschen von deiner Arbeit angezogen fühlen werden. Wenn du einmal die Nachricht, dein Buch habe ein Herz erfüllt, erhältst, dann weißt du, was ich meine! Vielleicht ist es ein Mensch, vielleicht sind es zehn, vielleicht hundert... Lohnt es sich nicht schon für diesen einen? 

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Rezensentin habe ich schon einige Autoren und Autorinnen kennenlernen dürfen, deren Bücher MICH glücklich gemacht haben. Egal, wie erfolgreich sie sich nach konventionellen Definitionen auf dem Markt positionieren können: ICH bin sehr glücklich darüber, dass sie schreiben! Zudem liefern sie mir immer wieder aufs Neue den Beweis, dass die Qualität eines Textes nicht notwendigerweise mit seinem Echo im Haifischbecken Buchbranche konform gehen muss.

5. Deine Eloquenz wird rekordverdächtig geschliffen.

Naja, vielleicht nicht ganz, aber ganz sicher wirst du an mündlicher und schriftlicher Ausdrucksfähigkeit dazulernen. Dein Stil wird klarer, dein Ausdruck treffender! Bücher sind aufgrund ihrer komplexen Struktur die Königsdisziplin beim Schreiben. 

Nachdem ich in jungen Jahren mein erstes Buch fertiggestellt hatte, war meine Überzeugung, wenn ich DAS geschafft habe, wuppe ich auch jeden anderen Text. (Unabhängig von der Publikation übrigens! Es zählte, dass ein Buch geschrieben war.) In der Tat habe ich schon unzählige Arten von Texten verfasst: Zeitschriftenartikel, Reportagen, Marketingtexte, Pressemitteilungen, parlamentarische Initiativen für den Landtag, Aufsätze, wissenschaftliche Essays und viele mehr. Keiner ließ mich verzweifeln, weil der höchste Berg - ein ganzes, fertiges Buch - bereits hinter mir lag. 

6. Du kannst dich vernetzen.

Wenn du willst und dich darum bemühst, führt deine schriftstellerische Tätigkeit zu intensiven Begegnungen mit Gleichgesinnten. Super, um mehr zu lernen, neue Ideen zu entwickeln und Rückenwind zu bekommen!

7. Deine Kommunikationsfähigkeit und dein Einfühlungsvermögen nehmen zu.

Das tun sie, weil du dich ja auch in deine Figuren hineindenken und -fühlen musst, um sie glaubwürdig darzustellen, und weil du anfangen wirst, die Welt um dich herum genauer zu beobachten. Du wirst fragen oder selbst herauskriegen, was Motivationen von Menschen sind, wie sie sich verhalten, was sie sagen, welche Körpersprache sie zeigen und tausend Dinge mehr! Dir werden Stimmungen und Emotionen vertraut, die du von dir selbst vielleicht nicht kennst. Du erweiterst deine gesamte Persönlichkeit um wertvolle Aspekte, die dir auch im Alltag weiterhelfen.

8. Du kultivierst berufsrelevante Fähigkeiten.

Diszipliniert weitermachen, obwohl du keine Lust hast? Dein Ziel im Blick behalten und fokussiert verfolgen? Durstrecken aushalten, ohne die Motivation zu verlieren? Etwas bis zum manchmal bitteren Ende durchziehen? Improvisieren, wenn du in eine Sackgasse gelangst? 

All das sind Meisterqualitäten von allen, die es geschafft haben, ein Manuskript zu beenden. Und sie sind auch in fast jedem Job Gold wert! Was du beim Schreiben lernst, kannst du beruflich und privat auch in anderen Bereichen nutzen, sowohl was deine Soft Skills, als auch was dein Wissen angeht.

9. Du lernst, strukturiert zu arbeiten und dich zu organisieren.

Ganz sicher wirst du das, weil du ohne Struktur in deinem Buchchaos versinken und niemals fertigwerden würdest. Wer einen komplizierten Plot aufräumt, der schafft das auch im eigenen Leben und Arbeiten.

10. Deine Kreativität und Fantasie erreichen ungeahnte Höhen.

Es liegt natürlich an dir selbst, wie tief du in deine imaginäre Welt eintauchst und was du aus ihr mitnimmst. Fakt ist aber, dass jede Nutzung der Vorstellungskraft sie erweitert. Und diese Erweiterung ist durch keinerlei Grenzen eingeschränkt. 

11. Du wirst stolzer und selbstbewusster.

Selbstredend! Du hast etwas geschaffen und du hast etwas geschafft! Ob gut oder nicht, ob erfolgreich oder ein Nischenprodukt, ob versilbert, vergoldet oder ganz und gar nackt: Vergiss nicht, dass etliche Menschen den Traum vom Buch eben nicht realisieren. Du aber schon - und dafür brauchst du eine Menge Fähigkeiten wie die bereits genannten, die du dann offensichtlich ja alle besitzen musst! Das ist ein absolut ausreichender Grund, um den Kopf zu heben und der Welt zu zeigen, wer du bist!

12. Du rettest die Welt.

Natürlich nur in einem ganz winzigen Rahmen. Aber du bringst etwas in die Welt, das ihr guttut und sie bereichert. Das kann nicht jeder Mensch von sich sagen! Andere Menschen tun Gutes in anderen Bereichen, sie kümmern und sorgen sich, pflegen, schützen und engagieren sich. Dies kann DEIN Beitrag sein, die Welt ein bisschen besser zu machen.

13. Du kannst nicht anders.

Dir wurde, wie es aussieht, ein Talent in die Wiege gelegt (sonst hättest du nicht den Drang, es auszuleben) und jedes Talent will genutzt sein. Natürlich musst du aus deinen Fähigkeiten nicht das Beste machen, es gibt keine rechtliche, moralische oder sonstige Verpflichtung. Aber du wirst es deutlich spüren, wenn du gegen deine Natur lebst und dann kannst du nur heil und ganz werden, wenn du deinem Talent Raum gibst, um sich zu entfalten. Lass dich dabei nicht entmutigen oder irritieren von anderen Einstellungen, wenn du deine eigene als richtig empfindest.

Jeder Tag, an dem du dich schlafen legst mit dem Gedanken: Heute habe ich etwas getan, was mich erfüllt hat und mir entsprach, wird ein guter Tag gewesen sein. 

Fazit:

Du siehst, unabhängig von der Resonanz auf dein veröffentlichtes (oder zu schreibendes) Werk gibt es eine Menge Gründe, die das Schreiben zu einer wunderbaren Tätigkeit machen! 

Bleib dran und lass dich nicht beirren, falls jemand dir reinredet oder dein eigener innerer Kritiker eine wüste Anti-Rumba zu tanzen beginnt! Schreiben ist geil! Schreiben macht Sinn! Schreiben hat viele Geschenke für dich im Gepäck! Bleib dabei, wenn du magst. Selbst wenn du am Ende selbst das Eselsohr in deine Seiten setzen musst, damit dein Buch gelesen aussieht!

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Zweifel und Selbstzweifel während des Schreibens und danach - Wie du sie überwindest und dein Standing als AutorIn vor dir selbst stärkst

Aus der Autorenwerkstatt
Ich kann das ja gar nicht!

Manchmal kommt dieser Punkt - oft während des Schreibens, manchmal sogar bereits schon, bevor man überhaupt angefangen hat: Man liest das bereits Geschreibene oder überdenkt die Idee des eigenen geplanten Buchs und denkt: 

"Scheiße, ich kann das ja überhaupt nicht! Das ist Murks! Das wird schlecht! Jede Sekunde, die ich da hinein investiere, ist für die Tonne!" 

Fortan quälen sie dich bei jedem Satz, diese fiesen Einflüsterer, die vehement von dir fordern, die Brocken hinzuwerfen! Es kann sein, dass sie dich davon abhalten, deine Geschichte überhaupt jemals zu Papier zu bringen oder erfolgreich zu beenden!

Der Schreibprozess ist nicht immer angenehm und mit vielen Stolpersteinen verbunden, über die du bis zu deinem fertigen Buch springen musst.

Möglicherweise machst du aber trotzdem weiter, weil du verbissen und auch ein bisschen trotzig bist, weil du deine Geschichte einfach schreiben willst, weil sie in dir brennt und um jeden Preis das Licht der Welt erblicken will. Du bekommst den Eindruck, dass das, was du schreibst, vielleicht doch ganz gut ist, steckst all deine Energie und dein Können in den Text, wächst mit und an ihm, wirst besser, klarer, fokussierter! 

Das Projekt entsteht, nimmt Fahrt auf und irgendwann hast du es geschafft: Dein Buch ist allen Zweifeln zum Trotz fertig geworden! Dem Endergebnis ist nicht anzusehen, dass es Stunden voller quälender Sinnfragen in sich trägt. Es ist gut geworden, findest du. Und fühlst Stolz, es geschafft zu haben, ein Ergebnis vorweisen zu können, ein Ziel erreicht zu haben.

Nun könnte man denken, du befändest dich am Ende des Weges, den ein Zweifler zu gehen gezwungen ist: Ein Verlag veröffentlicht dich oder du fuchst dich in das Selfpublishing ein. Aber es ist nicht das Ende! Es kann vielmehr der Anfang von noch viel größeren Zweifeln und Komplexen sein! Nämlich dann, wenn sich dein Buch nicht wie gewünscht verkauft oder vergeblich auf zahlreiche positive Besprechungen wartet. Wenn es deine eigenen und die Erwartungen der LeserInnen nicht erfüllt... Wenn es nicht gesehen und wahrgenommen wird... Wenn es schlecht bewertet wird, aus welchen Gründen auch immer. Es gibt tausend und mehr Gründe, warum dein Buchbaby dir auch nach seiner Publikation großen Kummer bereiten kann!

Die Veröffentlichung und die Reaktionen darauf sind nicht die Endgegner. Der Endgegner ist dein eigenes Urteil, das DU über deinen Prozess deines Schreibens fällst.

Denn die fiese Stimme von früher holt dich wieder ein "Das ist Murks!" Du erinnerst dich? 

Oder dich erreicht das berühmt-berüchtigte Loch nach der Fertigstellung und Veröffentlichung deines Buchs, das Leere und Melancholie hinterlässt. Die unglaublich vielschichtige und fleißige Arbeit ist getan, aber sie bringt einfach nicht das gewünschte Ergebnis und du bekommst zu den Gefühlen von Scham, Enttäuschung, Ärger und Traurigkeit auch noch dein Eindruck, die Arbeitszeit sei verlorene Lebenszeit gewesen und fängst an, an der ganzen Sache grundlegend zu zweifeln. 

Ein nächstes Buch nimmst du vielleicht nicht in Angriff. Dein Selbstbild schließt den Bereich "Schriftsteller" womöglich künftig aus. Und statt dich voller Stolz und Tatkraft dem Marketing zu widmen, duckst du dich wie ein kleiner Loser in die hinterletzte Ecke und bist dir sicher, nie mehr etwas Sinnvolles auf die schriftstellerischen Beine zu stellen. 

Spätestens dann gerätst du in gefährliche Nähe der Frage, welchen Sinn das alles (noch) macht und wirst früher oder später resigniert mit der Antwort "keinen" deinen Traum vom Schreiben ad acta legen. Das Schreiben ist ein persönlicher, intimer Prozess und er macht sehr angreifbar und verletzlich. 

Mich überkamen früher manchmal Selbstzweifel, nachdem ich ein handwerklich besonders gutes Buch gelesen hatte, das ich nicht mehr aus der Hand zu legen vermochte. Dann schoss mir durch den Kopf: "Egal, wie gut du bist, SOWAS wirst du niemals schaffen!" Klar, dass solche Gedanken von Gefühlen begleitet werden, die das Selbstvertrauen untergraben, die Motivation hemmen und dem nächsten Projekt ein ziemlich fieses Bein stellen. 

Ehrfurcht und Anerkennung für die Leistung Anderer ist eine tolle Sache, aber wenn sie den Mut und die Freude am Schreiben rauben, dann werden sie zum Problem. Natürlich lag das Problem nicht bei den tollen Büchern und Autoren - im Gegenteil, die können mit der richtigen Einstellung sehr inspirierend sein - sondern in meiner eigenen Unsicherheit und ungesunden Denkmustern.

Genau denen will ich mich heute widmen, weil ich weiß, dass sie weit verbreitet sind. Es ist fast so, als wäre eine Autorenseuche in Gange, die dann und wann mit einer großen Impfung Realismus bekämpft werden muss. Denn kaum eine andere Berufsgruppe scheint so intensiv von Zweifeln eingeholt zu werden und sich ihres eigenen Tuns so unsicher zu sein, wie Schriftsteller es manchmal sind. Oder würde ein Arzt auf die Idee kommen, sich nach jeder gelungenen OP mit der Frage zu quälen, ob der Patient nicht vielleicht doch stirbt? Wie viele Gedanken verschwendet ein Gärtner an die gesetzten Pflänzchen über die Pflege hinaus? Bei wem sucht der Anwalt die "Schuld", wenn er einen Prozess verliert? Die Parameter des "Erfolgs" werden angesichts hochdotierter Preise und bedeutender Beststellerlisten für schreibende Menschen scheinbar (!) außerordentlich hoch gesetzt und wir wissen ja: Wer in unserer Gesellschaft nicht auf dem Siegertreppchen steht, ist ein Verlierer. Er erhält NUR die Teilgenommen-Urkunde, die man besser nicht stolz herumzeigt.

Ich liste dir Denkfallen rund um das Schreiben eines Buchs und die damit verbundenen möglichen Selbstzweife, die häufiger auftreten, auf. Und ich schlage dir Alternativen der Interpretation oder praktische Ideen zur Lösung des jeweiligen Problems vor.

Typische Zweifel und Selbstzweifel von Autoren:

Ich bin nicht gut (genug).

Wie du ja weißt, ist jeder von uns ein ganz besonderer Mensch mit einer einzigartigen Zusammenstellung individueller Fähigkeiten, Eigenheiten und Talente. Das gilt auch und gerade für Künstler! Geschmäcker sind verschieden: Einige werden deine Texte mögen, ander nicht, ein paar werden sie vielleicht lieben. Das ist in Ordnung und eine realistische Sichtweise mit der man gut leben kann, oder?

Und welche Rolle spielen Urteile? Geht es nicht manchmal auch um Wachsen und Lernen, Experimentieren und Ausprobieren? Je mehr du schreibst, umso besser wirst du werden, du wirst dazulernen und das Gelernte immer erfolgreicher umsetzen! Nimm dir diese Chance nicht, indem du von vornherein unmöglich hohe Abnsprüche an dich selbst stellst! Das Leben als Schreibender sollte dein Spielplatz sein, nicht dein Schlachtfeld. Klar geht es auch um das Ergebnis. Aber nicht nur! Zuweilen ist der Prozess auch Selbstzweck und die eigene Entwicklung eine lebenslange Aufgabe.

Ganz abgesehen davon hast du schon eine Meisterleistung vollbracht! Wie viele Bücher werden erträumt, aber nicht geschrieben? Deins ist auf dem Markt! Du hast Mut und Fleiß bewiesen! Du verfügst offenbar über eine Menge Fähigkeiten, die man unbedingt braucht, um bis dahinzukommen, wo du jetzt stehst. Die eigentliche Qualität deines Textes ist eine ganz andere Frage, die davon unberührt bleibt.

Ich werde nicht gesehen.

Ja, das ist wahr und erstmal eine bittere Pille, die es zu schlucken gilt. Waren es 70.000 Neuerscheinungen, die jedes Jahr in Deutschland den Markt fluten? Wie vielen anderen Autoren fehlen dir vielleicht auch Vitamin B und / oder die finanziellen Mittel, um groß angelegte, wirksame Werbekampagnen zu starten und dann haderst du mit Voraussetzungen, die du sowieso nicht ändern kannst. In bestimmten Ligen spielst du einfach nicht mit, egal, was du ablieferst. Darüber kann man verzweifeln - oder man kann sich über die Möglichkeiten freuen, die man hat.

Als ich damals mit dem Schreiben anfing und mein erstes Manuskript fertig war, war Selfpublishing nicht nur unüblich, sondern undenkbar! Ich träumte nicht von Bestsellerlisten oder Preisen, sondern nur davon, mein Buch gedruckt in den Händen zu halten! Angesichts dieser sich rasant entwickelten Möglichkeiten, heute eigenständig auf den Markt zu gehen, steht mir etwas Bescheidenheit gut zu Gesicht. Ich schreibe, ich publiziere. Vielleicht nimmt mich nur eine Handvoll Menschen wahr. Aber das ist schon mehr, als ich vor zwanzig Jahren zu träumen gewagt hätte. Und diese populäre neoliberale Unterstellung, jeder könnte alles schaffen, wenn er sich nur genug anstrenge, ist sowieso eine Lüge, die auch in anderen Lebensbereichen für viel Unglück und Überforderung sorgt. Chancen sind ungerecht verteilt und Voraussetzungen sind nicht immer für alles gegeben.

Deswegen mein Rat: Akzeptiere. Hadere und zaudere nicht. Erfreue dich an dem, was du bislang geschafft hast. Höre auf zu vergleichen. Urteile weniger. Folge mehr deiner inneren Berufung, denn die kennt den richtigen Weg genau. Entwickle dich, entfalte dich, suche weiter. Orientiere dich an Werten und Idealen, die deinem Wesen entsprechen - nicht der Gesellschaft und auch nicht deinen (potenziellen) Lesern. Bleib authentisch und verbiege dich nicht. Du siehst dich selbst - das ist der erste Schritt.

Hilfreich ist außerdem, sich zu überlegen, was dein Alleinstellungsmerkmal ist, was also deine Bücher zu etwas wirklich Besonderem macht und um dieses Merkmal herum deine Marketingstrategie aufzubauen. 

Ich habe Kritik erfahren und das hat mich verletzt.

Gute, sachliche und im besten Fall wohlwollend formulierte Kritik ist immer hilfreich. 

Bedanke dich dafür und nimm davon an, was dir sinnvoll und nützlich erscheint. Es kann nur dafür sorgen, dass du noch besser wirst! 

Entscheide aber auch, wenn eine Kritik nicht fair, angemessen oder sogar beleidigend ist, diese auch innerlich weit von dir zu weisen. Es bleibt dir unbenommen, dich vor demotivierendem, womöglich ungefragtem Feedback zu schützen! 

Wie die Sonne ist Kritik per se nicht nur gut und auch nicht nur schlecht, sondern Dosierung und Ausprägung machen den Unterschied: Eine vernünftige Portion ist notwendig und erhellend, aber zu viel und auf Dauer entstehen Krankheiten. 

In letzter Konsequenz sind im Übrigen immer deine eigenen Urteile und Vorlieben der richtige Maßstab: Das muss so sein, wenn du authentisch bleiben willst!

Ich finde meine eigene Stimme / meinen Stil nicht.

Hier macht Übung den Meister. Du wirst mit wachsender Erfahrung immer unverwechselbarer schreiben, denn während des Tuns bildet sich der eigene Stil automatisch heraus, wie eine persönliche Handschrift. Gib dir ein bisschen Zeit und erlaube dir auch Experimente! Gut beraten ist man immer, wenn man die eigene Intuition ins Boot holt und sich nicht allzuviel nach außen orientiert. Kreativitätstechniken helfen, Inspiration bringt Anstöße und es lohnt sich auch, die Werke anderer Autoren zu studieren, um von ihnen zu lernen.

Viele Autoren haben außerdem den Wunsch, einen eigenen Stil zu haben, vielleicht sogar einen besonderen Stil - stürzen sich aber mit dem gleichzeitigen Anspruch, allen gefallen zu wollen, in Verwirrung. Klar ist: Du kannst speziell sein oder (nahezu) ALLEN gefallen. Beides gleichzeitig ist eine sehr sportliche, weil widersprüchliche Herausforderung! Findest du deinen Stil und ist er besonders, rückst du vom Mainstream weg. Schreibst du so wie viele Andere, gehst du in der Masse unter und erschaffst keine Unverwechselbarkeit. 

Was also ist dir wichtiger? Der Anspruch deiner potenziellen Leser - und davon möglichst viele - oder dein eigener und deine Verpflichtung gegenüber der Kunst?

Verabschiede dich außerdem von der Vorstellung, du könnest einen Stil kreieren, der ausnahmslos jeden Menschen anspricht: Wenn der sogenannte Mainstream Möglichkeiten dieser Art auch vorgaukelt (und dabei unausrottbar zu sein scheint), so ist DAS ultimative Buch doch noch nicht geschrieben und DER optimale Autor noch nicht in Erscheinung getreten. Es bleibt also sinnlos, einem Phantom nachzujagen und dann kann man auch gleich sein ganz eigenes Ding machen.

Ich verkaufe zu wenig Bücher.

Es scheint allgemein angenommen zu werden, aber ein guter Autor ist nicht automatisch auch ein guter Unternehmer. Du bist als Schriftsteller in der Regel kein Marketinggenie und es kostet Zeit und viel Mühe, sich auch nur einen Grundstock an Wissen über diese Themen anzueignen. 

Und auch viele Verlage, vor allem die kleineren, straucheln oft angesichts ihrer eingeschränkten Möglichkeiten, die die Alphatiere der Branche ihnen übriglassen. Wenn ein knallhart umkämpfter Markt, ökonomische Interessen und das Künstlertum aufeinandertreffen, sind Konflikte vorprogrammiert. Auch innere!

Du kannst natürlich nach Kräften werben! (Anregungen für Maßnahmen gibt es zuhauf im Netz, teilweise zusammengestellt von echte schlauen und versierten Leuten.) 

Doch da stellt sich natürlich die Frage, wie viele Kosten eine Tätigkeit verursachen darf, die dir eigentlich etwas geben soll. Werde dir deshalb zunächst darüber klar, welchen Stellenwert deine Schreibtätigkeit für dich hat: Warum schreibst du und für welches Ziel? Für den Markt? Für einen Verlag? Für den Leser? Weil es Spaß macht und dich erfüllt? Weil du nicht anders kannst und es wie ein Ruf ist, dem du folgen musst? Und worum geht es dir? Um Anerkennung? Erfolg? Einkommen? Oder darum, dich auszuleben und in deiner Welt, in der man sowieso schon in den meisten Bereichen in eng gesteckten Normen, Regeln und Konventionen feststeckt, deinen Stiefel durchzuziehen? 

Entscheide dich, worum es dir geht und söhne dich mit den Konsequenzen aus. Du kannst nicht alles haben. Dein Fokus wird immer dazu führen, dass andere Bereiche im Schatten verbleiben.

Dann kannst du zum Beispiel in Marketing investieren, dir selbst Wissen darüber aneignen und umsetzen oder deine Energie für andere Dinge verwenden. Falls du Marketing betreiben willst, ist es sinnvoll, dir einen strukturierten Maßnahmenplan mit Zielen und Methoden zu erstellen und diesen dann schrittweise zu verfolgen.

Vielleicht findest du auch einen Weg zwischen den Extremen, mit dem du dich wohlfühlst und der von allen Seiten möglichst viele Vorteile vereinigt. Falls du einen weißt, lass es mich wissen!

Schreiben ist und macht einsam.

Das stimmt, allein am PC und mit den Gedanken bei deinen Figuren bist du in einer ganz eigenen Welt, die die echte im Grunde ausschließt. Du kannst allerdings rund um dein Buch trotzdem in Austausch mit anderen Menschen gehen, indem du es in Gesprächen thematisierst oder aktiv um Unterstützung bittest, wenn du sie brauchst. 

Vor allem Menschen, die selbst schreiben, eignen sich dafür sehr gut - und viele sind wirklich offen dafür. Versauere nicht hinter deiner Tastatur, sondern bring deine Ideen ins Leben und teile deinen Prozess, bis du die einsamen Stunden der Ruhe und Erholung erneut ersehnst und erstmal eine Runde abtauchen musst.

Mir fehlt Handwerkszeug.

Es kann Sinn machen, sich erzähltheoretisches Wissen anzueignen, wenn man in diesem Bereich tätig sein will. Nicht nur, weil es die Arbeit qualitativ hochwertiger macht, sondern weil es auch mehr Freude bereitet, wenn man weiß, was man tut, statt instinktiv durch einen dunklen Tunnel zu stolpern. 

Es gibt Kurse und Seminare zu den verschiedensten Themen rund um das Schreiben. Zahlreiche Bücher können das Studium ergänzen oder zur autodidaktischen Weiterbildung genutzt werden. 

Du wirst sehen, das macht Spaß - und das neu erlernte Wissen das auszuprobieren erst recht! Klick dich einfach mal durch die Suchmaschine und suche dir etwas raus, was zu dir passt. Die Grundlagen kann man lernen und dafür braucht es keine Universität und kein Abschlusszertifikat!

Ich weiß nicht, worüber ich schreiben soll.

Diesem Thema habe ich einen eigenen Artikel gewidmet. Dort findest du Inspirationsvorschläge.

Es kommt mir mühsam und sinnlos vor.

Ja. Manchmal ist es das. Aber wenn du zum Schreiben geboren bist, dann hast du keine Wahl. Egal, wie sich deine Texte entwickeln, sich deine Verkäufe gestalten, sich dein Ruf festigt oder auch nicht - du wirst unglücklich sein, wenn du dir das Schreiben verwehrst, und dir wird immer etwas fehlen.

Letztens sah ich beim Spazierengehen am Weserstrand eine beeindruckende Sandburg, die ein Vater mit seiner Tochter gebaut hatte. Ich beobachtete mit einem kleinen Lächeln, wie die Wellen sich dem kleinen Kunstwerk näherten und es schließlich mit nur zwei, drei Schlägen in die Tiefe zogen. Kaputt und zerstört - Wie sinnlos war es, sie zu bauen, könnte man denken. Aber Vater und Tochter merkten den Verlust gar nicht, denn sie waren schon beim nächsten Projekt und planschten unbeschwert im Wasser herum. 

Schlussgedanke: Zweifel sind nicht immer schlecht. 

Zum Schluss sei gesagt, dass Zweifel nicht immer nur negativ sein müssen. Eine gewisse Anzahl an Zweifeln ist dem menschlichen Denken erlaubt und üblich. Zweifel helfen uns dabei, Einstellungen und Urteile immer wieder neu zu überdenken und zu prüfen, ob sie noch richtig und passend für uns sind. Sie tragen zur Selbstreflektion bei, fordern unseren Ehrgeiz heraus und korrigieren falsche Richtungen. Nur überhand nehmen dürfen sie natürlich nicht.

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Eine Liebeserklärung an Oscar Wilde - Wie "Zeugnis einer Liebe" entstand

Diese kleine Geschichte ist fast schon banal, so simpel hat sie sich zugetragen.

Als Fünzehnjährige verfiel ich der schönen, gewaltigen Sprache und den Ideen des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Ich lieh mir alle Werke und Biografien aus, die ich finden konnte, ließ sie mir sogar aus Großbritannien mitbringen. Ich bat die nette Dame in der Schulbücherei, mir die grisseligen Schwarzweiß-Bilder aus den Büchern zu kopieren und hängte sie mir über den Schreibtisch. Ich recherchierte und suchte wie ein Trüffelschwein nach mehr Informationen.

Neben seinem Werk ließ mich vor allem seine tragische und irgendwie unglaubliche Lebensgeschichte nicht mehr los und irgendwann setzte ich mich an den Computer und entwarf eine Handlung, die das Leben des viktorianischen Dichters nachzeichnete, sich aber in die heutige Zeit einbettete. Eine moderne Variante einer alten Geschichte, sozusagen.

Mein Protagonist Fingal Flaherty trug die (unbekannteren Namen) Wildes und erlebte, was er wohl erlebt haben mochte: Liebe, Leidenschaft, Zusammenbruch, den völligen Verlust von allem, was einst sein Leben ausgemacht hatte, einschließlich desselben. 

Während ich den Roman schrieb, war ich selbst in diesem fremden Dasein, als wäre ich leibhaftig dabei gewesen und es war eine großartige Erfahrung, weil ich irgendwie auch selbst über mich hinauswuchs, indem ich mir diese widersprüchliche und dramatische Story zu eigen machte.

Das Buch wurde 2006 vom Ancient Mail Verlag angenommen und in einer kleinen Auflage produziert. Auf dem Buchrücken steht, es sei eine Liebeserklärung von der Autorin an Oscar Wilde - und das ist es auch.


Donnerstag, 15. Oktober 2020

Hilfe! Mein Buch geht nicht voran! - Umgang mit Schreibblockaden

Aus der Autorenwerkstatt
Nichts geht mehr!

Gerade warst du noch gut drauf und in der Erstellung deines Buchs mittendrin und plötzlich geht gar nichts mehr? Keine Sorge, der Zustand ist völlig normal und nicht von Dauer! 

Wenn du so lange nicht warten willst: Es gibt ein paar Tricks, wie du die Flaute im Kopf in den Griff bekommst und eine Schreibblockade aktiv beenden kannst. 

Wie du das machst, ist abhängig von den Gründen, die zur Schreibblockade geführt haben. 

Ich werde dir nicht nur verschiedene Gründe vorstellen, sondern auch dazu passende Lösungsideen entwerfen, die du für dich nutzen und nach Bedarf an deine Bedürfnisse anpassen kannst. 

Überlege dir also, wenn dich eine Schreibblockade überkommt, genau, warum das der Fall ist. Der Grund ist der passende Schlüssel für den richtigen Umgang damit.

Gründe für Schreibblockaden und Lösungsvorschläge:

  • Grund: Unrunde Geschichte

Deine Geschichte ist nicht rund. Dein Plot hat Logiklöcher oder unpassende Stellen. Deine Sprache beißt sich mit der Handlung. Deine Perspektive ist unglücklich gewählt. Du hast vielleicht vor dem Schreiben zu wenig oder das nicht Passende entworfen. Oder, oder, oder! Wo passt etwas nicht?

Lösungsideen:

Irgendwo hakt es noch und dass es nicht weitergeht, ist nicht nur ein guter Beweis dafür, sondern auch ein Segen, sonst würdest du nämlich schreiben und schreiben und erst danach feststellen, dass etwas nicht richtig ist. Und von vorn anfangen! 

Schaue dir deine Story und das bisher Geschriebene (oder Geplante) an und überlege, wo etwas nicht passt oder ineinandergreift. Überarbeite deinen Plot und / oder deine Figuren. Entwirf alternative Szenen, spinne herum, denke die Geschichte von hinten oder ganz verrückt. Verändere das Gerüst, damit dein Textbau gesund weiterwachsen kann.

  • Grund: Keine Zeit

Du hast in deinem Alltag keine Zeit, weil du dir zu viele Pflichten aufgehalst hast und dir keine Zeit für dich selbst einplanst.

Lösungsideen: 

Delegiere, verändere oder streiche Aufgaben. Specke Todo-Listen ab. Passe Abläufe, Routinen oder Strukturen an. Reduziere Arbeitszeit. Gib ungeliebte und vielleicht nicht mehr notwendige Tätigkeiten auf. Fordere von deinen Mitmenschen mehr Beteiligung und Unterstützung. Gehe mit deinem Perfektionismus (?) und deinen Erwartungen an dich selbst und ins Leben ins Gericht. Schaffe Freiraum, den du für dich nutzen kannst. Werde dir über die Werte klar, die dich im Leben leiten und setze deine Prioritäten neu. 

Wenn du das alles nicht schaffst, hast du ein Problem in den Bereichen Selbstbehauptung / Grenzen setzen / Selbstfürsorge und solltest dich darum kümmern, dein Denken und Handeln in kleinen Schritten zu ändern.

  • Grund: Leerer Kopf

Du hast keine Ideen, dein Kopf ist völlig leer, obwohl du gern schreiben möchtest.

Lösungsideen:

Das Gehirn und auch die Kreativität als schöpferische Kraft brauchen Pausen. 

Manchmal hilft nichts, als zu unterbrechen, sich abzulenken und zu erholen. Verlasse den Schreibtisch, geh spazieren, führe ein Gespräch, beschäftige dich anderweitig. 

Vielleicht braucht deine Geschichte auch Zeit, um sich zu entwickeln und möchte nicht unter Druck gesetzt werden. Bleibe gelassen und gewähre ihr das ihr inneliegende Tempo ihrer Entwicklung. 

Darüber hinaus sorgt ein buntes Leben abseits der Tastatur auch für mehr Input und Gefühlstiefe. 

Gelegentlich hilft es auch, ein anderes Schreibprojekt anzugehen und das, bei dem es hakt, zunächst auf Eis zu legen, das nimmt Druck raus.

  • Grund: Erschöpfte Energierreserven

Du bist müde oder erschöpft.

Lösungsideen:

Jetzt ist keine Zeit für Produktion, sondern für Erholung und Regeneration! 

Wenn du zum Beispiel an einem Tag schon viel geleistet hast, ist abends kaum noch Energie für das geistig und seelisch durchaus anspruchsvolle Schreiben übrig. In solchen Momenten gönne dir Ruhe. 

Grundsätzlich solltest du überlegen, ob du deine Schreibzeiten optimieren und deinem natürlichen Bio- sowie deinem Lebensrhythmus besser anpassen kannst. 

  • Grund: Du bist gelangweilt

Dir ist langweilig. Deine Geschichte flasht dich gerade nicht? Alles, was dir einfällt, sind Klischees und leere Worthülsen? 

Lösungsideen:

Dann wird es Zeit für eine Abwechslung. Setze ein paar der Inspirationstipps um! Mach einen Ausflug oder eine Reise, konsumiere Kultur, Musik, Literatur, verlass den bequemeen Schreibsessel und beschäftige dich mit anderen Menschen. Du wirst schnell vor Ideen wieder übersprudeln und mit neuer Energie an deinen Text gehen!

  • Grund: Dein Kopf ist zu voll

Du hast zu viel im Kopf. Deine Gedanken kreisen um tausend Dinge, die dich beschäftigen und keinen Raum mehr lassen für die winzigste Fantasie. 

Lösungsideen:

Sortiere und ordne deine verschiedenen Lebensbereiche, gehe die lösbaren Probleme aktiv an und distanziere dich innerlich von denen, auf die du keinen Einfluss hast. Halte Aufgaben und alles, was dir einfällt, schriftlich fest, so geht es nicht verloren und du kannst dich anderen Dingen zuwenden. Führe ein Tagebuch oder ein Gespräch, um mit belastenden Gedanken und Gefühlen klarzukommen. 

Sollte dieser Grund zu mächtig werden, kann es Sinn machen, dir selbst eine Schreibpause zu verordnen, bis du Ordnung in den anderen Lebensbereichen geschaffen hast. Umgekehrt kann es auch ein Energie- und Selbstbewusstseinsbooster sein, das Schreiben bewusst als Prozess der Selbstfürsorge zu verstehen und dem herumhüpfenden Affen im Kopf eine Pause aufzuzwingen, in der du dich auf deinen Text konzentrierst. Das kannst du üben, indem du es immer wieder tust. 

  • Grund: Deine Projekte sind zu zahlreich

Du hast zu viele Projekte unbeendet, die dir im Kopf herumspuken und sich gegenseitig behindern.

So ging es mir neulich: Ich hatte vier Buchideen in der Pipeline, hatte mit allen schon mit mindestens dreißig Seiten angefangen (war also schon bei Punkt acht meiner Liste) und hatte Lust, mit allen weiterzumachen. Und zwar gleichzeitig! Ging natürlich nicht, ich bin ja kein Oktopus, der auf vier Bildschirmen tippen kann und meine Hirnkapazität reicht auch nicht aus, um dabei nicht durcheinanderzukommen.

Lösungsideen: 

Es ist unbedingt nötig, dich (erstmal) für ein Projekt zu entscheiden. Im besten Fall für das, was du nun bis zum Ende durchziehst, bevor du das nächste anfängst. Gern aber auch nur für diesen heutigen Tag und die nächsten Stunden. 

Entscheide dich mit ganzem Herzen intuitiv für das Projekt, das dich gerade am meisten reizt - natürlich nur, wenn du keine Deadline von außen vorgegeben bekommst - und dann blende die anderen Werke aus. Räume die Notizen dafür in die Schublade, mach die Datei zu, schiebe alles Andere weg. Das ist jetzt nicht dran! Je schneller du mit deinem nun auserwählten Projekt vorankommst, umso eher kannst du dich den anderen widmen, also schreite mutig voran!

Wenn du dich nicht entscheiden kannst oder willst, lass den Zufall entscheiden, indem du eine Karte ziehst oder eine Münze wirfst. Wichtig ist nur, dass du dich dann daran hältst, den anderen Projekten keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken. 

Wenn es dir schwer fällt, die Aufmerksamkeit auf nur ein Projekt zu richten, dann unterstütze dich selbst zum Beispiel mit einem Signal, das klarmacht, dass es nun nur um dieses eine Projekt geht. Trinke zum Beispiel eine bestimmte Teesorte, die ausschließlich dafür reserviert ist, nutze für Notizen eine bestimmte Farbe, trage bestimmte Kleidung oder lege besondere Musik auf. 

Falls du dazu in der Lage bist, gleichzeitig oder abwechselnd an mehreren Projekten zu arbeiten, umso schöner, aber dann hast du ja diesen Grund nicht als Problem und darfst gebührend beneidet werden. Jedenfalls von mir, die immer alles gleichzeitig will und sich damit oft selbst ein Bein stellt!

  • Grund: Ablenkung

Du bist abgelenkt. Telefon? Mitmenschen, die etwas von dir wollen? Mails und Klicks und ständige Informationsflut? Der plärrende Fernseher im Hintergrund? Klingelnde Nachbarn? Der jaulende Hund, das brüllende Baby, die klappernde Tür, das tobende Gewitter?

Lösungsideen:

Manche Gründe, die dich ablenken, erschaffst du selbst. Schalte diese ab! Kein Netz, kein Internet, kein Handychecken während des Schreibens! Feste Schreibzeiten und am besten auch einen festen Ort, der dafür vorgesehen ist. 

Mach dir klar, was es dich kostet, wenn du der spontanen Lust nach Unterhaltung nachgibst: Du opferst jedes Mal aufs Neue dafür ein kleines Stückchens deiner Träume! Erziehe dich ein bisschen und lass mal den autoritären Erwachsenen raushängen, wenn das Kind in dir nach Abwechslung plärrt! Du kannst dich ja NACH dem Schreiben damit belohnen.

Häufig sind es aber auch andere Menschen oder Dinge, die uns das Schreiben erschweren, absichtlich oder unabsichtlich. Erbitte dir (oder erzwinge!) freie und ungestörte (!) Zeit für deine Schreibtätigkeit! Sie ist es ganz sicher wert, verteidigt zu werden. Setze daher durch, dass du Ruhe und Muße findest, um dein Projekt voranzubringen und finde für die Faktoren, die stören, Lösungen. 

Babysitter, Kopfhörer und Anrufbeantworter leisten gute Dienste.

  • Grund: Druck und Stress

Stress, Druck und Ängste hemmen dich.

Lösungsideen:

Kläre zunächst, was genau es ist, das dich unter Druck setzt: Befürchtest du, eine bestimmte Deadline nicht zu schaffen? Sind es Erwartungen von außen oder deine eigenen, die dir das Gefühl geben, nicht voranzukommen? Kannst du an den Voraussetzungen etwas drehen? Ansprüche runterschrauben? Mehr Zeit durchsetzen? Erwartungshaltungen auf ein realistisches Maß zurückschrauben? Entscheidend ist, wodurch deine Ängste und der Stress entstehen, denn genau an dem Hebel musst du ansetzen. 

Bleibe in jedem Fall authentisch und verbiege dich nicht, auch nicht für winkende Anerkennung, Erfolg oder wirtschaftliche Einkünfte. Fokussiere dich auf dein Ziel - und nur dein Ziel - und verweigere den anderen Gedanken den Raum, den sie gern für sich beanspruchen, wenn du dies nicht ganz radikal verhinderst. 

In diesen Punkt spielen außerdem massiv die Zweifel und Selbstzweifel hinein, die in einem weiteren Artikel dieser Serie eine Rolle spielen werden.

  • Weitere Lösungen, die sich für verschiedene Gründe anbieten:

Verändere deinen Arbeitsplatz. Stelle die Möbel um, gestalte die Wände neu, erfreue dich mit schönem Büromaterial, hänge inspirierende Bilder auf. Dieser Punkt klingt banal, aber für mich hat er schonmal eine monatelange Phase des Nichtschreibens beendet.

Tausche dich mit anderen AutorInnen aus. 

Nutze Rituale zur Einstimmung, wenn du mit der Schreibarbeit beginnst. Vielleicht ein bestimmtes Lied hören, einen Keks essen, einen Kaffee kochen, dir die Unterlagen zurechtlegen?

Spazierengehen, Sport und Yoga helfen immer. Bewegung im Außen macht auch den Geist beweglich.

Nutze das Automatische Schreiben als Kreativmethode. Einfach eine Viertelstunde drauflosschreiben, alles, was dir einfällt. Mit Hand und Stift übrigens, und ohne auf Rechtschreibung, Forumulierung und Inhalt zu achten. Du kommst dadurch in einen Fluss und schon kann es weitergehen.

Teile dein gerade im Entstehen begriffenes Werk mit einem lieben Menschen, dem du vertraust und der im besten Fall selbst liest und / oder schreibt. Besprich Unklares oder Stellen, über die du stolperst. Hole dir Eindrücke, Vorschläge, Ideen für Verbesserungen. Früher habe ich das niemals getan - kein Mensch hat auch nur ein Wort meiner Bücher gelesen, bevor sie lektoratsreif waren! Damit habe ich mir selbst eine großartige Gelegenheit genommen, mich selbst weiterzuentwickeln und, nicht zuletzt, die Motivation aufrechtzuerhalten. 

Schreibe einfach an der Stelle weiter, wo du gerade bist. Schreibe drauflos und schaue, was herauskommt. Du kannst die Szene dann ja wieder löschen, Hauptsache, du kommst in die Geschichte rein.

Schreibe deine Geschichte so weiter, wie sie auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen weitergehen darf! Die Irriation sorgt für einen Kreativschub und vielleicht sogar eine hilfreiche Erkenntnis, wo es tatsächlich hingehen soll.

Beschäftige dich mit verschiedenen Plotmethoden. (Im Netz suchen, es gibt viele tolle Artikel!)

Überarbeite dein Werk. Vielleicht stößt du dabei auf unrunde Punkte (siehe Punkt eins) oder kommst wieder ins Schreiben hinein, zumindest aber hast du das Gefühl, nicht untätig herumzusitzen und trotz der Blockade etwas zu schaffen. 

Bringe eine verrückte Idee in deiner Geschichte unter: Lass zum Beispiel einen Werwolf in deiner Lovestory auftauchen oder einen heiligen Engel in einem knallhart realistischen Thriller. Natürlich musst du die Freaks nachher wieder aus deinem Manuskript löschen, aber sie könnten dir fürs Erste beim Weiterschreiben helfen.

Setze eine kleine Schreibübung um: Beschreibe etwa ganz genau und mit allen Sinnen eine Blume, eine Landschaft oder eine banale Alltagstätigkeit. Diese kleinen Fingerübungen schärfen den Blick und zapfen das Wortrepertoire an.

Hast du eigene Gründe und Lösungsideen für Schreibblockaden? Berichte mir gern davon!

Donnerstag, 8. Oktober 2020

Wie Hanna ihre Seelenwelten entdeckt und die innere Unzufriedenheit in große Ziele verwandelt - Die Entstehungsgeschichte meines Romans "Fredi"

Aus der Autorenwerkstatt

Von Zeit zu Zeit besuche ich die Sehenswürdigkeiten meiner Geburtsstadt Eisenach und frische sowohl mein Wissen über die Stadtgeschichte als auch meine eigenen Erinnerungen etwas auf. 

So auch an diesem Tag, den ich mit meiner Familie im Bachhaus verbrachte.

Ich sitze nach der Führung und Vorführung der Instrumente in einem der Hängesessel im Museum, Kopfhörer auf den Ohren, eine Bachkomposition erkklingt. 

Ich lehne mich zurück, angenehm träge und von der vertrauten Musik eingelullt. Schließe die Augen, hänge meinen Gedanken nach. Hier war Bach geboren worden...

Ich sehe den kleinen Johann Sebastian vor mir, in der hölzernen Wiege, die in der niedrigen Stube zwischen den Balken steht, die ich gerade noch durchschritten habe. Sehe, wie sein kleiner Kopf in der dämmrigen Schwüle der Georgenkirche vom Weihwasser benetzt wird... Sehe ihn an der Orgel sitzen, die Stirn konzentriert in Falten gelegt, die Perücke feucht von der Anstrengung, den Federkiel in seiner Hand...

Warum, fragte ich mich in jenem Moment, hat noch niemand darüber geschrieben? 

Nicht nur über Bach, sondern über all das Wunderbare und Einmalige, das in dieser Stadt geschehen ist? Die Flucht Luthers auf die Wartburg und seine Bibelübersetzung, die Brände, die Zeit der Heiligen Elisabethm die Pestepidemien, die Pulverexplosion durch Napoleons Truppen, die Besuche berühmter Menschen wie Richard Wagner, Johann Wolfgang von Goethe und noch vielen mehr? Dieser Schauplatz, der quer durch alle Jahrhunderte eine Rolle spielte, bietet sich ja geradezu an, eine historische Geschichte daraus zu spinnen! Wir EisenacherInnen bekamen die Geschichte ja mit der Muttermilch verabreicht und sind irgendwie ein Teil von ihr. Aber aus allen Teilen der Welt strömen Menschen nach Eisenach, um sich mit der denkwürdigen Historie zu beschäftigen, die so vielfältig und schillernd wie kaum eine andere ist!

Gut, dachte ich, wenn es noch keinen solchen Roman gibt, dann schreibe ICH ihn eben! Allerdings wollte ich keinen Historienroman - die LESE ich nicht mal sonderlich gern und deshalb reizte es mich nicht, einfach nur Fakten an Fakten zu reihen. Ich wollte das Gestern im Heute, das Fantastische, das aus seiner eigenen Welt heraus- und in unsere aktuelle Welt hineinrückt. Ich wollte eine Hauptfigur, die zaudert und leidet, wächst und sich entwickelt. 

Ich wollte die Geschichte einer Frau, die am Abgrund steht und Heilung erfährt, indem sie ihre Heimat und ihren Platz in der Welt findet.

Und so fand ich zu Hanna. Hanna, die mit ihrer Familie und sich selbst uneins ist. Hanna, die sich unterbuttern lässt und sich weder privat noch beruflich erfüllt fühlt. Hanna, die zaudert und zweifelt, statt sich mutig auf den Weg zu machen, ihre eigenen Zielen zu erreichen. Dabei hilft ihr nun Fredi, indem er sie in ihre inneren Seelenwelten entführt, in denen ein Auftrag auf sie wartet, der ganz neue Wege vorgibt.

An dem Buch habe ich lang geschrieben, weil jede Zeitreise akribisch recherchiert wurde und sich so eng wie möglich an die Fakten, soweit bekannt, hält. Ich habe während der Arbeit an diesem Buch meine eigene Vergangenheit in dieser Stadt noch einmal Revue passieren lassen und auch meine widersprüchliche, schmerzhafte Erfahrung, plötzlich ohne Heimatland dazustehen und mich in einer neuen, völlig unbekannten Welt zurechtfinden zu müssen, eingebracht. 

Alles in allem ist es nicht nur die Geschichte eine Stadt, sondern vor allem die Geschichte einer Frau, die ihren eigenen Weg und sich selbst sucht und dabei noch eine Menge mehr findet, als sie ursprünglich geplant hatte: Berufliche Erfüllung, Selbstverwirklichung, einen Zugang zu den eigenen Träumen und Wünschen.

Fredi, den klugen, witzigen Gesellen mit seinem großen Herzen und dem scharfen Verstand, gibt es übrigens wirklich. Ich habe ihn als kleines Mädchen von meinen Eltern bekommen. Ob er mich allerdings wirklich des nachts entführt, um auf Zeitreisen zu gehen, kann ich dir leider nicht verraten!

>>> "Fredi" bestellen 

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Wie bekomme ich Inspiration, wenn ich ein Buch schreiben möchte?

Aus der Autorenwerkstatt
Im vorletzten Beitrag "Wie schreibe ich ein Buch? Ein Weg, der bei mir funktioniert" habe ich dir gezeigt, welches Vorgehen ich anwende, um von meiner Buchidee zum fertigen Roman zu gelangen. Heute zeige ich dir eine kleine Liste, wie du deine Kreativität ankurbeln kannst, wenn es mal hakt während des Schreibens oder wenn du nach neuen Geschichten suchst.

Generell bietet es sich immer an, sich mit wachen Sinnen durch die Gegend zu bewegen, denn die besten Geschichten offenbaren sich dir in der Interaktion mit anderen Menschen und durch das, was du erlebst und erfährst. Wenn du mit einem Blick für das Detail und einem offenen Herzen agierst, werden die Ideen dir fast wie von selbst in den Kopf springen!

Falls du aber mal extra Input brauchst, lass dich inspirieren:

 

1. Fragen stellen und zuhören

Mein Großvater war ein in unserem Lebensumfeld ziemlich bekannter Mensch und außerdem ein Künstler, der bis ins hohe Alter hinein Projekte umgesetzt hat. Er hatte ein bewegtes und auch stadtgeschichtlich / gesellschaftlich nicht ganz unbedeutendes Leben. 

Als Fünzehnjährige interessierte mich das nicht und ich rollte mit den Augen, wenn es mal wieder hieß: "Damals bei uns..." Wie es immer so ist, hören Pubertiere ja nicht zu, wenn Opa aus dem Krieg oder aus der ollen DDR erzählt und ich war da keine Ausnahme. 

Später jedoch erwachte mehr und mehr mein Interesse an seinen Erzählungen und auch an seinen Werken. Dadurch wurde mir viel an Wissen und Lebenserfahrung geschenkt, die teilweise auch in meine Bücher hineinfanden, vor allem in "Fredi". Mir wurde, das muss ich trotzdem gestehen, erst nach seinem Tod offenbar, WIE bekannt er gewesen war und ich wünschte, ich hätte NOCH MEHR gefragt und noch genauer zugehört. 

Zum Glück kennen viele Menschen aus der Familie weitere Berichte und es lohnt sich, einmal genau hinzuhören. Ob aus der Vergangenheit von Menschen, von Ängsten, Träumen, Wünschen oder Erlebnissen: Viele Menschen sprechen gern über sich selbst und jede Information ist ein Schatz! Nicht, um etwas Erlebtes, Gefühltes oder Gedachtes Eins zu Eins zu "klauen", sondern um zu reflektieren, Zusammenhänge zu verstehen, die menschliche Gefühlspalette besser kennenzulernen und selbst Gedanken weiterzuspinnen. 

2. Natur

Hier findest du nicht nur Stille und Entspannung, sondern auch Ideen. Zum einen, weil ein erholtes Hirn besser denkt als ein gestresstes. Und zum anderen, weil du, sobald du mit einem Ohr am Waldboden, im Sand oder auf der Wiese liegst, dich mit Geist und Seele direkt im Schoß der Schöpfung befindest. Die Natur ist unglaublich bunt, vielseitig, faszinierend, einzigartig, kreativ, wundervoll! Und von diesem Glanz färbt etwas auf deine Gedanken ab, wenn du dir Zeit nimmst, sie kennenzulernen und ihrer Stimme zu lauschen.

3. Veränderungen

Gewohnheiten und Altbewährtes geben Sicherheit und Stabilität im Alltag. Aber wenn du Input willst, musst du Neues erleben. Dich ins Abenteuer stürzen, deine Komfortzone verlassen, etwas Neues entdecken! Nicht immer im großen Stil, es muss kein Fallschirmsprung sein. Etwas zu kochen, was du noch nie probiert hast oder einen Ort zu besuchen, an dem du noch nicht gewesen bist, ist etwa genauso wirksam. 

In diesen Punkt gehört selbstverständlich auch das Reisen! Gern so klimaneutral, wie es möglich ist, aber immer mit dem Hunger auf etwas Frisches wird dir jede auch noch so kleine Unternehmung Ideen für deine Geschichten liefern. Übrigens lohnt es sich gerade jetzt, in dieser Zeit, in der weite Reisen nicht ratsam oder möglich sind, die eigene Umgebung auch einmal neu zu entdecken. Oder vielleicht ein anderes Bundesland? Eine nicht ganz so berühmte Gegend? Kleine, kurze Reisen ohne viel Aufwand haben auch ihren Reiz!

4. Lektüre

Natürlich die Lektüre der Bücher, die du gern magst! Aber auch jene, die du noch nicht kennst! Das Genre, das dir fremd ist! Vielleicht sogar eins, das du erstmal innerlich ablehnst. Biografien von Menschen, Reiseberichte, Dokumentationen - der Pool ist unerschöpflich. Stehst du beispielsweise eigentlich auf Thriller, könntest du mal in eine romantische Liebesgeschichte hineinschnuppern. Und wenn du sonst nur auf Belletristik abfährst, schadet es sicher nicht, mal in eine Graphic Novel oder einen Lyrikband zu schauen. 

Nicht zu vergessen ist auch das riesige Angebot an Zeitschriften - bestimmt findest du dort etwas, das deinen Interessen entspricht oder dich neugierig macht. Nimm dir einfach mal ein paar Minuten, um dich durch das Angebot zu Blättern und entscheide dich für etwas, das dich direkt anspricht, auch, wenn es ungewöhnlich sein mag.

Und die Klassiker! Verhasst seit der Schulzeit sind sie zu Unrecht in Verruf geraten und deswegen wird das Potenzial, das sie mitbringen, oft nicht genutzt. Mach du es besser und lerne von den Profis!

5. Medien und Social Media

Von Filmen und Serien bis hin zu Blogs und sozialen Netzwerken: Zwar besteht hier immer der Gefahr des Überkonsums und es wird auch viel Trash geboten, aber wenn du dir Passendes herauspickst und etwas akribisch wählst, welche Eindrücke Eingang in dein Hirn und Herz finden, dann kannst du das Negative dieser Bereiche in Schach halten und das Positive nutzen. Eine gewisse Weltoffenheit und der Drang, viel zu entdecken, erfahren und sich Wissen anzueignen stärkt jedenfalls auch die kreative Schaffenskraft.

6. Kultur

Museen jeder Art geben immer einen Frischekick für die Hirnzellen! Bilder zu betrachten oder Musik zu hören ebenfalls. Auch hier gilt: Bewege dich gern mal von Vertrautem weg hin zu etwas Neuem. Bringe dich bewusst in Stimmung oder versuche es mit einem verrückten Tabubruch, indem du ein bisschen herumexperimentierst und zum Beispiel etwas hörst, worüber du neulich noch den Kopf geschüttelt hättest. 

Für mich persönlich geht ohne Musik gar nichts und Museen mit Kunstwerken sind ein Paradies für meinen kreativen Muskel. Ich schaue mir dann oft genau an, welche Techniken und Methoden der Künstler verwendet hat oder denke und fühle mich in das Bild hinein und spüre dem nach, was es in mir auslöst. Nach einem solchen Erlebnis überkommt mich immer große Lust darauf, selbst kreativ tätig zu werden, was das Schreiben freilich einschließt. In dieser Zeit lohnt übrigens auch ein virtueller Museemsbesuch - es wird dahingehend viel Neues angeboten!

7. Träume

Spätestens seit dem freudschen Siegeszug sind unsere Träume (und auch Tagträume) ein prima Ticket in unser Unterbewusstsein. Es braucht nur Zettel und Stift und am Morgen ein paar Minuten Zeit! Man sagt übrigens, der Großmeister Stephen King habe hin und wieder Geschichten in Träumen gesehen, aber da ist er sicher keine Ausnahme. Tauche ein in diese Bilder - du musst sie nicht verstehen. Es reicht, wenn du deine Fantasie einlädtst, sich einfach mal zu entfalten, und dann als aufmerksamer Beobachter agierst.

8. (bitte selbst ausfüllen!) 

Was sind deine Geheimwaffen gegen Flaute im Kopf? Erkunde und nutze sie nach Herzenslust und erweitere deine Möglichkeiten, wann immer es geht!

Donnerstag, 24. September 2020

Wie der "Kleine Seelenschmaus" entstand

Es war Mitte November 2019, ich brauchte etwas Besonderes, das ich den Menschen in meinem Leben, die ich schätze und liebe, zu Weihnachten schenken konnte. Eine kleine Aufmerksamkeit zwischen den vielen gekauften Geschenken, etwas Selbstgemachtes, Handgemachtes, von Herzen Kreiertes.

Für gewöhnlich produziere ich in solchen Fällen Seife, Kosmetika oder Schmuck (oder was mir halt sonst so einfällt), aber mir fiel auf, dass irgendwie viele Menschen gestresst und gehetzt wirkten. Sich sogar bitterlich beklagten, wie hektisch und herausfordernd der Alltag sei.

Mit Stress und seinen schlimmsten Folgen - Burnout, Depression und anderen psychischen Krankheiten - hatte ich mich ohnehin bereits ausführlich beschäftigt, und ich beobachtete um mich herum eine erschreckend deutliche Ausprägung von Stresssymptomen.

Seife und eine Perlenkette würden da wenig gegen ausrichten, auch, wenn sie hübsch waren. So viel war klar. Eine Anleitung, wie man eine solche Seife herstellte, vielleicht aber schon eher? Und andere kreative Ideen? Eigentlich war es aber auch notwendig, zu beschreiben, warum und wie der Stress entstand... Praktische Übungen anzubieten, die man schnell in den Alltag integrieren konnte... Das Auge mit etwas Schönem zu erfreuen... Oder kleine Texte mit liebevollen Worten, die den Leser / die Leserin in den Fokus rückten und daran erinnerten, wie wichtig er / sie war? Mein Kopf ratterte und rauchte!

Vielleicht konnte ein kleiner Ratgeber Abhilfe schaffen, der darüber hinaus mit bunten Bildern erfreute? 

Ich fing an, zu beobachten, darüber nachzudenken und auch nachzufragen, um mehr über die stressauslösenden Gründe und Auswirkungen zu erfahren. Ich suchte Wege und Lösungsmöglichkeiten, und den Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung auf unkomplizierte und angenehme Weise zu helfen. Aus diesen Überlegungen (und Recherchen) entstand der Ratgeberteil. 

Das Buch sollte aber nicht nur graue Theorie enthalten, sondern auch Vorschläge zur Verfügung stellen, um selbst gestalterisch tätig zu werden. Deshalb bereicherte ich das Buch mit Ideen zum Basteln, Gestalten und praktischen Übungen zum Stressabbau.

Bald sammelte ich Ideen für die vielfältigen Inhalte und legte eine Struktur an. Dann wählte ich aus meinen bereits fertigen Collagen die thematisch und farblich passenden aus. Ich schrieb das Buch in wenigen Wochen und schaffte es pünktlich zu Weihnachten, die gedruckten Exemplare auf die Gabentische zu bringen. 

Weil natürlich auch andere Menschen die Chance haben sollten, meine Ideen zu nutzen, erschien das Buch auf dem Markt. Es ist schnell und einfach zu lesen, hat viel Freude und Wohlgefühl im Gepäck und kostet nicht vdie Welt. Ein perfektes Geschenk, nicht nur für MEINE Lieben!

Ein zweiter Teil ist zudem auch in Arbeit. Er wird sich mit den Themen Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl und Selbstfürsorge beschäftigen.  

>>> Zum "Kleinen Seelenschmaus" 

 

 


Donnerstag, 17. September 2020

Wie schreibe ich ein Buch? Ein Weg, der bei mir funktioniert

Aus der Autorenwerkstatt
Hätte ich doch mal...

Natürlich gibt es hunderte Wege und Arten, wie man ein Buch schreiben kann, vermutlich so viele, wie es AutorInnen (oder potenzielle AutorInnen) gibt. Trotzdem ist es auch kein Geheimnis, dass mehr Menschen ihren Buchtraum NICHT realisieren als solche, die ihr Buch tatsächlich ernsthaft planen, schreiben und veröffentlichen. Irgendwann sitzt man dann im Alter vielleicht trübsinnig in seinem Lehnstuhl und denkt: "Hätte ich es doch einfach mal gemacht!"

Ein Buch wollte ich auch schon immer mal schreiben.

Erstaunlicherweise scheinen viele Menschen mit der Idee, selbst ein Buch zu schreiben, zu liebäugeln, scheitern dann aber oft an der Umsetzung: Wenn jemand erfährt, dass ein neues Buch von mir auf dem Markt ist, gehört: "Wie toll, ein Buch wollte ich auch schon immer mal schreiben!" zur Standardreaktion. Es sorgt fast nie für gute Stimmung, wenn ich dann antworte: "Dann leg doch mal los!", denn mein Gegenüber hat häufig mindestens zwanzig Ausreden parat, warum das "einfach nicht geht".

Gründe, warum Bücher nicht geschrieben werden:

Die Gründe, warum man es dann trotz allen guten Willens und großer Motivation nicht hinbekommt, sind vielfältig: Manchmal fehlen Ideen oder die Grundidee findet nicht genug Fäden, um daraus einen festen Teppich zu weben und in eine Handlung zu münden. Oder der Mut reicht nicht aus: Angst vor Fehlschlägen und Misserfolgen, Einschüchterung durch die eigenen, viel zu hohen Ansprüche, Zweifel darüber, ob das vorhandene Handwerkszeug und die Fähigkeiten auslangen, um ein solches Projekt aus der Taufe zu heben.

Manchmal ist einfach die Zeit nicht da, vor allem, wenn Job und Privatleben jemanden vollkommen vereinnahmen. Oft ist der innere Schweinehund nicht zu überwinden, weil andere Tätigkeiten locken oder die Selbstdisziplin stiften geht. Aber häufig sind auch alle Grundvoraussetzungen eigentlich günstig und es hapert lediglich an dem Wissen, wie man nun anfangen und weitermachen könnte, um Stück für Stück ein am Ende fertiges Buch voranzutreiben.

Wie du es schaffst, ein Buch zu schreiben

Diesem Thema widme ich mich heute, indem ich aus meiner eigenen Schreibpraxis erzähle. Vielleicht gelingt es dir, wenn du auch von dem nicht realisierten Buchtraum betroffen bist, eine eigene Struktur zu entwerfen und schrittweise umzusetzen?

Anfangen kannst du übrigens immer und jederzeit. Du brauchst weder eine bestimmte Sachkenntnis oder ein besonderes Talent! Das Einzige, was für den Anfang nötig ist, sind Leidenschaft und Motivation. Wenn du dich mit dem Gedanken trägst, ein Buch zu schreiben, dann lies gern, wie ich dabei vorgehe, wenn ich ein neues Projekt in Angriff nehme. 

Die vorgestellte Struktur gilt für Romane. Bei Sachbüchern / Ratgebern ergibt sich ein anderer Weg.

Von der Idee zum fertigen Roman:

1. Idee:

Die Idee ist da! (Woher Ideen kommen und wie man sich Inspiration holt, erzähle ich in einem Folgebeitrag!) In meinem Kopf hat sich ein Gedanke festgesetzt, der Gestalt annimmt und sich mehr und mehr entfaltet! An der Stelle ist wichtig, der Entwicklung genug Zeit zu geben! Manchmal kommen die Ideen schlagartig so schreibreif, dass ich nicht mehr viel daran basteln muss, manchmal entwickeln sie sich langsamer - aber immer ist ihnen gleich, dass irgendwann der Zeitpunkt auftaucht, an dem mir klar wird: Diese Idee wird wirklich ein Buch! Diesen Augenblick fühle ich im Herzen und dann mache ich mich an die Arbeit.

2. Ausarbeitung der Handlung:

Ich notiere die Handlung in einem Text, in einer Art Exposé, das ich später auch für den Klappentext als Grundlage nutzen kann. Stell es dir so vor: Ich schreibe, als würde ich einer Freundin von meiner geplanten Geschichte berichten und zwar so, wie wenn sie schon fertig wäre. Aus der Idee wird eine Geschichte, die noch nicht detailliert sein muss. Im Anschluss daran lege ich mir eine entsprechende Datei an, in der das Manuskript entstehen wird.

3. Figurengestaltung:

Aus der Handlung ergeben sich die Charaktere und die muss ich ganz genau kennenlernen. Deshalb halte ich schriftlich eine Art Steckbrief fest: Wie sehen sie aus? Wie denken, fühlen und handeln sie? Wie ist ihr Charakter, was sind ihre Eigenarten, was ihre Hobbys, Abneigungen, ihr Beruf? Wie sind die Familienkonstellationen und Beziehungen untereinander? 

Ich erstelle dazu passende Moodboards oder suche mir Bilder zusammen, die meinen Vorstellungen von der Person entsprechen. Diese Kleinarbeit ist vor allem nötig, wenn ich viele Figuren habe, die die Geschichte vorantreiben. Abgesehen davon ist es blöd, wenn in einem Buch jemand blaue Augen hat und hundert Seiten später sind sie grau. Bei dieser Tätigkeit lerne ich quasi meine "Crew" kennen und gehe mit ihr in engen Kontakt.

4. Ploterstellung:

Nun weiß ich genug über die Story und die Figuren, dass ich eine ausführliche Handlung mit allen Details entwerfen kann. Das geschieht meistens stichpunktartig: Ich arbeite mich mit Papier (Karteikarten oder Block) und Stift durch die Geschichte und notiere einzeln für jedes Kapitel knapp, was darin passieren wird. Dieser Schritt ist ein bisschen tricky und auch ziemlich aufwendig, denn ich achte auf bestimmte Dinge besonders genau:

  • Ich entwerfe bewusst einen funktionstüchtigen Spannungsbogen.
  • Ich lasse die Figuren sich entwickeln.
  • Ich vermeide unnütze Kapitel, in denen nichts Wesentliches passiert.
  • Ich fülle, so gut es zu Anfang geht, Leerstellen und Logiklöcher, sonst hab ich später mehr zu tun, um die auszuradieren.
  • Ich greife alle interessanten Themen auf, die sich zusätzlich während des Plottens ergeben und baue sie mit ein. 
  • Ich achte auf eine klare Struktur und Abwechslung in der Gestaltung.

 5. Recherche:

Nun erfolgt die Recherche, die vor allem bei historischen oder wissenschaftlichen Themen unabdingbar ist. Schön während der Schritte eins bis fünf lese ich Informationen zu meinen Themen, aber nun nehme ich mir Zeit, um sie ausführlich und schriftlich zu recherchieren. Das Vorgehen wie im Studium empfiehlt sich: Material sammeln, sortieren, durcharbeiten, Wichtiges raussschreiben. Dieser Schritt macht mir selbst sehr viel Freude, weil ich Neues lernen und Wissen sammeln kann, was mich auch über mein Buch hinaus ziemlich beglückt!

6. Wahl von Perspektive und Zeit:

Beinahe kann ich schon anfangen! Aber natürlich fehlt noch der erzähltheoretische Unterboden: Ich entscheide, welche Erzählperspektive(n) und welche Erzählzeit(en) meiner Geschichte am besten dienen und bedenke die wichtigen erzähltheoretischen Aspekte, die eine Rolle spielen.

7. Das Buch schreiben:

Das eigentliche Buchschreiben: Ich schreibe. Und zwar chronologisch von Anfang bis Ende. Manchmal füge ich während der Bearbeitung Teile ein oder streiche welche weg, wenn sich die Notwendigkeit ergibt, aber im Großen und Ganzen schreibe ich gut sortiert. 

Ist es ratsam, den Text während der Entstehung zu bearbeiten?

Immer, wenn ich mich wieder an die Arbeit setze, lese ich das zuletzt Geschriebene nochmal durch. Ich ändere hierbei auch schon Dinge, wenn mir Fehler auffallen oder etwas nicht gefällt. Das ist aber ein Vorgehen, das ich Anfängern nicht empfehlen würde, denn man kommt leicht durcheinander und verwirrt sich selbst. Vielleicht schreibst du lieber die erste Fassung in einem Zug herunter und gehst dann nochmal drüber. 

Und was ist mit Stress?

Zum Glück habe ich beim Schreiben weder Zeit- noch Leistungdruck, auch keine Deadlines, weshalb ich mir für Schritt sieben so viel Zeit lassen kann, wie ich will. Das geht anderen Autoren anders und die brauchen vermutlich deshalb auch ein anderes Vorgehen. 

Ich mache Pausen, wenn es nötig ist, gehe mit Schreibblockaden recht locker um (Über die berichte ich einer weiteren Folge dieser Artikelserie), lasse die Geschichte sich organisch entwickeln, warte manchmal gammelnd auf die Muse, unterbreche auch für Tage oder Wochen oder schiebe andere Projekte dazwischen. 

Der Einwand könnte nun lauten: Das ist aber höchst unprofessionell! Ja, mag sein - aber es macht mir nicht nur tierischen Spaß, sondern gönnt auch meiner Geschichte das Wachstum, das sie vielleicht braucht, um so zu werden, wie ich es mir vorgestellt habe.

8. Überarbeitung des Buchs:

Das Manuskript in der Rohfassung ist fertig! Es bekommt nun spätestens (meistens aber eher) einen passenden Titel (Googeln, ob es ihn schon gibt!) und wird nochmal von mir überarbeitet, bevor es ins Lektorat geht. Genaugenommen sogar dreimal, denn ich setze drei Schwerpunkte beim Überarbeiten:

  • Handlung, Inhalt, Logik, Stimmigkeit und Spannung

Hier achte ich auf alles, was mit der Geschichte selbst zu tun hat, den Inhalt eben.

  • Rechtschreibung und Grammatik

Selbstredend, dass Fehler ausgemerzt werden.

  • Ausdruck, Stil und Lesefluss

Unglückliche Formulierungen, Wiederholungen, Bandwurmsätze, usw. kommen auf den Prüfstand.

9. Fertig!

Dann ist die erste Fassung meines Romans beendet! Wie gesagt, gibt es viele Wege und auch mein Vorgehen mit den einzelnen Schritten könnte sich in einer anderen Reihenfolge abspielen, auch die parallele Umsetzung einzelner Schritte ist möglich. Probiere einfach aus, mit welchem Weg du dich wohl fühlst!

Ein fester Plan kann dir Orientierung, Sicherheit und Struktur geben - und natürlich den Mut, den du brauchst, um dein Projekt in Angriff zu nehmen! Vergiss dabei aber nicht, spielerisch und offen zu bleiben und vor allem: Genieße den Prozess, denn ER ist es, um den es geht!

Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei deinen ersten (oder erneuten?) Schritten als AutorIn!