Donnerstag, 1. Oktober 2020

Wie bekomme ich Inspiration, wenn ich ein Buch schreiben möchte?

Aus der Autorenwerkstatt
Im vorletzten Beitrag "Wie schreibe ich ein Buch? Ein Weg, der bei mir funktioniert" habe ich dir gezeigt, welches Vorgehen ich anwende, um von meiner Buchidee zum fertigen Roman zu gelangen. Heute zeige ich dir eine kleine Liste, wie du deine Kreativität ankurbeln kannst, wenn es mal hakt während des Schreibens oder wenn du nach neuen Geschichten suchst.

Generell bietet es sich immer an, sich mit wachen Sinnen durch die Gegend zu bewegen, denn die besten Geschichten offenbaren sich dir in der Interaktion mit anderen Menschen und durch das, was du erlebst und erfährst. Wenn du mit einem Blick für das Detail und einem offenen Herzen agierst, werden die Ideen dir fast wie von selbst in den Kopf springen!

Falls du aber mal extra Input brauchst, lass dich inspirieren:

 

1. Fragen stellen und zuhören

Mein Großvater war ein in unserem Lebensumfeld ziemlich bekannter Mensch und außerdem ein Künstler, der bis ins hohe Alter hinein Projekte umgesetzt hat. Er hatte ein bewegtes und auch stadtgeschichtlich / gesellschaftlich nicht ganz unbedeutendes Leben. 

Als Fünzehnjährige interessierte mich das nicht und ich rollte mit den Augen, wenn es mal wieder hieß: "Damals bei uns..." Wie es immer so ist, hören Pubertiere ja nicht zu, wenn Opa aus dem Krieg oder aus der ollen DDR erzählt und ich war da keine Ausnahme. 

Später jedoch erwachte mehr und mehr mein Interesse an seinen Erzählungen und auch an seinen Werken. Dadurch wurde mir viel an Wissen und Lebenserfahrung geschenkt, die teilweise auch in meine Bücher hineinfanden, vor allem in "Fredi". Mir wurde, das muss ich trotzdem gestehen, erst nach seinem Tod offenbar, WIE bekannt er gewesen war und ich wünschte, ich hätte NOCH MEHR gefragt und noch genauer zugehört. 

Zum Glück kennen viele Menschen aus der Familie weitere Berichte und es lohnt sich, einmal genau hinzuhören. Ob aus der Vergangenheit von Menschen, von Ängsten, Träumen, Wünschen oder Erlebnissen: Viele Menschen sprechen gern über sich selbst und jede Information ist ein Schatz! Nicht, um etwas Erlebtes, Gefühltes oder Gedachtes Eins zu Eins zu "klauen", sondern um zu reflektieren, Zusammenhänge zu verstehen, die menschliche Gefühlspalette besser kennenzulernen und selbst Gedanken weiterzuspinnen. 

2. Natur

Hier findest du nicht nur Stille und Entspannung, sondern auch Ideen. Zum einen, weil ein erholtes Hirn besser denkt als ein gestresstes. Und zum anderen, weil du, sobald du mit einem Ohr am Waldboden, im Sand oder auf der Wiese liegst, dich mit Geist und Seele direkt im Schoß der Schöpfung befindest. Die Natur ist unglaublich bunt, vielseitig, faszinierend, einzigartig, kreativ, wundervoll! Und von diesem Glanz färbt etwas auf deine Gedanken ab, wenn du dir Zeit nimmst, sie kennenzulernen und ihrer Stimme zu lauschen.

3. Veränderungen

Gewohnheiten und Altbewährtes geben Sicherheit und Stabilität im Alltag. Aber wenn du Input willst, musst du Neues erleben. Dich ins Abenteuer stürzen, deine Komfortzone verlassen, etwas Neues entdecken! Nicht immer im großen Stil, es muss kein Fallschirmsprung sein. Etwas zu kochen, was du noch nie probiert hast oder einen Ort zu besuchen, an dem du noch nicht gewesen bist, ist etwa genauso wirksam. 

In diesen Punkt gehört selbstverständlich auch das Reisen! Gern so klimaneutral, wie es möglich ist, aber immer mit dem Hunger auf etwas Frisches wird dir jede auch noch so kleine Unternehmung Ideen für deine Geschichten liefern. Übrigens lohnt es sich gerade jetzt, in dieser Zeit, in der weite Reisen nicht ratsam oder möglich sind, die eigene Umgebung auch einmal neu zu entdecken. Oder vielleicht ein anderes Bundesland? Eine nicht ganz so berühmte Gegend? Kleine, kurze Reisen ohne viel Aufwand haben auch ihren Reiz!

4. Lektüre

Natürlich die Lektüre der Bücher, die du gern magst! Aber auch jene, die du noch nicht kennst! Das Genre, das dir fremd ist! Vielleicht sogar eins, das du erstmal innerlich ablehnst. Biografien von Menschen, Reiseberichte, Dokumentationen - der Pool ist unerschöpflich. Stehst du beispielsweise eigentlich auf Thriller, könntest du mal in eine romantische Liebesgeschichte hineinschnuppern. Und wenn du sonst nur auf Belletristik abfährst, schadet es sicher nicht, mal in eine Graphic Novel oder einen Lyrikband zu schauen. 

Nicht zu vergessen ist auch das riesige Angebot an Zeitschriften - bestimmt findest du dort etwas, das deinen Interessen entspricht oder dich neugierig macht. Nimm dir einfach mal ein paar Minuten, um dich durch das Angebot zu Blättern und entscheide dich für etwas, das dich direkt anspricht, auch, wenn es ungewöhnlich sein mag.

Und die Klassiker! Verhasst seit der Schulzeit sind sie zu Unrecht in Verruf geraten und deswegen wird das Potenzial, das sie mitbringen, oft nicht genutzt. Mach du es besser und lerne von den Profis!

5. Medien und Social Media

Von Filmen und Serien bis hin zu Blogs und sozialen Netzwerken: Zwar besteht hier immer der Gefahr des Überkonsums und es wird auch viel Trash geboten, aber wenn du dir Passendes herauspickst und etwas akribisch wählst, welche Eindrücke Eingang in dein Hirn und Herz finden, dann kannst du das Negative dieser Bereiche in Schach halten und das Positive nutzen. Eine gewisse Weltoffenheit und der Drang, viel zu entdecken, erfahren und sich Wissen anzueignen stärkt jedenfalls auch die kreative Schaffenskraft.

6. Kultur

Museen jeder Art geben immer einen Frischekick für die Hirnzellen! Bilder zu betrachten oder Musik zu hören ebenfalls. Auch hier gilt: Bewege dich gern mal von Vertrautem weg hin zu etwas Neuem. Bringe dich bewusst in Stimmung oder versuche es mit einem verrückten Tabubruch, indem du ein bisschen herumexperimentierst und zum Beispiel etwas hörst, worüber du neulich noch den Kopf geschüttelt hättest. 

Für mich persönlich geht ohne Musik gar nichts und Museen mit Kunstwerken sind ein Paradies für meinen kreativen Muskel. Ich schaue mir dann oft genau an, welche Techniken und Methoden der Künstler verwendet hat oder denke und fühle mich in das Bild hinein und spüre dem nach, was es in mir auslöst. Nach einem solchen Erlebnis überkommt mich immer große Lust darauf, selbst kreativ tätig zu werden, was das Schreiben freilich einschließt. In dieser Zeit lohnt übrigens auch ein virtueller Museemsbesuch - es wird dahingehend viel Neues angeboten!

7. Träume

Spätestens seit dem freudschen Siegeszug sind unsere Träume (und auch Tagträume) ein prima Ticket in unser Unterbewusstsein. Es braucht nur Zettel und Stift und am Morgen ein paar Minuten Zeit! Man sagt übrigens, der Großmeister Stephen King habe hin und wieder Geschichten in Träumen gesehen, aber da ist er sicher keine Ausnahme. Tauche ein in diese Bilder - du musst sie nicht verstehen. Es reicht, wenn du deine Fantasie einlädtst, sich einfach mal zu entfalten, und dann als aufmerksamer Beobachter agierst.

8. (bitte selbst ausfüllen!) 

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