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Dienstag, 26. November 2019

Glaube an dich selbst! - Die wertvolle Arbeit des Jugendcoachs Daniel El Khatib

Der Besuch des Motivationscoachs Daniel El Khatib stellt für die SchülerInnen der Klasse 8a nicht nur eine willkommene Abwechslung dar - er sorgt auch dafür, dass ein eigentlich geplanter Rechtschreibtest ausfällt.

Insofern sind alle Kids recht dankbar, als am Donnerstagmorgen dieser smarte Typ vor ihnen steht und freundlich darum bittet, einen Gesprächskreis zu bilden. Noch etwas müde schieben die Jungs und Mädels ihre Taschen und die Tische beiseite und bauen den gewünschten Stuhlkreis auf. Und dann beginnt Daniel El Khatib mit seiner Geschichte.

Daniel ist seit frühester Kindheit ein Wanderer zwischen den Welten. In unglückliche Familienverhältnisse hineingeboren und nicht so genau wissend, ob er nun sich nun eher im deutschen oder im arabischen Teil der Familie zu Hause fühlen soll, hat er den Eindruck, das Leben sei wohl nicht ganz einfach. Eine frühe schwere Krankheit und die Trennung der Eltern prägen ihn. In der Schule kommen Misserfolge, Übergewicht und Mobbing durch die Mitschüler hinzu. Daniel gerät auf falsche Wege und findet eine Zeitlang nicht zurück. Vom Mobbing-Opfer wird er schließlich selbst zum Täter und lernt die andere Perspektive kennen. Ein verpfuschtes Leben, möchte man meinen. Und so fühlt es sich für den Jugendlichen Daniel auch an.

Es dauert keine fünf Minuten, da hat Daniel El Khatib alle in den Bann gezogen. Er gestaltet seinen Bericht mit kleinen Anekdoten und würzt ihn mit Humor. Das ist gut, denn die Geschichte selbst ist harter Tobak, der erst einmal für große Augen sorgt. Die Stille im Raum - sehr ungewöhnlich für die 8a - dehnt sich ins Uferlose. Alle Kids hängen dem Redner an den Lippen, nur vereinzelt fällt mal ein Kommentar oder erklingt gedämpftes Gelächter.
Der Coach spricht die Sprache der Jugendlichen. Er redet auf eine Art, die Einlass in ihre Köpfe findet und wirkt dadurch glaubwürdig. Ich verstehe euch, scheint seine implizierte Botschaft zu sein. Manchmal ist das Leben ziemlich hässlich zu einem und manchmal ist man selbst ziemlich hässlich zu anderen Menschen. Die Betroffenheit, die Daniel auslöst, schwebt wie Nebel im Raum. Nicht nur, weil seine Erlebnisse Mitgefühl wecken. Sondern weil nicht Wenige ihre eigene Situation vor Augen sehen. Sich vielleicht an Momente erinnern, in denen sie Mobbing-Erfahrungen gesammelt oder sich durch eine Null-Bock-Phase selbst geschadet haben.

Daniel hatte keine einfachen Starbedingungen und er hat einige falsche Entscheidungen im Leben getroffen. Aber er hat die Kurve damals bekommen. Mit einem Schulabschluss in der Tasche und der Erkenntnis, welche Stärke eigentlich in ihm steckt, gelangen ihm berufliche Erfolge und schließlich entdeckte er seine Berufung. Seither möchte er seine Botschaft in Schulen tragen.

Glaube an dich selbst, ist sein Rat an die Kids. Dann wirst du alles erreichen, was dir wichtig ist. Diese Botschaft kommt an, vor allem auch, weil Daniel El Khatib nicht, wie es Erwachsene sonst ganz gern einmal tun, von oben herab belehrt. Er berichtet einfach von seinen Erfahrungen und zeigt Wege auf, wie er selbst es geschafft hat, sein Leben in den Griff zu bekommen. Auch seine Werte transportiert er in unaufdringlicher Weise: Familie, Freundschaft, Zusammenhalt. Und immer wieder der Hinweis, dass die Kraft aus einem Menschen selbst kommt. Sie ist immer da, auch, wenn man sie nicht gleich findet.

Es ist ziemlich schwer, eine Gruppe voller Pubertierender eine Stunde lang ohne jegliche Störung zum Zuhören zu bewegen. Daniel El Khatib hat das sogar achtzig Minuten lang geschafft. Am Ende bietet er den Kids an, sich bei ihm zu melden, wenn sie das Bedürfnis nach einem Gespräch haben. Ganz unkompliziert, meint er. Geht auch über Insta, und reicht seine Karte herum.

Nach der Stunde bedanken sich vier Mädchen explizit für den eindringlichen Bericht. Andere Schüler erzählen, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Viel Gefühl hängt im Raum. Niemand macht blöde Scherze oder benimmt sich daneben. Die Geschichte wirkt nach. Eine spätere Evaluation ergibt: Die Kids sind ergriffen. Sie fühlen sich verstanden und auf eine ungewöhnliche Art geborgen. Und das alles nur durch ein Gespräch. 

Daniel El Khatib leistet wunderbare Arbeit in den Schulen. Er bringt die Kids zum Nachdenken und auch dazu, selbst einmal die Perspektive zu wechseln. Er spricht Probleme an und nimmt auch bei Tabus kein Blatt vor den Mund. Alles an ihm wirkt unangestrengt und authentisch. Er fängt das auf, was Schulen allein nicht mehr schaffen angesichts der riesigen Schwemme an psychischen und sozialen Problemen, die Kids heutzutage mitbringen. Er ist ein Leuchtturm für Kinder, die sich unverstanden, benachteiligt oder verloren fühlen.

Neben den Vorträgen bietet Daniel El Khatib auch Workshops und Einzelcoachings an. Ihm liegen besonders die Gewaltprävention und die Stärkung von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen am Herzen.

>>> Webseite: Daniel El Khatib

Bilder: Ilona Schröder 


Dienstag, 8. Oktober 2019

Was Geschichten uns schenken

Seit jeher begeistern sich die Menschen für Geschichten. Schon vor Urzeiten saßen die Familien um das Lagerfeuer herum und lauschten den Ältesten, die allerlei zauberhafte, gruselige und interessante Dinge zu erzählen hatten. In solchen Momenten traten die nicht ganz einfachen Lebensbedingungen, unter denen die Menschen zu jeder Zeit litten, ein Stück weit in den Hintergrund. Es gab nichts weiter als diese Stimme, die in magische und fremde Welten entführte. Bedeutsam war nur noch dieser Erzähler, der ein ganzes, völlig neues Universum vor den Augen seiner Zuhörer entfaltete.

Heute sitzen wir nicht mehr um Lagerfeuer herum, (es sei denn, es handelt sich um eine laue Sommernacht mit Grillzeremonie, Gitarrenliedern und dem ein oder anderen zwischenmenschlichen Drama zu fortgeschrittener Stunde). Wir sitzen in rückenschonenden Bürostühlen vor dem Computer, an einem klapprigen Kantinentisch oder zu Hause auf dem durchgerungsten Sofa. Aber wir hören immer noch gern Geschichten. Einige von uns lieben Geschichten derart, dass sie einen Großteil ihrer freien Zeit neben tausend Verpflichtungen dafür verwenden, ihre Nase in ein Buch zu stecken und sich aus der echten Welt eine Zeitlang auszuklinken. Andere lieben Geschichten noch ein bisschen mehr und schreiben selbst welche für die Menschen, die hungrig auf neue Geschichten sind.


Warum tun Menschen das? Erzählen und zuhören? Aufschreiben und lesen?
Geschichten sind nichts Reales. Es sind Hirngespinste, die man nicht anfassen kann. Sie sind kein Produkt, das man pflegen, tauschen, verschenken oder wegwerfen kann. Sie sind Gedanken in einem Kopf, die jemand teilt. Und doch schaffen sie es, aus ihrer schwammigen Existenz heraus, sich in uns festzukrallen. Sie unterhalten und bereiten Freude, sie trösten und lehren, sie schaffen ganz eigene Welten ohne Grenzen. Sie sind greifbar gewordene geistige Substanz und ein großes Abenteuer. Bestimmt ist eine der größten Errungenschaften der Menschen seine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Ob an einem Lagerfeuer unter Nomaden oder auf einem plüschigen Sofa im Kreis der Familie:

Erzählt Geschichten! Lest Bücher! Lasst euch darauf ein, denn nichts ist so gewaltig und grenzenlos wie die Fantasie! Eure und die von Menschen, die sich die Zeit genommen haben, ihre Geschichten zu Papier zu bringen.

Denn manchmal gibt es nichts weiter, als diese Stimme, die in magische und fremde Welten entführt.

(Bildquelle)