Montag, 30. Dezember 2019

Gute Vorsätze? Bloß nicht! (Und eine bessere Alternative für dich)

"Ich brauche keine guten Vorsätze in diesem Jahr. Ich hab noch welche aus dem letzten Jahr übrig."

So oder so ähnlich lautet ein Witz, der uns mit einem Augenzwinkern eine pikante Wahrheit vor Augen führt: Alle Jahre wieder überlegen wir uns kurz vor, an oder nach Silvester Dinge, die wir in unserem Leben ändern wollen. Der Eine will vielleicht drei, vier Kilo abnehmen, der Nächste mehr Sport machen, der Dritte weniger arbeiten. Meistens sind unsere Ziele im Hinblick auf Gesundheit und Wohlbefinden lobenswert. Oft sind sie aber unerreichbar, denn - und das ist die pikante Wahrheit - die meisten von uns setzen sie nicht um oder wenigstens nicht sehr lang!

Egal, wie sorgfältig und achtsam wir unsere so genannten guten Vorsätze ausarbeiten, notieren und praktisch planen: Es dauert nicht lang und wir stecken wieder in unseren alten Gewohnheiten fest. Der innere Schweinehund wird zweimal besiegt, indem man sich den Joggingschuh anzieht und losläuft, doch beim dritten oder beim dreizehnten Mal ist das Wetter schlecht, die Beine sind müde, die Laune ist mies, die Schuhe sind kaputt. Wir finden tausend Ausreden. Und irgendwann ist der ehrbare Vorsatz vergessen und alles, was übrigbleibt, ist die leise Mahnung eines schlechten Gewissens.

Und im nächsten Jahr läuft es, kaum überraschend, genauso.

Gute Vorsätze sind, obwohl sie in den besten Absichten gefasst werden, häufig zum Scheitern verurteilt. Manchmal passen sie einfach nicht in unseren Alltag, häufig entsprechen sie einem Bild von uns selbst, wie wir gern wären, aber nicht sind. Sie erzeugen Druck und Schuldgefühle, solange wir ihnen nicht gerecht werden. Aus einem Gedanken, der eigentlich das Wohlbefinden in den Vordergrund stellen sollte, wird ein lästige Pflicht. Und nicht zuletzt entsprechen sie oft sogar den Erwartungen unserer Mitmenschen und wir merken das viel zu spät oder gar nicht.
 

Wohl dem, dessen gute Vorsätze mit Leichtigkeit umgesetzt werden! Alle anderen könnten sich von guten Vorsätzen verabschieden und sich stattdessen vornehmen, bei allem was sie im nächsten Jahr tun (oder lassen), die folgenden Fragen stellen:


1. Was könnte ich jetzt in diesem Moment tun, um mich besser zu fühlen? Was brauche ich gerade? Fehlt mir etwas? Ist mir etwas zu viel? Wie kann ich mein Bedürfnis zeitnah erfüllen?

2. Was hilft mir jetzt dabei, mein Leben heute genau so zu führen, wie ich es mir vorstelle? Fülle ich meine Lebenszeit mit Dingen und Menschen, die mir guttun oder solchen, die mir schaden?

3. Was hilft mir jetzt dabei, heute der Mensch zu sein, der ich sein will? Bin ich authentisch? Entspreche ich mir und werde ich mir gerecht?

Diese Fragen haben ein paar Vorteile: Sie nehmen die aktuelle Situation in den Blick ohne Druck aufzubauen. Wir nehmen unsere Bedürfnisse und Befindlichkeiten ernst und suchen, wenn wir unzufrieden sind, nach simplen und leicht umsetzbaren Lösungen. Statt dir also vorzunehmen, künftig dreimal die Woche joggen zu gehen, kannst du dir die oben genannten Fragen stellen und bekommst dann vielleicht Lust, ein paar Runden zu laufen. Vielleicht ist dir aber auch mehr nach Entspannung und Ruhe? Je nachdem, was du in dem Moment gerade brauchst, werden dir Geist, Seele und Körper ein Signal ist. Das ist nicht immer das, was du in dem Moment vielleicht gerade willst, aber auch das wirst du deutlich erkennen, je weniger Druck im Spiel ist. Und dann kannst du dich frei entscheiden, ob du diesen Weg gehst oder eben auch nicht.

Ideal ist es, wenn du genau das tust, was in jenem Moment gerade genau zu dir passt und dir gut tut! Das kasteiende Sportprogramm wird dann vielleicht durch einen achtsamen Spaziergang ersetzt. Die Diät weicht zugunsten einer bewussten Ernährung, die nichts verbietet und doch Maß hält. Der Verzicht auf Überstunden geschieht dann nicht, weil du dich an deine Vorsätze hältst, sondern weil die Sehnsucht nach deiner Familie dich pünktlich nach Hause treibst, damit ihr gemeinsam essen könnt. Du entscheidest jeden Tag, jeden Moment, wie du dich fühlen und wer du sein möchtest! Auch ohne feste Punkte auf einer Liste zum Abhaken. Und du brauchst dich nicht in ein paar Wochen wie ein Versager fühlen, weil deine ganzen tollen Vorhaben sich selbst auf unerklärliche Weise im Keim erstickt haben.

Unberührt bleiben von der Idee, Vorsätze aufzugeben, alle Pläne, Ziele und Wünsche! Die sollst und darfst du natürlich trotzdem haben! Aber das ist eine andere Geschichte, von der ein anderes Mal erzählt wird.

Ich wünsche euch von ganzem Herzen einen guten Start in ein gesundes, erfülltes und glückliches Jahr 2020!

(Bildquelle)

Freitag, 27. Dezember 2019

Mit Freebie für dich: Rückblick auf dein Jahr 2019

Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester kann wunderbar dazu genutzt werden, um einmal auf das Jahr zurückzublicken. Was hast du erlebt, errreicht, mitgenommen? Was ist an guten Dingen passiert, die du in angenehmer Erinnerung behalten willst?

Natürlich kannst du deine Erlebnisse auch in einem Kalender, Tagebuch oder auf einer Nullachtfünfzehn-Liste notieren. Aber diese Vorlage braucht nicht lang, um ausgefüllt zu werden. Sie fasst das Wichtigste zusammen und enthält eine sinnvolle Struktur. Und sie ist mit Liebe und Herz gestaltet, weshalb dir das Eintragen doppelt Spaß machen wird!

Was gehört in die einzelnen Bereiche?



LEKTIONEN:

Was hast du im letzten Jahr gelernt? Welche Erkenntnisse hast du gewonnen? Was nimmst du aus deinen Erfahrungen mit? Was ist die Quintessenz der letzten 365 Tage?

HERZMENSCHEN:

Mit wem hast du deine Zeit verbracht und warum hat dir das gutgetan? Gab es Menschen, die neu in dein Leben getreten sind und es schöner gemacht haben? Gab es alte Mitstreiter, die sich einmal wieder bewährt haben? Wer aus deiner Familie oder welcher Freund hat dich getragen, gehalten und unterstützt?

GESCHAFFT:

Welche Ziele hast du erreicht? Welche Projekte hast du vorangetrieben oder zum Abschluss gebracht? Denke daran, dass es hier nicht vorrangig um Leistung und Prestige geht, sondern um die Erfolge, die dich nach DEINER Definition erfüllt und glücklich gemacht haben!

GENOSSEN:

Welche Bücher hast du gelesen? Welche Filme oder Serien gesehen? Welche Hobbys neu entdeckt oder wiedergefunden? Welche Tätigkeiten mit Hingabe ausgeführt? Welche Rezepte ausprobiert? Hier hat alles Platz, was dir Genuss und Freude verschafft hat.

ERLEBT:

Welche außergewöhnlichen Erlebnisse gab es im vergangenen Jahr? Warst du an besonderen Orten? Hast du einen schönen Urlaub verlebt? Ein spezielles Event besucht? Etwas (für dich) Herausragendes getan?

Hol dir die Vorlage mit einem Klick: Rückblick 2019 - Vorlage (Sketchnotes)

Viel Vergnügen beim Ausfüllen!

Sonntag, 1. Dezember 2019

Mit Freebie für dich: Geschenkeliste für deine Liebsten

Weihnachten ist ja nicht nur - im besten Fall - eine Zeit der Besinnlichkeit, der Familie und der Feierlichkeit, sondern auch eine wunderbare Gelegenheit, um Verwandte und Freunde mit Geschenken zu erfreuen. Manch einer von uns hat einige Menschen, die er mit einer Gabe überraschen möchte und so gilt es in der Vorweihnachtszeit einen kühlen Kopf zu bewahren: Ideen sind gefragt, Geschenke sind auszuwählen und zu bestellen oder im Laden zu kaufen, einzupacken und zu verzieren, gelegentlich zu verschicken, wenn der Beschenkte weiter weg wohnt.

Verlierst du auch den Überblick, wem du was zu Weihnachten schenken wirst, wenn du es dir nicht notierst? Welche der Besorgungen du schon erledigt und welche du noch vor dir hast?

Mit dieser Liste wird dir das nicht mehr passieren! Du hast die Möglichkeit, all deine Lieben und ihre Geschenkewünsche oder geplanten Geschenke einzutragen und kleine oder größere Listen zu erstellen. Für die ultimativen Geschenkesammlungen ist ebenso Platz wie für kleine Aufmerksamkeiten. Wenn du die Geschenke besorgt / verpackt / verschickt hast, dann kannst du das entsprechende Kästchen abhaken.

Natürlich geht das auch mit einer schnöden Kugelschreiberliste auf einem Notizzettel. Aber diese hübsche Liste macht viel mehr Freude!

Hol sie dir mit einem Klick: Geschenkeliste (Sketchnotes)

Es gibt keinerlei Verpflichtungen für dich im Gegenzug, auch nicht das Eintragen in einen Newsletter oder Ähnliches.

Viel Spaß und Erfolg mit der Liste!

Dienstag, 26. November 2019

Glaube an dich selbst! - Die wertvolle Arbeit des Jugendcoachs Daniel El Khatib

Der Besuch des Motivationscoachs Daniel El Khatib stellt für die SchülerInnen der Klasse 8a nicht nur eine willkommene Abwechslung dar - er sorgt auch dafür, dass ein eigentlich geplanter Rechtschreibtest ausfällt.

Insofern sind alle Kids recht dankbar, als am Donnerstagmorgen dieser smarte Typ vor ihnen steht und freundlich darum bittet, einen Gesprächskreis zu bilden. Noch etwas müde schieben die Jungs und Mädels ihre Taschen und die Tische beiseite und bauen den gewünschten Stuhlkreis auf. Und dann beginnt Daniel El Khatib mit seiner Geschichte.

Daniel ist seit frühester Kindheit ein Wanderer zwischen den Welten. In unglückliche Familienverhältnisse hineingeboren und nicht so genau wissend, ob er nun sich nun eher im deutschen oder im arabischen Teil der Familie zu Hause fühlen soll, hat er den Eindruck, das Leben sei wohl nicht ganz einfach. Eine frühe schwere Krankheit und die Trennung der Eltern prägen ihn. In der Schule kommen Misserfolge, Übergewicht und Mobbing durch die Mitschüler hinzu. Daniel gerät auf falsche Wege und findet eine Zeitlang nicht zurück. Vom Mobbing-Opfer wird er schließlich selbst zum Täter und lernt die andere Perspektive kennen. Ein verpfuschtes Leben, möchte man meinen. Und so fühlt es sich für den Jugendlichen Daniel auch an.

Es dauert keine fünf Minuten, da hat Daniel El Khatib alle in den Bann gezogen. Er gestaltet seinen Bericht mit kleinen Anekdoten und würzt ihn mit Humor. Das ist gut, denn die Geschichte selbst ist harter Tobak, der erst einmal für große Augen sorgt. Die Stille im Raum - sehr ungewöhnlich für die 8a - dehnt sich ins Uferlose. Alle Kids hängen dem Redner an den Lippen, nur vereinzelt fällt mal ein Kommentar oder erklingt gedämpftes Gelächter.
Der Coach spricht die Sprache der Jugendlichen. Er redet auf eine Art, die Einlass in ihre Köpfe findet und wirkt dadurch glaubwürdig. Ich verstehe euch, scheint seine implizierte Botschaft zu sein. Manchmal ist das Leben ziemlich hässlich zu einem und manchmal ist man selbst ziemlich hässlich zu anderen Menschen. Die Betroffenheit, die Daniel auslöst, schwebt wie Nebel im Raum. Nicht nur, weil seine Erlebnisse Mitgefühl wecken. Sondern weil nicht Wenige ihre eigene Situation vor Augen sehen. Sich vielleicht an Momente erinnern, in denen sie Mobbing-Erfahrungen gesammelt oder sich durch eine Null-Bock-Phase selbst geschadet haben.

Daniel hatte keine einfachen Starbedingungen und er hat einige falsche Entscheidungen im Leben getroffen. Aber er hat die Kurve damals bekommen. Mit einem Schulabschluss in der Tasche und der Erkenntnis, welche Stärke eigentlich in ihm steckt, gelangen ihm berufliche Erfolge und schließlich entdeckte er seine Berufung. Seither möchte er seine Botschaft in Schulen tragen.

Glaube an dich selbst, ist sein Rat an die Kids. Dann wirst du alles erreichen, was dir wichtig ist. Diese Botschaft kommt an, vor allem auch, weil Daniel El Khatib nicht, wie es Erwachsene sonst ganz gern einmal tun, von oben herab belehrt. Er berichtet einfach von seinen Erfahrungen und zeigt Wege auf, wie er selbst es geschafft hat, sein Leben in den Griff zu bekommen. Auch seine Werte transportiert er in unaufdringlicher Weise: Familie, Freundschaft, Zusammenhalt. Und immer wieder der Hinweis, dass die Kraft aus einem Menschen selbst kommt. Sie ist immer da, auch, wenn man sie nicht gleich findet.

Es ist ziemlich schwer, eine Gruppe voller Pubertierender eine Stunde lang ohne jegliche Störung zum Zuhören zu bewegen. Daniel El Khatib hat das sogar achtzig Minuten lang geschafft. Am Ende bietet er den Kids an, sich bei ihm zu melden, wenn sie das Bedürfnis nach einem Gespräch haben. Ganz unkompliziert, meint er. Geht auch über Insta, und reicht seine Karte herum.

Nach der Stunde bedanken sich vier Mädchen explizit für den eindringlichen Bericht. Andere Schüler erzählen, dass sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Viel Gefühl hängt im Raum. Niemand macht blöde Scherze oder benimmt sich daneben. Die Geschichte wirkt nach. Eine spätere Evaluation ergibt: Die Kids sind ergriffen. Sie fühlen sich verstanden und auf eine ungewöhnliche Art geborgen. Und das alles nur durch ein Gespräch. 

Daniel El Khatib leistet wunderbare Arbeit in den Schulen. Er bringt die Kids zum Nachdenken und auch dazu, selbst einmal die Perspektive zu wechseln. Er spricht Probleme an und nimmt auch bei Tabus kein Blatt vor den Mund. Alles an ihm wirkt unangestrengt und authentisch. Er fängt das auf, was Schulen allein nicht mehr schaffen angesichts der riesigen Schwemme an psychischen und sozialen Problemen, die Kids heutzutage mitbringen. Er ist ein Leuchtturm für Kinder, die sich unverstanden, benachteiligt oder verloren fühlen.

Neben den Vorträgen bietet Daniel El Khatib auch Workshops und Einzelcoachings an. Ihm liegen besonders die Gewaltprävention und die Stärkung von Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen am Herzen.

>>> Webseite: Daniel El Khatib

Bilder: Ilona Schröder 


Montag, 25. November 2019

Neues Buch! Der kleine Seelenschmaus - Rezepte für Entspannung und mehr Energie


Mein erster Ratgeber ist auf dem Markt!

Eine wundervolle Mischung aus Kunst und Coaching-Ideen. 


Gestresst zu sein ist heutzutage scheinbar der Normalzustand - leider, muss man sagen! Kaum noch jemand von uns hat genug Zeit und Muße, sich um die eigene Seele zu kümmern. Entspannung und Erholung bleiben auf der Strecke und plötzlich sind unsere Batterien leer und wir haben nicht einmal gemerkt, wie wir uns zu lange zu sehr überfordert haben.

Dabei stärkt es auch unseren Geist und unsere Gesundheit, wenn wir innerlich in Balance sind. Wir sind fitter, fröhlicher und erfüllter. Wir lösen Probleme leichter und treffen Entscheidungen sicherer. Wir wissen, wohin wir im Leben wollen und warum! Wir wissen, wer wir sind und was wir können. Wir erreichen unsere Ziele und haben Zugang zu unserer Kreativität.

Der "Kleine Seeelenschmaus" hilft auf verschiedenen Wegen dabei, sich zu entspannen und neue Kraft zu tanken. 

 

Er erklärt, warum Stress entsteht und wie er wirkt. Zahlreiche kleine Übungen und Anleitungen helfen bei der Erholung im Alltag. Rezepte für Powersnacks, die leicht herzustellen und lecker sind, sorgen für Glückshormone und eine gute Konzentration. Rezepte für selbst gemachte Kosmetikprodukte verhelfen nicht nur zu mehr Schönheit, sondern vor allem zu Wohlbefinden. Ein Special über Aromatherapie und die Wirkung der Farben auf unsere Psyche runden die Trickkiste für die Seele ab. Der "Seelenschmaus" erteilt die ausdrückliche Erlaubnis, sich selbst zu verwöhnen und für sich selbst gut zu sorgen! Er zeigt Wege auf, wie dies unkompliziert und auf angenehme Art gelingt. Er enthält außerdem Texte voller Herz, die uns ein positives Gefühl und vielleicht sogar eine gewisse Erkenntnis schenken.

Das Buch ist liebevoll mit vielfältigen, bunten Collagen gestaltet, die wirken, als wären sie aus einer anderen Welt. 


Die Bilder stellen auch Fragen, die zum Nachdenken anregen und dazu einladen, sich mit den Bedürfnissen der eigenen Seele auseinanderzusetzen.

Nimm dir Zeit für dich! Genieße die Lektüre und probiere all die wunderbaren Dinge aus, die der "Kleine Seelenschmaus" für dich bereithält. 


Das Buch eignet sich auch sehr gut als Geschenk!

Paperback
128 Seiten
ISBN-13: 9783740762193
Preis: 8,99 Euro


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Donnerstag, 21. November 2019

Ich bin unperfekt! Nieder mit dem Selbstoptimierungswahn!

In unserer Leistungsgesellschaft scheint es das ungeschriebene Gesetz zu geben, dass der menschliche Wert sich aus der Leistung ermisst, die ein Wesen bringt. Und dass diese Leistung nicht nur gut zu sein hat, sondern ausnahmslos hervorragend. Sich immer mehr steigern muss, als wären wir Maschinen, deren Kapazität sich unendlich ausweiten lässt.

Gut ist nicht mehr gut genug. Nett ist die kleine Schwester von Scheiße. Ehe wir uns versehen, hängen wir in der Perfektionsfalle. Dann reicht es nicht mehr, allen Rollen, die wir ausüben, gerecht zu werden - wir müssen unschlagbar darin sein. Dann genügt es nicht mehr, seinen Job vernünftig zu erledigen - wir müssen zig Überstunden leisten, bevor wir überhaupt am Mindestsoll kratzen. Dann langt es nicht mehr, ein gutes Elternteil zu sein, wir müssen Höchstleistung in dieser Disziplin vollbringen. Wir sollen perfekt aussehen, perfekt agieren, ein perfekter Partner, Freund oder Mitarbeiter sein und selbst unsere Freizeit zu einem Highlight machen, das wir dann auf perfekte Weise den sozialen Netzwerken präsentieren.

Natürlich SIND wir nicht perfekt! Aber wir müssen zumindest versuchen, es zu werden! Alles dransetzen, jeden Versuch unternehmen, niemals nachlassen, uns niemals mit dem Durchschnitt zufriedengeben.

Ganz schön anstrengend, oder?


Eine Lebensweise wie diese baut ungeheuren Druck auf. Es gibt keinen Bereich des Lebens mehr, ob beruflich oder privat, in dem wir das Gefühl haben, wir können mal Fünf gerade sein lassen oder uns so zeigen, wie wir tatsächlich sind. Manchmal, wenn wir zu erschöpft sind, um noch mitzuhalten, wagen wir es aber doch. Ausbleibende Anerkennung kratzt dann an unserem Selbstwertgefühl und wir verdoppeln und verdreifachen unsere Anstrengung. Wir werden so, wie wir glauben, wie die Anderen uns haben wollen. Und bezahlen diesen Optimierungswahn mit unserer inneren Ruhe und unserer Lebensqualität.

Und wir machen uns etwas vor, denn egal, wie einmalig unsere Leistungen sind: Irgendwo gibt es immer irgendjemanden, der uns überholt. Und dann stehen wir wieder da, wo wir am Anfang waren und fühlen uns unfähig, mickrig und minderwertig. Burnout und Zusammenbrüche markieren den Endpunkt dieser Entwicklung. Ganze Generationen leiden unter den astronomischen Ansprüchen, die von der Gesellschaft toleriert oder sogar gefördert werden, obwohl niemand (!) ihnen gerecht wird.

Der Selbstoptimierungswahn hat inzwischen Züge angenommen, die auf eine zynische, menschenverachtende Art alles zerstört, was uns wertvoll und wichtig ist. Er funktioniert nur, weil so viele ihm blind folgen. Er würde in Frage gestellt, wenn Menschen sich ihm verweigern würden.

Heute zeige ich zehn Möglichkeiten, um diesem Wahn zur Selbstoptimierung zu entkommen:


1.  Schraube deine Ansprüche runter.

Es reicht, wenn du einmal die Woche joggen gehst, jeden Tag muss nicht sein. Der Urlaub an der Nordsee im Ferienhaus ist auch schön, selbst, wenn du dann keine Bilder von den Malediven bei Facebook posten kannst. Du musst nicht ständig glutenfreies Brot backen, um deine Kinder gesund zu ernähren und nicht in die XS passen, um attraktiv zu sein. Bringe deine eigenen Maßstäbe und Ansprüche auf ein gesundes Maß und gestehe dieses Maß auch deinen Mitmenschen zu.

2. Dezimiere die Anzahl deiner Pflichten.

Du tanzt auf hundert Hochzeiten und wunderst dich, dass du überfordert bist? Job, Familie, Haushalt, Ehrenamt und Deutschlands neuer Superstar? Lege für dich fest, welche deiner Rollen dir wirklich wichtig sind (oder welche du nicht einfach abstreifen kannst) und dann konzentriere dich darauf. Die übrigen streiche rigoros. Wenn du Vollzeit arbeitest, musst du nicht auch noch für den Kindergartenbasar den Kuchen backen. Wenn du selbst große Probleme hast, die eine Lösung brauchen, kannst du nicht immer als Ratgeber und Tröster im Freundeskreis zur Verfügung stehen. Wenn deine Aufgabenliste im Büro schon von hier bis Timbuktu reicht, ist nicht der richtige Zeitpunkt für das siebenhundertste Projekt. Setze Grenzen und fokussiere dich auf die Rollen, die in deiner jetzigen Lebensphase zu dir passen und dir wichtig sind.

3. Wende das Pareto-Prinzip an.

Es besagt, dass du mit 20 % Aufwand 80 % Ertrag erreichst. Um die übrigen 20 % zu schaffen, musst du hingegen 80 % investieren. Gut ist also doch gut genug! Überprüfe deine Aufgaben und Pflichten hinsichtlich ihres Aufwands im Verhältnis zum Erfolg und beschränke dich darauf, maximal 80 % Leistung zu erbringen. Das schont deine Ressourcen und genügt trotzdem. Wenn das jemandem nicht gefällt - und das wird es, rechne mit Gegenwind! - dann ist das sein Problem, nicht deins! Meistens passieren aber keine schlimmen Dinge, wenn eine Mail mal mit einem Tippfehler rausgeht, weil du sie nur dreimal gecheckt hast (statt fünfmal) oder wenn du mit einer nur leidlich gebügelten Bluse auf Arbeit erscheinst. Schlimme Dinge passieren vor allem dann, wenn man sich selbst derart ausbeutet und überfordert, dass man irgendwann zusammenklappt.

4. Specke deine To-do-Liste ab.

Du hast nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung und an den meisten davon musst du arbeiten oder schlafen. Teile die übrigen klug auf. Nimm dir nur eine realistische Anzahl an Aufgaben vor und baue dir Puffer für Unvorhergesehenes ein. Auch Tätigkeiten, die deiner Erholung dienen, gehören verbindlich auf deine To-do-Liste.

5. Frage dich: Sind das überhaupt deine eigenen Ziele und Ansprüche?

Überprüfe regelmäßig, wessen Ansprüche du da eigentlich gerade erfüllst. Wenn sie gar nicht oder schwer erreichbar sind, ist das umso wichtiger! Sind es die deines Chefs, deiner Mutter, Frau, Tochter, etc? Dann setze Grenzen und kommuniziere diese. Oder finde Kompromisse in einem klärenden Gespräch. Aber werde dir klar darüber, ob du nicht vielleicht einem fremden, nicht zu dir gehörenden Anspruch nachjagst oder ein fremdes Ziel verfolgst. Dazu gehören auch die Ansprüche von längst Verstorbenen oder noch lebenden Verwandten, die du vielleicht verinnerlicht hast. Deshalb kommen sie dir womöglich wie deine eigenen vor. Mach dir klar, dass die Ansprüche anderer Menschen nicht dein Maßstab sein müssen, wenn du das nicht willst! Du kannst selbst entscheiden und einen Maßstab schaffen, der zu dir und deinem Leben passt. Du musst dir weder fremde Ziele noch fremde Erwartungen überstülpen lassen.

6. Kultiviere Selbstliebe.

Würdest du deinen besten Freund zur weiterer Höchstleistung antreiben, wenn dieser völlig erschöpft vor dir steht und ihm längst die Zunge aus dem Hals hängt? Natürlich nicht? Warum machst du das dann mit dir selbst?
Lerne, positive, ermutigende und aufbauende Gespräche mit dir selbst zu führen. Tröste dich, wenn etwas schief geht. Gestatte dir Schwäche. Begegne dir selbst mit Mitgefühl, Liebe und Verständnis.
Behandle dich als einen Menschen, den du sehr gern hast und dessen Wohlergehen dir wichtig ist. Du hast es verdient und du darfst das. Niemand ist für dich so wichtig wie du selbst!

7. Reite keine toten Pferde.

Es zeugt von Willensstärke und Biss, wenn man an Zielen festhält. Grundsätzlich stimmt das auch, aber manchmal verbeißen wir uns in Ziele, die nicht (mehr) erreichbar sind oder keinen Sinn ergeben. Vielleicht, weil wir auf die Umstände zu wenig Einfluss haben oder weil die Ziele uns nicht mehr entsprechen. Habe den Mut, zu erkennen, wenn ein Ziel verloren ist und lasse es bewusst los. Vielleicht wird dein Buch nie geschrieben, dein Traumjob nie realisiert, dein Kind nie geboren, dein Marathon nie gelaufen. Darüber darfst und sollst du trauern. Aber du sollst nicht das verlorene Ziel krampfhaft festhalten und dir dadurch die Chance auf andere, vielversprechende Ziele nehmen. Lass los, dann hast du die Hände für etwas Neues frei.

8. Ziehe Grenzen.

Manchmal ist es nicht so leicht, einzuschätzen, was deins und was nicht deins ist. Das gilt nicht nur für Ansprüche und Erwartungen (siehe Punkt 4), sondern auch für Aufgaben, Haltungen, Zuständigkeiten, Verantwortungen. In einem falschen (= fremdbestimmten) Leben wirst du dich nicht wohlfühlen und obwohl ein gewisses Maß an Fremdbestimmung unabdingbar ist, gibt es doch einen großen Bereich an Freiheit, der uns selbst gehört. Nur oft haben wir nicht den Mut, diesen deutlich abzustecken, weil wir niemanden vor den Kopf stoßen wollen. Dies zu lernen ist unbedingt nötig für ein erfüllendes und zufriedenes Dasein.

9. Bewerte Scheitern neu.

Du hast einen Job nicht bekommen oder bist gekündigt worden? Ein Projekt ist gründlich daneben gegangen? Deine Torte schmeckt nicht? Dein Kunstwerk wird verrissen?
Scheitern fühlt sich blöd an. Minderwertigkeitsgefühle und Scham treffen auf Groll, Wut und Ärger auf uns selbst und die ganze Welt. Dazu gesellen sich unerfüllte Sehnsüchte und unbefriedigende Bedürfnisse. Blöde Mischung!

Aber hast du mal dein Konzept von "Scheitern" in Frage gestellt? Wer bestimmt, wann und warum wir gescheitert sind? Gibt es überhaupt ein gemeingültiges Kriterium dafür und warum unterwirfst du dich diesem so bereitwillig?

Ein paar gedankliche Anregungen für dich:

Was könnte das "Scheitern" an Positivem mit sich bringen?
Wer ist wohl immer erfolgreich und scheitert nie?
Wie (schwerwiegend) sind diese Auswirkungen des Scheiterns wirklich?

10. Erlaube dir Fehler.

Wir alle machen welche. Und da ist nichts dabei. Manche sind schlimm, die meisten aber nicht. Sie alle bringen uns etwas Wichtiges bei. Wir müssen lernen, wieder eine Kultur zu werden, in der Fehler nicht derart überbewertet werden, dass sie zu einer Katastrophe oder etwas Peinlichem werden, das man verbergen und totschweigen muss. Wenn du mutig genug bist, mach doch mal den ein oder anderen Fehler ganz bewusst und schaue, was passiert!

(Bildquelle)