Montag, 8. Juni 2020

Homeschooling für die Seele: Drei Aufgaben - Holz bemalen, Ort herausfinden und von diesem Ort ein bisschen träumen

Obwohl die Schule ja inzwischen wieder für viele SchülerInnen läuft, schicke ich meinen Kids weiterhin montags ein paar liebe Worte mit Ideen, die ihnen die Zeit vertreiben und in der immer noch nicht "normalen" Zeit die Seele ein bisschen trösten.

Hier teile ich sie mit euch.

Heute sehen die Aufgaben folgendermaßen aus:


  1. Diese Aufgabe stammt von einer meiner kreativen Schülerinnen, bei der ich mich hiermit herzlich bedanken möchte: Liebe C., es ist toll, dass du mir diesen Vorschlag geschickt hast! :-) Zur Aufgabe: Man sucht sich im Garten (oder irgendwo anders) irgendein Holzstück - ganz egal welches - und malt es an. Mit Acrylfarbe, Buntstiften, Filzstiften, etc. Das kann man dann beispielsweise auch super als nächstes Geburtstagsgeschenk verwenden.
  2. Schau dir das Foto mit den zwei geheimnisvollen Gestalten an. Finde heraus, wo diese beiden sich befinden. Überlege dir außerdem, was sie darstellen könnten: Wer sind sie? Was tun sie da? Welche Geschichte erzählen sie uns über ihr Leben und ihre Erfahrungen? Was ist an ihnen besonders? 
  3. Wenn du an diesem Ort aus Punkt 2 wärst, sagen wir, als Gast, der dort für ein halbes Jahr ein kleines Häuschen gemietet und sonst keinerlei Verpflichtungen hat: Was genau würdest du dort tun? Welche Projekte könntest du dort verwirklichen? Welcher Tätigkeit könntest du nachgehen? Spinne ruhig ein bisschen rum, vielleicht wird es ja eines Tages Wirklichkeit! Hättest du Lust, dort ein halbes Jahr zu verbringen? Warum? Oder warum nicht?

Freitag, 5. Juni 2020

Leserin mit Haut und Haaren: Vorstellung und Interview der Bloggerin und Künstlerin Celin vom Blog Papierflügel

Jeder leidenschaftliche Leser hat wohl schon einmal den Ausdruck "Ich habe ein Buch verschlungen" verwendet. Celin aus Leipzig macht das auch, aber auf eine ganz besondere Weise: Sie verleibt sich die Lektüre ganz und gar ein und verwandelt sie mit einem mutigen und ungewöhnlichen Händchen in etwas sehr Eigenes um.
Celin macht Kunst. Und schenkt damit den von ihr gelesenen und rezensierten Büchern eine Art von Aufmerksamkeit, die man sogar in unserer bunten und schrillen Welt lange suchen muss.

Als ich Celins Bilder das erste Mal zu Gesicht bekam, war ich total hingerissen von ihrer Art, aus Kunst neue Kunst zu produzieren. Allerdings ist das vermutlich gar nicht ihr erklärtes Ziel, sondern sie hat einfach Spaß und Freude daran, ihre Schöpferkraft auszuleben und ein Stück ihrer Kreativität in die Welt zu tragen. In Celins Bildern sprechen die Geschichten direkt zu uns, sie sitzen uns plötzlich gegenüber, als würden wir entspannt miteinander schwatzen. Sie laden zur unmittelbaren Nähe ein und nehmen uns gefangen. Sie lachen, weinen oder raunen uns direkt ins Gesicht. Sie entführen uns in ihre Welt, die uns selbst noch einmal mehr zum Lesen verführt. Und sie sorgen für eine ganz eigene Verbindung: zwischen dem Autor, der die Geschichte geschrieben hat, der Bloggerin, die ihre eigenen Ideen dazu visualisiert und dem Leser, in dessen Seele im besten Fall sofort eine brennende Neugierde erwacht. 

Neben einer schöpferischen Ader und dem Mut, etwas Neues zu schaffen, braucht es auch etwas technisches / fachliches Know-How, aber vor allem braucht es, wie ich finde, zu solchen Präsentationen eine ganz große Portion Liebe zur Literatur, um etwas so Schönes und Einzigartiges zu schaffen.

Heute möchte ich euch diese tolle Bloggerin Celin von Papierflügel vorstellen, indem ich sie selbst zu Wort kommen lasse.


Liebe Celin, magst du ein paar Eckdaten nennen? Wie alt bist du, woher kommst du und was machst du (beruflich/privat)?

 

Sehr gerne. Ich bin 22 Jahre alt (feiere dennoch jedes Jahr meinen 17. Geburtstag – ja, das mit dem „Angst-vorm-Älterwerden“ begann bei mir schon sehr früh). Ich wohne momentan in Leipzig, komme aber ursprünglich aus einem Dorf etwas außerhalb. Umgezogen bin ich damals, weil ich angefangen habe in Leipzig zu studieren. Auch wenn ich jetzt wieder in meinem Heimatdorf arbeite, möchte ich derzeit das Stadtleben noch nicht missen und werde demnach auch (noch) nicht wieder zurückziehen. Ich mache aktuell eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten. Privat geht es bei mir sehr viel ums Lesen und Bloggen, außerdem bin ich ein absoluter Trash-TV-Junkie, wenn es darum geht meine Freizeit möglichst primitiv und ohne groß nachzudenken zu verbringen.

Was bedeutet dir die Literatur, das Lesen?
 
Die Literatur nimmt einen großen Teil meines Lebens ein. Wenn ich nach Hause komme und meine Bücher fein säuberlich im Regal stehen sehe, geht mir mein Herz auf. Beruflich wollte ich auch in diese Richtung gehen und habe begonnen Germanistik zu studieren, mit dem Wunsch, Lektorin zu werden. Leider musste ich diesen Traum aufgrund mangelnder Jobchancen verwerfen. Das Bloggen und Lesen bringt mich dem jedoch sehr nahe, sodass ich jetzt meinen Brotjob mit meiner Leidenschaft vereinen kann.
 

Seit wann gestaltest du deine Rezensionen mit diesen atemberaubenden Bildern und wie kam dir der Gedanke, für deine Rezensionen diese Art von Bildern zu gestalten?

 

Bewusst hatte ich nie diesen Moment, in dem ich dachte „Ich mache das jetzt auf diese Art.“ Ich habe von Beginn an versucht, mit meinen Bildern eine Verbindung entweder zum Inhalt eines Buches, oder dessen Cover zu schaffen. Irgendwann musste ich mit aufs Bild, weil sich meine Ideen nur noch auf die Art hätten umsetzen lassen. Dass ich damit viel mehr Möglichkeiten habe, ist mir sehr schnell klar geworden, sodass es heute für mich selbstverständlich ist, dass ich mein Buch mit mir zusammen präsentiere.  

Gibt es Genres, die du gar nicht liest oder wärst du prinzipiell für alles offen?

 

Ich bin absolut nicht für alles offen. New Adult finde ich überhaupt nicht schön, ebenso kitschige Romane und Liebesgeschichten. Fantasy habe ich früher wahnsinnig gerne gelesen, aber auch das ist mir mittlerweile zu langweilig. Bei mir im Regal findest du heute überwiegend nur noch düstere Thriller und Horrorbücher.

Wie wichtig ist es dir, dich kreativ auszuleben und schaffst du das in deinem Alltag immer?

 

Das ist mir unheimlich wichtig. Die Kunst war schon immer ein Teil von mir und ich liebe es, mich kreativ auszulassen. Ob zeichnen, basteln, kreative Ideen entwickeln oder eben fotografieren und bearbeiten – ohne geht für mich nicht. Natürlich ist es schwer das immer bewusst in den Alltag zu integrieren, aber wenn es mich packt, dann nehme ich mir die Zeit dafür.
 

Wie lange brauchst du zur Umsetzung eines Posts mit Rezension und Bild?

 

Das geht teilweise schneller als man glauben mag. Sobald ich beginne ein Buch zu lesen, habe ich bereits eine grobe Vorstellung von dem zukünftigen Bild im Kopf. Die Rezension schreibe ich frühestens 2 Tage nach Beendigung des Buches, damit mir auch nichts entgeht. Das Bild selbst dauert im Schnitt 1-2 Stunden. Sobald ich eine klare Vorstellung habe, geht das fotografieren und bearbeiten sehr schnell. Dabei hält mein Perfektionismus gerne mal ein paar Minuten auf, aber grundsätzlich weiß ich, wohin die Reise gehen soll und kann das auch in den meisten Fällen sofort umsetzen. 

Wie gehst du damit um, wenn dir ein Buch nicht ganz so gut gefällt? Oder vielleicht auch mal eins überhaupt nicht?

 

Nüchtern. Eine Rezension ist schließlich keine Patentlösung, sondern nur meine Meinung. Ich sehe das Bloggen und Rezensieren als meine Arbeit und wüsste nicht, für wen ich das Buch besser bewerten sollte, als ich es finde. Natürlich ist schlechte Kritik für Autoren nicht immer schön, aber es ist immer noch NUR meine Meinung. Ich scheue mich also nicht davor, ein Buch schlechter zu bewerten, wenn es mir nicht gefallen hat. Einen Abbruch versuche ich eigentlich so gut ich kann zu vermeiden, leider gibt es ungefähr 1 Buch im Jahr, bei dem ich mich nicht durchringen kann, es zu beenden. Aber auch hier schreibe ich eine kurze Rezension, um zu begründen welche Aspekte zum Abbruch des Buches führten. 

Wie reagieren deine Familie und deine Freunde auf deine Arbeit?

 

Absolut begeistert. Vor allem mein Papa war froh, dass ich mein „brotloses“ Germanistik-Studium abgebrochen habe und das mit der Literatur jetzt auf diese Weise löse. Mein Freund unterstützt mich am allermeisten, kümmert sich um technische Aspekte auf meinem Blog, fotografiert mich immer, bringt seine Meinung und manchmal sogar Ideen mit ein. Freunde freuen sich über neue Rezensionen und wollen sich rezensierte Bücher ausleihen. Es stehen wirklich alle aus meinem Umfeld hinter mir und das fühlt sich toll an. 
 

Wie sind die Reaktionen (fremder Menschen) auf deine Arbeit?


Das lässt sich schwer sagen, da ich nur beurteilen kann, wie meine Instagram-Follower reagieren. Das zähle ich unter „fremd“, weil ich die wenigsten davon persönlich kenne. Hier habe ich durchweg positive Reaktionen erlebt, was mich natürlich unglaublich stolz macht. Immerhin steckt auch Arbeit dahinter und es fühlt sich gut an, wenn man dafür gelobt und wergeschätzt wird. 

Gibt es auch negative Reaktionen? Wie gehst du mit denen um?

 

Bisher kann ich (zum Glück) keine negativen Reaktionen verzeichnen. Ich glaube ich könnte nicht gut damit umgehen, denn ich nehme mir sehr vieles schnell zu Herzen. Gerade da ich in diese „Arbeit“ meine ganze Kraft und mein Herzblut stecke, würde mich eine negative Reaktion vielleicht erstmal traurig machen. Auf den zweiten Gedanken würde ich wahrscheinlich sagen „Ich liebe was ich tue und stehe zu 100% dahinter, egal was andere davon denken.“ Aber bisher gab es ausschließlich positives Feedback und das macht mich unheimlich stolz.
 

Gibt es Bücher, die du rezensieren wollen würdest, bei denen dir aber einfach keine zündende Idee für ein passendes Bild einfallen will? Was machst du in einem solchen Fall?

 

Dann schummle ich. Die Rezension wird es trotzdem auf meinem Blog geben, aber ohne Titelbild, sondern nur unter dem Buchcover zu finden. Das ist bisher aber erst einmal vorgekommen – bei einem Buch, das ich abgebrochen habe. Ich hatte danach einfach keine Lust mehr, so viel Aufwand zu betreiben. Die Enttäuschung war einfach zu groß. Wenn ich ein Buch beende, findet sich immer eine Idee. Wenn nicht an den Inhalt angepasst, dann immerhin zum Cover.

Hast du Unterstützung bei der Umsetzung deiner Bilder? Und wie sieht es mit der technischen Seite aus? Woher kannst du so gut mit den entsprechenden Programmen umgehen?

 

Die Fotos macht mein Freund. Ich sage ihm, wie ich mir das Bild vorstelle und er drückt auf den Auslöser. Es ist ein bisschen wie ein Fotoshooting: er drückt ohne Pause und ich wechsle dabei Pose und Mimik. Nach ca. 30 Bildern wird selektiert und wenn da keins dabei ist, dann muss er das Ganze nochmal machen, bis ich zufrieden bin. Die Arbeit mit den Programmen verläuft nach dem Motto „Learning-by-doing“, ich probiere einfach immer viel aus und experimentiere gerne herum. Irgendwann findet man dabei seinen Rhythmus und steigert sich eigentlich nur noch. Man bekommt einfach ein Gefühl dafür, das passiert von ganz alleine. 

Gibt es andere Arten von Kunst / Kreativität, mit denen du dich beschäftigst?


Der zweitwichtigste kreative Zweig in meinem Leben ist wohl die Kunst und das Zeichnen. Das funktioniert bei mir leider nicht auf Abruf, sondern nur in bestimmten Stimmungslagen. Daher kommt es auch zustande, dass ich zuletzt vor 3 Jahren gezeichnet habe, obwohl ich es so sehr liebe.

Hast du Lust, vielleicht selbst mal ein Buch zu schreiben? Oder einen Bildband zu gestalten? Etwas in der Art?


Ich träume von einem riesigen Plakat, mit all meinen geschaffenen Bildern als Collage, wobei auf jedem Foto der dazugehörige Autor seine Unterschrift hinterlässt. Das kommt einem Bildband wohl am nächsten. Ein Buch habe ich angefangen, das pausiert aber gerade. Ich weiß nicht ob jemals etwas daraus wird, aber die ersten 30 Seiten existieren bereits.
 

Wo kann man dich im Netz finden?


Primär findet man mich auf Instagram (papierfluegel_thriller) und auf meinem Blog Papierflügel. Dort bin ich am aktivsten. Auf Twitter und Facebook halte ich über neue Rezensionen auch auf dem Laufenden, jedoch bin ich dort nicht immer aktiv oder schnell erreichbar.

Dankeschön für diesen Einblick in dein Leben und deine Arbeit!


Vielen Dank für das Interview! 😊

Liebe Celin, ich danke dir für deine ausführlichen Antworten und die tollen Bilder! Der Absatz mit der brotlosen Germanistik hat mich besonders gefreut! Dein Papa hat recht! Germanistik führt ins Nirgendwo ODER in die Schule! *altergermanistenwitz*

Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe für die Zukunft und noch viele wundervolle Projekte!


Donnerstag, 28. Mai 2020

Rezension: "Mein Weg aus dem Trauma" von Christine Striebel

Handlung:


Können seelische Wunden heilen? Jahrzehntelang litt die Autorin körperlich und psychisch an den Folgen eines Kindheitstraumas. Doch mit 58 Jahren wagt sie sich noch einmal an eine Therapie. In ihrer autobiografischen Erzählung verzichtet Christine Striebel auf Schilderungen des Missbrauchs. Stattdessen lässt sie uns Schritt für Schritt ihre Therapie begleiten: Wir begegnen Ängsten, Zweifeln und Rückschlägen – aber auch einem Team von inneren Helfern, einem sicheren Ort und der unbändigen Kraft der Fantasie. Ihre Mut machende Erfahrung: Die Heilung alter, seelischer Verletzungen ist möglich!

Mein Eindruck:


"Wie es mir mit Traumatherapie und EMDR gelang die Folgen des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen" lautet der Untertitel des Buchs und er trifft den Nagel genau auf den Kopf. In einer sehr persönlichen, sogar intimen Geschichte zeigt Christine Striebel, wie sie es mithilfe bestimmter Übungen und Methoden (Innerer Sicherer Ort, EMDR, u.a.) geschafft hat, aus ihrem Kindheitstrauma herauszufinden. 

Das Buch beginnt mit einer symbolträchtigen Tasse Kaffee und hört mit einer ebensolchen wieder auf. Aber dazwischen liegen ganze Welten. Seelenwelten, in denen es einem Menschen gelingt, von Qualen weg und zum Glück hin zu gelangen! Christine wurde auf ihrer nicht ganz einfachen Reise von einer Therapeutin unterstützt. Aber gegangen ist sie ihren Weg selbst! Mit Hilfe ihrer eigenen Fantasie hat die Autorin es geschafft, sich selbst zu heilen. Es gelingt ihr auf sehr anschauliche und beeindruckende Weise, von dieser Erfahrung zu berichten und sie so nachvollziehbar darzustellen, dass andere Betroffene die Hoffnung schöpfen können, ihnen könne das auch gelingen. Wundervolle, vielgestaltige, mit Worten gemalte Bilder stellen das Gegengewicht zur Schwere der Erfahrungen in der Realität dar. Und genau dieser Gegensatz ermöglicht schließlich die Heilung der Autorin und - damit eng verbunden - auch die Rettung und den Neubeginn ihrer Ehe. 

Das Buch ist erfrischend ehrlich, flüssig geschrieben und anschaulich formuliert. Fachbegriffe werden erklärt. Christine Striebel begegnet sich selbst mit Fürsorge, Mitgefühl und Liebe und sie zeigt uns, wie man ihr das nachmachen kann. Der Missbrauch wird nicht thematisiert. Dem Täter von damals soll keine Bühne geboten werden, sondern das Buch lebt durch und für die innere Welt der Autorin, die beeindruckend lebendig ist. Dazu passt auch perfekt das Cover in den sanften Farben und mit dem Bild eines kleinen Mädchens, das unbeschwert auf einer Schaukel in den Himmel fliegt. Denn dieses Mädchen ist eine der wunderbaren Gestalten, die uns im Buch begegnet.

Fazit:


Ein persönlicher Erfahrungsbericht, der auf sehr angenehme Art auch eine Menge therapeutisches Fachwissen vermittelt und sich deshalb sowohl für Betroffene als auch für Therapeuten, Psychologen und Coaches zur Lektüre eignet. Das Buch hat mich sehr berührt.

Das Buch wurde mir von der Autorin zur Verfügung gestellt. Dafür danke ich herzlich. Meine Meinung hat das nicht beeinflusst.

Quelle (Bild und Handlung)

Mittwoch, 27. Mai 2020

Mittwoch-Mini-Coaching: Kreativität zum Fließen bringen

Jeden Mittwoch liefere ich dir fünf kleine Tipps zu unterschiedlichen Themen, die du sofort umsetzen kannst.

Heute gibt es Ideen, um die eigene Kreativität wieder in den Fluss zu bringen, wenn gerade so gar nichts geht und du dich wie der langweiligste und einfallsloseste Mensch unter der Sonne fühlst.

  1. Unterbrich deine Aufgabe, die gerade sowieso nicht funktioniert und unternimm einen Spaziergang. Schenke deiner Umwelt dabei deine Aufmerksamkeit, sodass du nicht mehr über deine Tätigkeit nachgrübelst. Bewegung und frische Luft machen den Kopf frei.
  2. Schnapp dir deinen Mann, deinen Kumpel, deine Freundin, deine Mutter oder wen auch immer: Plaudert bei einem Kaffee (am Telefon geht auch) über Gott und die Welt, aber NICHT über das Thema, bei dem du gerade feststeckst. Manchmal braucht man Input aus anderen Bereichen, um wieder geistige Purzelbäume schlagen zu können.
  3. Kleine Kreativaufgaben bringen dein Hirn sanft wieder in die richtige Richtung: Kritzel ein Blatt Papier mit selbsterdachten Mustern voll. Überlege dir fünfzehn Möglichkeiten, wofür eine Büroklammer verwendet werden kann. Schreibe aus dem ersten Satz in irgendeinem deiner Bücher im Regal eine kleine Geschichte. Spiele mit dem, was dir in den Kopf kommt.
  4. Verbiete dir eine Zeitlang, dich mit dem Thema zu beschäftigen. Wetten, dass dein Kopf sofort Lust bekommt, dir ein paar Vorschläge zu liefern und schon aus Trotz wieder anfängt, neue Wege zu beschreiten?
  5. Wenn wirklich nichts geht: Gehe gelassen und spielerisch mit der Flaute um. Sie wird dein Leben nicht ins Chaos stürzen. Es gibt eben Phasen im Leben, in denen du nicht vor Einfallsreichtum sprühst, du bist eben auch keine Maschine! Je cooler du dir selbst begegnest, umso schneller und undramatischer wird dieser Zustand vorbei sein und du kannst wieder loslegen. 

Montag, 25. Mai 2020

Homeschooling für die Seele: Drei Aufträge für die Woche - Entengeschichte schreiben, Schiffe basteln und Komplimente sammeln

Jeden Montag schicke ich meinen SchülerInnen ein paar liebe Worte mit Ideen, die ihnen die Zeit vertreiben und in der Homeschooling-Zeit die Seele ein bisschen trösten.

Hier teile ich sie mit euch.

Heute sehen die Aufgaben folgendermaßen aus:


  1. Schreibe eine Geschichte über die beiden Enten auf dem Foto. Sie darf lustig, dramatisch oder sogar traurig sein, sollte aber ein gutes Ende haben. Was erleben diese beiden Gesellen? Wie heißen sie, wie leben sie ihren Alltag und wie sind sie charaktermäßig so drauf? Wo befinden sie sich? Was passiert dort? Wie ergeht es ihnen am Ende? Nutze in deiner Geschichte auch wörtliche Rede, damit sie lebendiger wird. Beschreibe auch die Umgebung ausführlich und vergiss nicht, immer auf die Gedanken und Gefühle deiner beiden tierischen Hauptfiguren einzugehen. 
  2. Falte drei oder vier Schiffe aus buntem Papier in verschiedenen Größen. Hier findest du eine Anleitung dazu: Anleitung zum Falten von Papierschiffen. Gestalte dann auf einem großen A3-Blatt die Gegend, auf der die Schiffe sich befinden. Das kann ein Meer sein, mit vielen Fischen darin, mit Pflanzen, einer Insel... Was immer dir einfällt. Wenn du ganz mutig bist, gestaltest du deinen Ozean in 3D, zum Beispiel, indem du die Fische ausschneidest und aufklebst, vielleicht eine Palme aus Papier bastelst oder mit Flüssigkleber echten Sand auf deine Insel klebst. Ich bin gespannt, welche Ideen du hast! Vielleicht befindet sich auf deiner Insel ein Piratenschatz? Oder es versteckt sich eine Meerjungfrau zwischen den Algen? Die Boote selbst darfst du natürlich auch bunt anmalen! Je abwechslungsreicher, umso prächtiger!
  3. Sammle Wörter, mit denen man Menschen ein Kompliment machen, also etwas Nettes sagen kann, beispielsweise "nett, freundlich, fröhlich, sonnig, einfühlsam, aufmerksam, nachdenklich, herzlich, zuverlässig"... Schreibe alle Wörter in eine Liste. Wenn dir keine mehr einfallen, frag deine Verwandten und Freunde. Wer schafft die längste Liste? Schick mir deine Liste gern zu! Benutze im Lauf der Woche jedes deiner Worte mindestens einmal, wenn du mit Menschen sprichst oder schreibst. Verteile Komplimente!

Dienstag, 19. Mai 2020

Der Wald, dein Freund und Helfer

Schon immer wurde Menschen geraten, sich nach draußen in die Natur zu begeben. Das ist kein neuer Trend, doch seit einiger Zeit hat er einen neuen Namen: "Waldbaden". Angelehnt an Wellnessangebote aller Art scheint auch der Besuch in der Natur ein Event zu sein, das bewusst zelebriert werden kann. Es gibt sogar selbsternannte Naturlehrer, die den Teilnehmern der Waldbadesessions genau erklären und zeigen, wie man den Zugang zur Natur wiederbekommt, wenn man ihn verloren hatte.

Einem Menschen, der es selbstverständlich immer gewohnt war, sich draußen in der Stille zu verlustieren (Ein Teil meiner Familie stammt vom Dorf und hatte einen Bauernhof), mag es seltsam erscheinen, dass ein ganz natürlicher Akt plötzlich etwas ganz Besonderes sein soll: Man schnappt sich Schuhe, Jacke, gegebenenfalls Mütze oder Schirm und stiefelt munter drauflos. Für die Japaner, die diesen alten Trend für sich entdeckt haben, sind die Voraussetzungen aber ganz andere: Sie leben überfüllt auf engstem Raum, leiden unter Smog, Überarbeitung und dem unfreiwilligen Verzicht auf die Natur, weil ihre Welt aus Beton und Glas besteht. Für diese gestressten Großstädter mag das "Waldbaden" eine Offenbarung sein, die sogar in die staatliche Gesundheitsfürsorge Einzug gehalten hat. Hier fallen Hektik, Stress, Lärm und die Verpflichtungen der üppigen To-do-Liste von ihnen ab. Hier finden sie Ruhe und zu sich selbst. Die Coaches, die beim Baden im Grün abseits der Stadte Hilfe leisten, dürfen eine Ausbildung zum "Waldbademeister" absolvieren und die ganze Gesellschaft entdeckt einen Weg, um glücklicher und gesünder zu werden.

Etwa seit den Achtziger Jahren gilt das "Shinrin-yoku" (Waldbad, japanisch) als Jungbrunnen und Balsam für die gestresste Städterseele. Schon damals fanden sich rasch Wissenschaftler, die den positiven Gesundheitseffekt der neuen Lieblingssportart auf wissenschaftliche Füßchen hoben und mit Belegen in Studien untermauerten. Und tatsächlich: Der Aufenthalt im Wald bringt messbare Effekte mit sich, sowohl auf der körperlichen, als auch auf der seelischen Ebene.

Dank einer reizvollen, aber nicht reizüberfluteten Umgebung kommen Hirn, Herz und Leib zur Ruhe. Blutdruck, Puls und Cortisolspiegel sinken bereits nach einer Stunde erheblich. Das Immunsystem erhält einen wahren Booster. Die ständig kreisenden Gedanken und belastenden Gefühle kommen zur Ruhe. Man fühlt sich fokussierter, zufriedener, entspannter.

Warum ist das so? Zur Erklärung dieses Umstands existieren verschiedene Theorien. Die offene, abwechslungsreiche Landschaft mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt bietet eine angenehme Anregung, ohne zu überfordern. Es scheint in unseren Genen verankert zu sein, dass wir Biotope, die uns gleichzeitig Schutz und Überblick geben - wie etwa eine Lichtung im Wald - als angenehm und geborgen empfinden. Hier gibt es Nahrung, Licht und Wasser für uns. Gründflächen und Bäume entspannen das Auge. Die Stille, nur unterbrochen von Wassergeplätscher, Vogelgezwitscher, Astknacken und Blätterrauschen, fordert und verlangt nichts von uns. Hier dürfen wir einfach sein. Zudem bewegen wir uns auf eine moderate Art und Weise, atmen frische und saubere Luft ein Die Natur heilt: Es genügt selbst ein Blick aufs liebliche Grün. In Untersuchungen wurde inzwischen bestätigt, dass Kranke, die aus ihren Krankenhauszimmern heraus einen Blick auf die Natur genießen können, schneller genesen. Vermutet wird auch, dass das Mikroklima des Waldes auf unseren Organismus einwirkt: Die Düfte, die von den Bäumen abgegeben werden, sogenannte Terpene, könnten möglicherweise in biochemischer Hinsicht eine konkrete Wirkung auf uns haben. Allerdings stehen Langzeitstudien zum Thema bei uns leider noch aus. 

Im Gegensatz zum asiatischen Raum ist die europäische Wissenschaft nicht ganz so versessen auf entsprechende Erklärungen, denn die Studienlage bleibt ein bisschen dünn. Aber brauchen wir überhaupt Studien, wenn wir doch selbst am eigenen Leib fühlen und erkennen, was uns gut tut? In jedem Fall sorgen die Naturreize für positiv überraschende Momente und manchmal verbindet uns der Aufenthalt im Wald auch mit positiven Erinnerungen.

Unsere Sehnsucht nach Entschleunigung und Ruhe ist immens angesichts unserer hektischen Alltage, unserer übervollen Aufgabenliste und dem überall herrschenden Stress ist groß. Unser Wunsch, uns wieder mit dem Ursprünglichen zu verbinden und uns mit der Natur als Einheit zu fühlen, bleibt immer ein Teil von uns, egal, wie modern wir uns in der Leistungsgesellschaft produzieren. Manche hören den Ruf lauter als andere, aber letztendlich gilt für alle: Der Aufenthalt im Wald macht nicht nur die Japaner glücklicher und gesünder.

Zwar bringt der Wald uns eine Fülle an Geschenken mit, doch spielt der Ort selbst, an den wir uns begeben, bei der Stressbewältigung vermutlich nur eine untergeordnete Rolle: Am Strand, in einem großen Park oder auf einem Berg findet man genauso viel Erfüllung und Frieden.

Hier ein paar Tipps für die ultimative Naturnutzung:

  1. Geh am besten einmal am Tag spazieren. Das kann kurz sein, sollte aber regelmäßig stattfinden. Das Wetter spielt keine Rolle, du kannst dich passend anziehen und danach mit Kuschelsocken und Decke aufwärmen.
  2. Genieße die Auszeit bewusst, indem du die Stille wahrnimmst oder höchstens ein nettes, ruhiges Gespräch dabei führst. Streit oder allzu reger Austausch sind nicht geeignet, dir deine Spaziergänge zu versüßen.
  3. Der Ort ist zweitrangig: Geh hin, wo es dir gefällt. Achte darauf, dass dein Ort möglichst nicht von Menschenmassen überflutet wird. (Jetzt, wo Abstand Trumpf ist, sowieso nicht.)
  4. Mache eine kleine Achtsamkeitsübung während deines Spaziergangs: Nenne fünfzehn Dinge, die du siehst, zehn die du hörst und fünf, die du riechst. 
  5. Schaffe, wann und wo immer du kannst, Bezüge zur Natur: Statte deine Wohnung / dein Haus / deinen Balkon mit Pflanzen aus. Pflege sie sorgfältig. Lasse deinen Garten üppig wachsen. Empfinde dich als Teil der Natur. Überdenke deinen Konsum und triff Entscheidungen, mit denen du dich wohlfühlst. 
  6. Sammle Blätter, trockne sie und lege ein Album zur Bestimmung an. Du wirst erstaunt und etwas peinlich berührt sein, wie viele von ihnen du nicht kennst!
  7. Bastle und dekoriere mit Naturmaterialien. Der Umgang damit macht schon während des Gestaltens Freude und dient der Nachhaltigkeit.
  8. Genieße mit allen Sinnen! Unsere Welt ist schön! 
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