Dienstag, 17. März 2020

Gesellschaftlicher Stillstand dank Corona - Wie du die Auszeit nutzen kannst

Es sind seltsame und unsichere Zeiten über uns hereingebrochen. Menschen haben Angst und wissen nicht, was auf sie zukommen wird. Bei manchen steigert sich diese Angst bis hin zur Panik und sorgt für blinden Aktionismus: Da werden Läden leergekauft oder es wird gegen behördliche Empfehlungen verstoßen - Hauptsache, man muss selbst nicht das Gefühl haben, auf etwas verzichten oder ein Opfer bringen zu müssen. Verzweifelt wird versucht, am gewohnten Alltag festzuhalten, um nur ja nicht eingestehen zu müssen, dass sich vieles von grundauf bereits geändert hat und sich in Zukunft womöglich noch mehr ändern wird. Der Egoismus mancher Menschen entlarvt sich in einer Krise leider besonders hemmungslos. Dabei sind die meisten nicht wirklich bösartig, sondern so getrieben von ihren Befürchtungen, dass ihnen der Zugang zu ihrem Verstand fehlt. Sie sind nicht mehr dazu in der Lage, besonnen und vernünftig zu handeln, oder sie wollen es nicht, weil ihr eigenes Wohl das einzige ist, was sie interessiert. Ängste umtreiben auch all jene, die tatsächliche Einbußen hinnehmen müssen, sei es nun persönlicher oder wirtschaftlicher Art. Für niemanden ist diese Zeit einfach.

Auf der anderen Seite ist eine unglaubliche Welle von Rücksichtnahme, Mitgefühl und Solidarität spürbar: Menschen bieten nachbarschaftliche oder gesamtgesellschaftliche Hilfe an. Im Internet finden Konzerte, virtuelle Museumsbesuche oder Gruppentreffen zu verschiedensten Themen statt. Viele Menschen halten sich an die Maßgabe des sozialen Rückzugs, um die Kranken, Alten und Schwachen zu schützen und nehmen die dadurch verursachten Nachteile ohne zu murren in Kauf. Informationen werden geteilt, Menschen gehen für völlig Fremde einkaufen oder mit dem Hund raus, die unermüdlich arbeitenden Kräfte im Gesundheits- und Pflegewesen werden völlig zu Recht als neue Helden gefeiert.

Keine Frage, eine Lage wie diese hat es noch nie gegeben und niemand kann uns eine Referenz für diese Situation zur Verfügung stellen. Wir lernen daraus, indem wir die Situation durchleben.

Um dir die Lage ein bisschen einfacher zu machen, folgen hier ein paar Ideen, wie du die gegenwärtige Situation nicht nur besser aushalten, sondern sie vielleicht sogar für dich nutzen kannst.

 

Nutze die Medien nur sorgfältig ausgewählt und sparsam dosiert.


Es schürt noch mehr Panik und Unsicherheit, wenn den ganzen Tag Fernseher oder Radio laufen oder sich die sozialen Netzwerke in jedem zweiten Beitrag über the big C auslassen. Wähle ein seriöses Medium, das du morgens und abends nutzt, um dich auf den neusten Informationsstand zu bringen. Dazwischen beschäftige dich mit anderen Themen. Die Welt wird auch weiterlaufen ohne dass du dich völlig verrückt machst, oder vielmehr: verrückt machen lässt.

Ziehe dich soweit es geht zu Hause zurück.


Die Vorgaben sind noch nicht verbindlich, möglicherweise kommt das noch. Aber auch wenn nicht, denk daran: Es geht darum, die Krankheitskurve nicht so explosionsartig steigen zu lassen, damit unser Gesundheitssystem handlungsfähig bleibt. Vielleicht wird ein Großteil von uns krank, aber dann lieber nacheinander - und nicht alle gleichzeitig! Auch für dich ist eine solche Entwicklung besser! Und für deine Eltern, Großeltern und alle Menschen, die du liebst. Deshalb nimm die Empfehlung ernst und verlasse dein Haus nur, wenn es unbedingt nötig ist. Konsum, Unterhaltung und Vergnügen sind verzichtbar und kommen dann wieder zum Zug, wenn die unmittelbare Gefahr vorüber ist. In meiner Familie gibt es viele Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Ich würde und werde alles dafür tun, um sie zu schützen! Und wenn ich dafür auf den Cappucchino im Café, den Stadtbummel oder die Oper verzichten muss, dann mach ich das eben und es fällt mir auch kein bisschen schwer! Denkt bitte auch daran, dass auch Jugendliche und Kinder sich nicht treffen sollen. Je ernster wir diese Vorgaben umsetzen, umso eher besteht die Chance, dass der Spuk schnell vorbei ist.

Reflektiere und gehe in dich.


Das berufliche, soziale und gesellschaftliche Hamsterrad dreht sich gerade langsamer, zum Teil gar nicht mehr. Dies ist ein großes Geschenk und das wahre Gute in dieser schwierigen und schlimmen Situation! Vielleicht brauchtest du sowieso eine Auszeit, um dich mal auszuschlafen, um zu regenerieren, um aus dem Fenster zu sehen und die Vögel zu beobachten, um dir klar zu werden, wo in deinem Leben du gerade stehst und was du eigentlich wirklich willst. Schnapp dir ein Notizbuch und überlege dir: Was läuft noch nicht rund in deinem Leben, wie es sich bisher gestaltete? Was möchtest du ändern? Erarbeite konkrete, leicht umsetzbare und kleine Schritte. Hast du Ziele, Träume, Wünsche? Jetzt ist es an der Zeit, dich mit ihnen zu beschäftigen. Du siehst, wie fragil und unsicher das Leben tatsächlich sein kann. Lebe auf DEINE Art, wenn dein Leben am Ende einen Sinn gehabt haben soll! Was sind deine Talente und Fähigkeiten? Welche Tätigkeiten erfüllen und beglücken dich? In welchem Umfeld und mit welchen Menschen fühlst du dich wohl? Suche den Platz, der zu dir passt und begib dich Schritt für Schritt dorthin. Wenn du weißt, wo du wichtig und richtig bist, wird das sehr viel Klarheit und Energie in dir freisetzen, die du nutzen kannst, um an den für dich bestimmten Platz zu gelangen.

Ausmisten, sortieren, neu ordnen.


Dieser Punkt betrifft sowohl dein Umfeld als auch dein Leben: Gestalte daheim einen umfassenden Frühjahrsputz, bei dem du Altes, Kaputtes und Ungenutztes ebenso entsorgst wie hemmende Glaubenssätze, alte Ängste und unbrauchbare Gedanken. Mach deine Wohnung oder dein Haus hübsch, bring deinen Garten oder Balkon auf Vordermann, damit du im Frühling Freude an ihm hast. Schau deinen Besitz durch und entrümple gründlich. Putze und wische, wienere und ordne! Vergiss auch Papiere, Ablage und den Schreibtisch nicht. Wenn dein äußeres Umfeld wohlsortiert ist, geht es mit dir selbst weiter: Welche Aspekte, Menschen oder Situationen deines Lebens sind obsolet, belastend, ziellos oder sogar krankheitsfördernd? Kläre Konflikte, bezahle offene Rechungen - wörtlich und im übertragenen Sinn. Setze Prioritäten, suche Wege und Möglichkeiten, deinem wahren Ich und deinen echten Wünschen etwas näherzukommen. Setze diese Möglichkeiten um. Das Leben ist kurz! Dir bleibt nur diese eine Chance. Jetzt hast du die Gelegenheit, dir zu überlegen, wie du aus dieser einen Chance das für dich Beste herausholen kannst.

Jetzt ist Me-Time.


Nutze die Zeit, die nun plötzlich freigesetzt wird und gefüllt werden will, für dich selbst! Es gibt unzählige Dinge, die man auch allein daheim tun kann.
Hier ein paar Vorschläge:
  1. Ein gutes Buch lesen (Hast du nicht auch einen großen Stapel ungelesener Bücher? Die rufen schon nach dir! Mach es dir gemütlich und schalte einen Gang runter!)
  2. Filme und Serien gucken (Gern alte Klassiker, für die nie Zeit ist. Oder etwas Neues, was dich schon lange reizt?)
  3. Kochen oder backen (Probiere doch mal ein neues Rezept aus. Hochwertige Nahrung stärkt auch dein Immunsystem und jetzt kannst du tun, wofür im hektischen Alltag oft keine Gelegenheit bleibt.)
  4. Hobbys (Wann hast du das letzte Mal deine alte Gitarre rausgekramt? Das Strickzeug? Das Puzzle? Die Seifensiederei-Ausstattung? Die Modelleisenbahn? Immer ist alles andere wichtiger gewesen! Jetzt ist nicht mehr wirklich viel wichtig! Es herrscht ein Ausnahmezustand - warum nicht etwas tun, was dich glücklich macht?)
  5. Kontakte (Hol dir deine Lieben per Videotelefonie ins Haus! Vielleicht gibt es etwas zu klären oder zu besprechen? Oder ihr wollt euch einfach mal ausführlich austauschen? Dank der digitalen Vernetzung sind wir einander nah wie nie.)
  6. Weiterbildung (Nutze einen Online-Kurs zu einem Thema deiner Wahl. Nein, nicht, weil es deine Karriere vorantreibt. Sondern weil du so richtig, richtig Bock darauf hast!)
  7. Spiel mit deinen Kindern. (Kramt die Legobox raus oder Mensch-ärgere-dich-nicht. Verbringt die Zeit miteinander, die euch der eng getaktete Alltag oft nicht lässt.)
  8. Wellness (Geht immer wieder: Das Verwöhnprogramm im heimischen Badezimmer. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.) 
  9. Nichts. (Ja, genau. Sitz herum und lausche dem Ticktack der Uhr, die dich heute nicht mehr antreibt. Genieße die ersten Vorfrühlingssonnenstrahlen im Garten, auf dem Balkon oder am Fenster. Schließ die Augen. Träume und spinne, lass deine Gedanken wandern, fühle, wie frei und wahrhaftig du in Wirklichkeit sein kannst, wenn du es nur zulässt. Sei ganz da im Hier und Jetzt. Auch, wenn der Moment nicht perfekt ist, hat er doch immer etwas Schönes an sich.
  10. Gestalte Kunst! (Selbst in den dunkelsten Stunden bringen uns Pinsel, Buntstift oder jedes andere Medium ein bisschen Trost und Licht in die Welt. Zum Glück braucht es auch nur wenig, um deine Werke mit der Welt zu teilen! Das Internet macht es möglich! Ich finde, die Welt braucht die Kunst aller (!) gerade in Zeiten, wenn Galerien und Museen nicht mehr zugänglich sind. Lasst uns eine bunte Welt schaffen, in der Optimismus und Freude uns den Weg weisen! Mein jüngst entstandenes Bild soll dir eine Anregung sein.)

Sei nett, hilfsbereit und solidarisch.


Du bist fair und unterstützend für alle tätig, wenn du einfach nur daheim bleibst und dich um dich selbst und / oder deine Familie kümmerst. Aber vielleicht möchtest du auch aktiv deinen Mitmenschen helfen? Du findest über die sozialen Netzwerke dazu allerlei Gelegenheit.

Gelassen und cool bleiben.


Du darfst dir Sorgen um dich und deine Lieben machen, das ist nur allzu menschlich. Lass aber nicht zu, dass deine Gedanken dich in den Wahnsinn treiben! Besonnenheit und Vernunft werden dir und uns allen am besten dabei helfen, diese Zeit zu überstehen und gestärkt aus ihr hervorzugehen.

 

Liebe Leserin, lieber Leser, ich wünsche dir von Herzen das Allerbeste! Bleib gesund und sonnig im Herzen!