Montag, 22. November 2021

Warum Tagebuch schreiben gut tut

Früher gehörte es für Mädchen zum Erwachsenwerden dazu: Fast jeder Backfisch führte heimlich ein Notizheft, das seine Träume, Wünsche, Sehnsüchte und Frustrationen beherbergte und noch Jahre später wieder hevorgekramt wurde, um darin zu schmökern und sich zu erinnern. 

Später wurde das handschriftliche Verfassen persönlicher Notizen irgendwie unpopulär und heute dürfte wohl kaum eine Jugendliche noch ein Tagebuch unter ihrem Kissen verstecken. Und auch die Älteren unter uns tun es selten.

Das ist schade, denn das Tagebuchschreiben hat unschlagbare Vorteile, die kaum noch jemand auf dem Schirm hat. 

Deshalb habe ich sie hier für dich gesammelt:

1. Das langsame Schreiben mit der Hand bringt auch den Geist zur Ruhe. 

Gerade in unserer schnelllebigen, digitalen Welt, in der jede Information nur noch einen Wisch entfernt, aber nicht mehr viel wert ist, braucht unsere Seele diese Ruheoasen durch langsames, besonnenenes Tun. Natürlich kann man auch am PC ein Tagebuch führen - es ist aber nur halb so angenehm und auch das Blättern darin entgeht dir dadurch.

2. Struktur schafft immer Erleichterung.

Du kannst deine Gedanken, die vielleicht wild und chaotisch in deinem Kopf durcheinanderpoltern, sortieren, ordnen, sammeln. Du findest Klarheit, Durchblick und innere Sicherheit.

3. Du kannst Begegnungen und Erlebnisse Revue passieren lassen. 

Erlebnisse noch einmal durchdenken, dir überlegen, ob und wie du dich vielleicht anders hättest verhalten können, eine Bilanz ziehen und es beim nächsten Mal anders machen ... Gespräche und Erfahrungen können ein zweites Mal (oder viele Male) erlebt werden, was dabei hilft, um daraus zu lernen.

4. Tagebücher lieben Listen.

To-dos, Einkäufe, Wünsche, Ziele, gelesene Bücher, geschaute Filme, gekochte Rezepte, gesehene Orte. Du kannst sammeln, bis die Schwarte kracht und wirst nichts mehr vergessen!

5. Erinnerungen prägen sich besser ein, wenn man sie aufschreibt.

So wird dir ein bestimmtes Erlebnis besser im Gedächtnis bleiben, weil du es dir notiert hast. Und selbst, wenn du es irgendwann trotzdem vergisst: Das macht nichts, denn du kannst es ja nachlesen! Du hast bleibende Erinnerungen geschaffen!

6. Ein Tagebuch ist ein buntes Kreativitätsfeuerwerk! 

Man kann schreiben, malen, zeichnen, kritzeln, collagieren, einkleben, basteln. Alles, was flach ist, findet darin Platz! In einer Zeitschrift ein cooles Outfit gesehen? Eine Parfümprobe, die du magst? Eintrittskarten vom letzten Zoobesuch? Einen Liebesbrief vom Schatz bekommen? Eine Postkarte von Mutti aus dem Urlaub? Geschenkpapier vom letzten Weihnachtsfest aufgehoben? 

In deinem Tagebuch ist all das richtig aufgehoben und das Gestalten macht viel Spaß!

7. Ein Tagebuch ist belastbar.

Dein Partner, Familie und Freunde sind es leid, dass du immer über ein bestimmtes Thema redest, dass dich beschäftigt? Oder du bist so richtig sauer, traurig, schlecht gelaunt, frustriert, ... ? Lass es auf den Seiten raus und du wirst dich besser fühlen. Du kannst so oft über ein Thema schreiben, wie du willst, bis du es verarbeitet hast. Du kannst ihm alle Gefühle anvertrauen, auch die ungeliebten und unangenehmen - es wird ihm nie zuviel! Du kannst dich so richtig selbst bemitleiden und jammern und niemand nörgelt deswegen. Dein Tagebuch ist das offene Ohr ohne Grenze. Pass aber dabei auf, dass du dich nicht selbst in den Untiefen des Jammerns verlierst. Sobald du den Groll und Unmut an die Seiten abgegeben hast, ist es an der Zeit, dich wieder deinem Leben zu widmen.

8. Ein Tagebuch ist verschwiegen.

Selbstredend, dass du dich nicht zurückhalten musst. Stelle sicher, dass niemand es liest - und dann sei ehrlich, wenn du schreibst. Hier kannst du auch Dinge festhalten, die mit Ängsten, Schuld oder Scham zusammenhängen. Alles hat Platz, alles darf sein.

9. Ein Tagebuch ist eine prima Lagerhalle.

Dinge, die wir nicht aus dem Kopf auslagern können, bleiben drin hängen und belasten uns ständig. Man nennt diesen Vorgang "grübeln" und er ist sinnlos und schädlich. Wenn du dir angewöhnst, Dinge, die dich beschäftigen, belasten oder noch bevorstehen, schriftlich zu fixieren, wird das deinen Kopf entlasten. Das betrifft Erinnerungen genauso wie Verpflichtungen.

10. Du lernst dich selbst besser kennen.

Wer bist du? Was sind deine Eigenschaften, Besonderheiten, Ziele, Wünsche, Träume, Ängste? Je mehr du dich mit deinem Inneren beschäftigst, umso besser kannst du dich selbst einschätzen, was wiederum dein Selbstwertgefühl steigert. Du solltest allerdings darauf achten, dass du dein Tagebuch nicht mit vernichtender Selbstkritik füllst, sondern bewusst auf Selbstfürsorge achten.

Zehn gute Gründe für das Tagebuch!

Zehn gute Gründe, um mit dem Tagebuchschreiben zu beginnen! Vorschriften gibt es nicht! Die Inhalte gestaltest DU und du bist dabei niemandem Rechenschaft schuldig! Du kannst deine Büchlein bunt wie ein Fotoalbum gestalten, ausführlich mit langen Texten, poetisch mit Gedichten oder minimalistisch in Stichpunkten - du entscheidest selbst!

Einziger Tipp für die Praxis: 

Nutze ein hochwertiges Büchlein in einem dir angenehmen Format mit etwas stabilerem Papier. Und schreibe mit einem Schreibgerät, das gut in der Hand liegt und das du gern nutzt. Auf dünnem Papier mit schmierigem Kuli vergeht dir sonst schnell die Lust!

Viel Spaß dabei!