Nur noch diese hundertsiebzehn Selbsthilferatgeber lesen, dann wird mein Leben zu einem Always-Happy-Event! Einfach alles richtig machen, dann werde ich mich jede Sekunde wie ein fröhlicher Aal in einem Fluss leuchtender Ekstase winden! Ein einziges Patentrezept für das ultimative Glück finden und ich kann den Rest meines Lebens mit einem atomar strahlenden Grinsen durch den Alltag schweben!
Nein? NEIN!
Natürlich bedeutet Glücklichsein NICHT, immer positiv und happy zu sein, in Harmonie und ständigen maximal schönen Momenten zu baden oder das ganze Unangenehme einfach aus dem Dasein zu streichen! Im Leben geschehen manchmal schlimme Dinge. Wir begegnen blöden oder sogar bösartigen Menschen und müssen uns mit ihnen auseinandersetzen. Wir müssen Dinge tun, auf die wir keinen Bock haben und Erfahrungen durchleiden, die uns alles andere als glücklich machen. Wir erfahren Verluste, die richtig, richtig weh tun. Wir treten auf der Stelle, zaudern und hadern und zweifeln, bewegen uns nicht oder in die falsche Richtung und kriegen vom Leben hin und wieder einen scheinbar richtig fiesen Schlag ausgeteilt, der uns zuweilen ganz und gar ausknocken kann.
Glücklich sein heißt nicht, ohne Sorgen und Probleme zu leben oder immer gut drauf zu sein. Das wäre eine ziemlich naive Vorstellung und sie würde uns auch erheblich unter Druck setzen, denn wem gelingt es schon, einen solchen Anspruch zu erfüllen?
Ein glückliches Leben zu führen heißt vielmehr (zum Beispiel) Folgendes:
- Du verbringst einen Großteil deiner Zeit mit Tätigkeiten, die dich erfüllen, dir Freude bereiten und dir das Gefühl geben, etwas Sinnvolles zu tun.
- Du umgibst dich bewusst mit Menschen, die dir ein gutes Gefühl vermitteln und mit denen ein echter Austausch auf geistiger und seelischer Basis gelingt.
- Du kümmerst dich um deine Gesundheit und dein Wohlbefinden mit moderater Bewegung, Kontakt zur Natur, hochwertiger Nahrung und gutem Schlaf.
- Du gestaltest deinen Alltag ausbalanciert: Phasen der Beschäftigung und Phasen der Ruhe wechseln sich ab, keine der beiden Phasen dominiert dein Erleben einseitig.
- Du bist in Kontakt mit deiner Gefühlswelt und lässt auf undramatische Art auch negative Gefühle zu, ohne dich von ihnen überwältigen zu lassen. Du gestattest dir, auch mal unglücklich zu sein, ohne dabei dein Glücklichsein in Frage zu stellen.
- Du verfügst über ein Arsenal an Problemlösestrategien und kennst deine eigenen Fähigkeiten, vertraust dir selbst und wagst dich auch mal aus deinen gewohnten Gebieten heraus.
- Du fühlst dich mit dir selbst wohl, akzeptierst deine Macken und gehst fürsorglich und mitfühlend mit dir um.
- Du lebst nach deinem eigenen Tempo, lässt dich nicht hetzen und auch nicht ausbremsen.
- Du verzichtest auf Vergleiche, allzu strenge Urteile und das Hamsterrad der Bestleistung, weil dich Wettbewerb um jeden Preis nicht (mehr) reizt.
- Du nimmst das Kleine und Unscheinbare wahr.
- Du erlebst das Leben mit einer inneren Haltung der Dankbarkeit und Neugier und lässt dich überraschen, wenn etwas Neues kommt.
- Du lebst Tiefe, mit allen Konsequenzen. Wer den Schmerz kennt, erlebt auch das Wunderbare und Kostbare um sich herum inniger. Ohne haltlos in deinem Kummer zu versinken nimmst du ihn als einen Teil deines Lebens wahr, der ebenso seine Berechtigung hat wie das Erfreuliche und Schöne.
- Du vertraust auf wiederkehrende Zyklen: Nach Regen folgt ganz bestimmt auch wieder Sonnenschein und nichts bleibt, wie es ist. Selbst die Natur entwickelt sich nach dieser Regel und auch für dich bleibt die dunkle Zeit kein ewiger Fluch.
- Du vertraust darauf, dass alles seinen Sinn hat, auch, wenn er sich dir vielleicht nicht gleich oder nicht vollständig oder vielleicht auch mal gar nicht erschließt.
Bist du nach dieser Definition ein glücklicher Mensch?
Was könntest du ändern, um ein bisschen glücklicher zu werden? Womit könntest du sofort loslegen?
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