Montag, 25. November 2024

Adventskalenderbüchlein - schnelle Bastelidee zum Upcycling von Klopapierrollen

Natürlich kann man einen von diesen unglaublich teuren Adventskalendern kaufen, mit denen gerade zahlreiche Influencer die Netzwerke fluten. Da ist wohl thematisch auch für jeden was dabei und tatsächlich besitzen offenbar drei Viertel der Erwachsenen in unserem Land einen Kalender für die Adventszeit, wie ich kürzlich verwundert las. 

Wenn man aber darauf keine Lust oder fast alles schonmal durch hat - ich hatte Escape-Books, Kosmetikgedöns in etlichen Varianten, Süßes, Tee, Bastelkram, Yogaübungen, Geschichten und vieles mehr - wird es vielleicht Zeit, sich mal wieder auf das Wesentliche fernab des Konsumwahns zu besinnen und selbst aktiv zu werden. 

Falls du also noch auf den letzten Drücker ein paar kleine Adventskalender verschenken möchtest, hab ich hier eine schnelle Idee für dich:

Adventskalenderbüchlein aus Klorollen

  1. Schnapp dir eine leere Klorolle und schneide sie in Coverform zurecht. Presse sie unter ein paar schweren Büchern einige Stunden platt.
  2. Gestalte das Cover: bemalen, bekleben, bestempeln, schablonieren - alles ist erlaubt. Meine sind mit Servietten beklebt. In Geschenkpapier einschlagen geht auch - und total fix.
  3. Schneide dir im passenden Format Papier zu, sodass du 12 Blätter erhältst, die du mittig gefaltet in das Cover einnähen kannst. Nun hat dein Adventskalenderbüchlein 24 Seiten, für jeden Tag im Advent eine.
  4. Bestemple oder beschreibe das Cover mit einer 24.
  5. Wahlweise: Gestalte die Seiten im Inneren. 
  6. Bringe, wenn du magst, einen Verschluss und / oder ein Juteband oder Ähnliches an, um das Büchlein schließen zu können.

Gestaltung im Inneren 

Hier gibt es viele Möglichkeiten. Ich liste dir ein paar auf:  

  1. 24 Komplimente
  2. 24 kleine Skizzen, gemalte oder gezeichnete Bilder
  3. 24 Beschreibungen von netten Erlebnissen, die du mit der beschenkten Person hattest und an die du sie erinnern möchtest, für dieses nostalgische "Weißt-du-noch-Gefühl"
  4. 24 Bilder oder Fotos, themenbezogen oder ganz frei
  5. 24 Zitate
  6. Für Künstler: 24 schnelle kreative Aufgaben, die sich jeweils an einem Tag umsetzen lassen

Du kannst das Büchlein auch leer verschenken mit dem Hinweis, dass es mit folgenden Dingen gefüllt werden könnte:

  1. 24 Dinge, für die du dankbar bist
  2. 24 stärkende Affirmationen
  3. 24 Wünsche
  4. 24 Reiseziele
  5. 24  kostbare Lebenslektionen
  6. 24 starke Menschen, die du bewunderst

Lass deiner Fantasie gern auch freien Lauf. Meine Vorschläge dienen nur als Anregung.

Ich wünsche dir viel Spaß bei der Gestaltung dieser kleinen Geschenkidee.

Übrigens: Geschenke kann man sich auch selbst machen.

Montag, 18. November 2024

Die Autorin Jessica Pietschmann und warum ihr von Selfpublishern kaufen solltet

Ich möchte euch heute die Autorin Jessica Pietschmann vorstellen, die mir nicht nur als Freundin in Gesprächen wunderbaren Input und Inspiration gibt, sondern auch einen unfassbar hohen kreativen Output hat. Sie ist ein Scanner, wie ich selbst, und schreibt nicht nur Bücher in verschiedenen Genres. Sie beschäftigt sich auch mit Astrologie, psychologischen Themen und Kunst / Malerei / Handarbeit, sie ist eine Ernährungsexpertin und kann auch zu gesunden Lifestyle-Themen beraten, zum Beispiel der richtigen Schlafhygiene. Und so viel mehr!

Jessicas Bücher

Ich habe nun - Asche auf mein Haupt - erstmals zwei Bücher von Jessica gelesen und hatte damit eine sehr unterhaltsame, schöne Zeit. Was ist an Jessicas Werken besonders toll finde: Sie sind etwas für zwischendurch, kleine Häppchen, für die man nicht lange braucht, die einen aber doch ein Weilchen in eine andere Welt entführen. Für Menschen, die viel zu tun haben - ich arbeite angestellt als Autismustherapeutin bei der Lebenshilfe und zusätzlich als selbstständige Lerntherapeutin (Raum Oldenburg / Ammerland / Wesermarsch und online bundesweit) und habe daher prall gefüllte Tage - ist es manchmal nicht leicht, im Alltag regelmäßig Zeit zum Lesen zu finden und da ist man mit fetten Schinken schon raus! In heftigen Wochen hat man ja vergessen, was im Buch passiert ist, wenn man das nächste Mal zum Lesen kommt.

Nicht so bei Jessicas Büchern: Als kleine Pause mittendrin eignet sich diese Lektüre daher besonders gut!

"Meerestod" war spannend und kurzweilig, "Weihnacht, was bist du" originell, anrührend, herzerwärmend. Und aus den Texten höre ich Jessicas erfrischende Art zu reden heraus, ihren Duktus, die Wahl ihrer Worte, ihre ganz eigene, persönliche Art. Die Lektüre hat mein vergangenes Wochenende sehr bereichert.

Dieser Beitrag ist keine Werbung, denn ich habe weder Geld noch Waren dafür erhalten, die Bücher hab ich mir ganz normal bestellt. 

Kauft bitte Bücher von Selfpublishern!

Trotzdem möchte ich euch generell empfehlen, den Selfpublishern eine Chance zu geben. Sie stecken viel Zeit, Mühen und Leidenschaft in ihre Produkte und arbeiten niemals nur für den Ertrag. 

Würde man diese Aspekte nämlich rein finanziell gegeneinander aufrechnen, dann wäre jegliches Angebot für den völlig überlaufenen und ausschließlich von großen Playern bespielten Buchmarkt eine wahnwitzige Verschwendung von Lebenszeit, Arbeit und Hingabe. Trotzdem gibt es immer wieder Menschen, die nicht aufgeben, die dranbleiben, die weiterhin schreiben und veröffentlichen, obwohl es oft wenig Sinn zu machen scheint, weil sie etwas Grundlegendes verstanden haben, das Schreiben einfach als nicht stillbares Bedürfnis haben (Eine Gabe?) oder die ihre Werte und Prioritäten nicht vorrangig an materiellem Erfolg ausrichten. 

Ich hoffe sehr, dass ich eines Tages auch wieder zu den aktiv schreibenden und veröffentlichenden Schriftstellern gehöre und meinen diesbezüglichen Idealismus wiederfinde! Jessica hat ihn sich bewahrt und ich hoffe sehr (und vermute auch), von ihr wird noch Einiges kommen!

Der Mehrgewinn für die Leser:

Abgesehen von diesem Plus für die Autoren, ihre Leistung zu würdigen und sie zu unterstützen, sodass sie nicht gezwungen sind, ihre Zeit lukrativer auf dem Arbeitsmarkt in den Ring zu werfen, gibt es natürlich aber auch für euch Leser selbst ein riesiges Benefit, wenn ihr euch bei der Suche nach Lektüre fernab des Mainstreams tummelt: 

Ihr bekommt Werke von Menschen, die sich die Freiheit bewahrt haben, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Das muss nicht immer von Vorteil sein, aber mal ganz ehrlich: Sind die gehypten Thriller nach Schema F, die quasi mit Schablone erstellt und immer nach denselben Prinzipien funktionieren, nicht fürchterlich langweilig? Ich jedenfalls meide die schon lange und wenn irgendwo der Spiegel-Bestseller-Sticker aufblitzt, schlage ich erst recht einen Haken ums Regal. Ich habe keine Lust mehr auf das Ewiggleiche, das Bewährte, das die Stammleser so gern mögen, den völlig fehlenden Spielraum, das Stumpfe.

Selfpublisher schreiben natürlich auch für ihre Leser und deren Erwartungen, aber sie dürfen auch damit spielen, weil die Erwartungen nicht das einzige Kriterium sind, die bei der Entstehung an das Buch gestellt wird (und da sind Verlage radikal, glaubt mir). Außerhalb der Hochleistungsmaschine "Buchmarkt" ist noch so etwas wie Originalität, Eigensinn, Kreativität möglich, es darf experimentiert werden. Eine letzte Bastion der geistigen und künstlerischen Freiheit?

Klar, es gibt wie überall auch dort viel Schrott. Aber die Trüffelschweinsuche nach glänzenden, kostbaren Edelsteinchen macht großen Spaß, das kann ich euch garantieren!

Montag, 11. November 2024

Der Baum der Wünsche - Ein magischer kleiner Textauszug und dazu ein Bild: Und welche Wünsche treiben dich an?

Schließlich stehen wir vor einem dritten Baum, der aber beileibe nicht der letzte in der Reihe ist, denn in der Ferne kann ich nicht nur Berge, eine Art Tempel und eine endlos weite Wüste, die sich bis zum Horizont erstreckt, erkennen, sondern auch jede Menge weiterer Bäume und andere Gewächse. Welche Art von Früchten sie tragen, sehe ich nicht, dazu sind sie zu weit weg. Ich blicke auf meine Füße und denke kurz darüber nach, ob ich vielleicht einen von diesen kleinen Rubinen oder Turmalinen in die Tasche stecken soll, doch Fredi knufft mich gegen das Knie.

„Schau nach oben! Schau immer nach oben und senk nicht den Kopf, als würdest du dich schämen oder hättest was zu verbergen!“ 

Mein Blick gleitet an Stamm, Ästen und Zweigen entlang, die in einem warmen Rosenholzton schimmern. Der Baum, unter dem wir stehen, ist viel kleiner als die anderen und trägt kein Laub. Es ist gut zu erkennen, wie feinverzweigt und vielgliedrig das Astwerk ist. Ich sehe allerdings auch keine Knospen.

„Der Baum der Wünsche“, sagt Fredi.

„Er ist kahl!“, entfährt es mir. „Heißt das, ich habe keine Wünsche?“

Ein kleiner Schock legt sich wie ein Schatten über meine Glieder, die sich mit einem Mal schwer und ungelenk anfühlen. Ich überlege intensiv, was ich mir wohl in der letzten Zeit gewünscht haben mag – und tatsächlich fällt mir nichts ein. Der Baum wirkt tot. Himmel, was sagt das über mich aus? Ein Mensch ohne Wünsche!

Fredi antwortet mir nicht. Er hat wohl erkannt, dass ich den richtigen Schluss gerade selbst gezogen habe. Ich bin nicht nur ernsthaft, sondern sogar vertrocknet! Wo steht jemand im Leben, der keine Wünsche mehr hat? Ich schätze, ich muss mein Weltbild und meine Lebenseinstellung einmal überdenken!

„Vielleicht mag er gerade weder Laub noch Früchte tragen, aber das bedeutet ja nicht, dass man ihn nicht wieder zum Blühen bringen kann.“ Das sind seine Worte und sie klingen versöhnlich. „Weißt du, wie eine kleine Weide aussieht, wenn man sie im Gartenfachhandel bestellt? Man sieht auf dem Bild eine wogende Masse von hellgrünen Blättchen an biegsamen Ästen. Aber wenn man die Lieferung auspackt, liegen da nur kümmerliche Stöckchen im Stroh, von denen man annimmt, dass sie niemals mehr sprießen. Dein Baum ist nicht tot – er braucht nur ein bisschen Aufmerksamkeit.“

„Was kann ich machen?“, frage ich, von der Idee beseelt, dieses Desaster sofort zu ändern.

„Pflanzen brauchen Wasser, Licht und Nährstoffe“, zitiert Fredi einen Gartenratgeber, „und etwas Zeit. Und dieser Baum braucht Inspiration.“

Er zeigt mit seiner Faust in eine unbestimmte Richtung. Ich laufe ein Stück um den Baum herum und renke mir fast den Hals aus, weil ich so intensiv nach oben spähe. Der Baum ist gar nicht ganz leer. An einem Zweig, den ich gerade noch so erreichen kann, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle, baumelt ein Buch. Ich pflücke es ab wie eine besonders kostbare Frucht. Es ist klein, kompakt und hat viele Seiten. Der Einband ist braun wie von altem Leder und man kann es mit einem Bändchen, das man dreimal herumbinden kann, schließen. Auf dem Deckel prangen rätselhafte Zeichen und merkwürdige Bilder, die ein bisschen wie alte Höhlenmalereien wirken. Die Seiten hingegen sind bunt. Jede hat eine andere Farbe. Ich blättere neugierig und auch etwas ehrfürchtig durch, doch die Seiten sind unbeschrieben. Sie enthalten nicht einen einzigen Buchstaben.

Fragend halte ich Fredi das Büchlein entgegen.

„Es ist deine Aufgabe, es zu füllen“, sagt mein kleiner Freund.

„Ich soll es also mitnehmen und etwas reinschreiben.“ Natürlich vermute ich, dass es sich um ein Tagebuch handelt. Tagebuch habe ich ungefähr vor zwanzig Jahren zum letzten Mal geführt.

„Gewiss nicht“, gibt Fredi zurück. Sein Mienenspiel ist plötzlich lebendig und er hat rote Wangen. Erstaunlich für eine Puppe aus Plastik und Füllwatte.

„Es ist ein Reisetagebuch. Wir beide, du und ich, wir unternehmen in den nächsten Nächten ein paar Reisen.“

„Nachts muss ich schlafen“, gebe ich scharf zurück, weil mich das ganze Geschehen zu ängstigen beginnt. Bislang war diese Welt ein bisschen absurd und sehr schön. Aber die Vorstellung, mit einem fingerlosen Stoffgeschöpf in überfüllten Zügen zu hocken und auf Bahnhofsbänken zu rasten, behagt mir überhaupt nicht. „Ich muss nachts schlafen, weil ich tagsüber arbeiten muss.“

„Erstens schläfst du nachts sowieso nicht, wenn ich das mal bemerken darf.“ Fredi ist nicht aus dem Konzept zu bringen. „Zweitens musst du auch nicht arbeiten, wenn du dazu keine Lust hast.“

„Ach nee!“ Meine Hände, die das Buch halten, als hätte es eine ansteckende Krankheit, sind feucht von Schweiß. Ob vor Furcht oder vor Wut – ich weiß es nicht. „Wenn ich nicht arbeite, hab ich kein Einkommen! Dann kann ich meine Miete nicht zahlen und das Auto… Essen… Medikamente… Bücher… Mein Kühlschrank ist alt und macht seltsame Geräusche, ich brauch sicher bald einen neuen! Ich kann auch gar nicht verreisen, weil Reisen Geld kostet und zwar jede Menge! Mein Gehalt ist auch viel zu niedrig, um Extrawürste zu braten…“ Ich verstumme. Versuche ich hier gerade, vor einem Kinderspielzeug zu rechtfertigen, warum ich weder Lust noch Mittel für skurrile Ausflüge habe?

„Wir beide werden auf Reisen gehen“, fährt Fredi unbeirrt vor, als sei es beschlossene Sache, „und du wirst auf jeder Reise einen Gegenstand finden, den du brauchst. Diese Gegenstände sind klein und flach genug, um sie in das Büchlein zu legen. Du sammelst diese Gegenstände und dann legst du sie in dein Buch. Du darfst keinen auslassen und wenn du fertig bist, dann wirst du schon sehen. Es ist nämlich eine Art Puzzle.“

„Wozu sollte ich das machen?“ Angriffslustig verschränke ich die Arme vor der Brust. Wenn dieses kleine Wesen glaubt, es könnte mich zu irgendeiner absurden Aktion zwingen, hat es sich geschnitten! In meiner Welt bestimmen nicht Puppen den Plan, nach dem sich Menschen zu richten haben!

„Dein Baum der Wünsche liegt im Sterben“, erklärt Fredi nüchtern und deutet auf das rosa Gerippe, dessen letzte Frucht nun auch abgeerntet worden ist. Mein Widerstand zerschmilzt wie Butter in der Pfanne. Ich wage nicht zu fragen, was passiert, wenn der Baum tot ist.

„Du wirst am Morgen nicht müde sein“, sagt Fredi nun in einem tröstlichen Ton. „Dein Leben wird ganz so laufen wie sonst auch. In den Nächten sind wir unterwegs und am Morgen wirst du frisch und ausgeruht zurückkehren und es wird sein, als habest du selig wie ein Baby geschlafen. Und Geld“, lächelt er, „dein Geld, das euch Menschlein so aberwitzig wichtig ist: Weder brauchst du es, noch kann es dir nützen. Dort, wie wir hingehen.“  

Er sagt „gehen“ und nicht etwa „fahren“ oder „fliegen“. 

„Wo gehen wir denn hin?“ Ich stelle die Frage, doch möchte ich die Antwort hören? 

„Wir reisen in deine Heimat“, sagt Fredi. In mir macht sich Demotivation breit.

„Da will ich schonmal überhaupt gar nicht hin!“ gebe ich bockig zurück. Soll ich für das Geschöpf eine kleine Sightseeing-Tour durch die Eisenacher Highlights veranstalten? Bachhaus, Lutherhaus, Wartburg?  Im Café Toccata am Markt ein Eis essen? All die Straßen durchqueren, die mir Unbehagen bereiten? Vielleicht noch an der alten Wohnung vorbeischleichen, in der ich als einziges ungewolltes von drei Kindern aufgewachsen bin? 

„Ich will da nicht hin“, wiederhole ich. „Wenn wir schon reisen müssen, wie du sagst, warum dann nicht nach Wien oder Venedig?“

„Viele Leute sind schon nach Wien oder Venedig gereist und ein paar sogar auf den Mond. Das hat nicht verhindert, dass ihre verkrüppelten Bäume der inneren Seelenlandschaft ihr Lebenslicht aushauchten. Nur zu Hause wirst du finden, was du suchst.“

„Ich suche gar nichts! Es ist auch nicht mehr mein Zuhause! Ich bin… seit zwanzig Jahren dort weg! Ich bin froh, dass ich aus diesem gutbürgerlichen Scheißmief raus bin und genug… Abstand habe!“ Ich wehre mich mit Händen und Füßen, obwohl ich im Grunde selbst weiß, dass meine Einwände nichts ändern werden.

„Es wird dir gefallen“, meint Fredi. „Wir reisen nicht in das Eisenach von heute. Du wirst niemanden treffen, den du nicht sehen willst. Eisenach hat eine lange und bewegte Geschichte. Wir reisen nach Eisenach und in die Vergangenheit.“ Er tritt neben mich. Ich habe auf einem Felsen, der wie ein Rauchquarz aussieht, Platz genommen, das Buch im Schoß. Fredi liegt mir seinen Handstummel auf den Oberarm. 

„Du meinst, wir schauen Luther über die Schulter, während er die Bibel übersetzt und wohnen einer Hexenverbrennung bei? Oder verkaufen wir Eier auf dem mittelalterlichen Wochenmarkt?“ Ich kann nicht glauben, dass ich das frage. Es ist nicht einmal vorstellbar!

„Du willst doch auch, dass dein Baum der Wünsche wieder blüht, nicht wahr?“

„Was passiert, wenn ich ihn nicht retten will?“

„Dann wirst du sehr krank werden.“ Er bleibt vage, doch diese Aussage ist erschreckend genug.

„Aber was ist, wenn ich ihn nicht retten kann?“  

Diese Welt, so schön sie ist, gefällt mir nicht mehr! Außerdem kommt sie mir ein paar Schattierungen heller vor als eben noch. Vielleicht wäre es doch besser, einfach in der echten Welt im Bett zu liegen und sich herumzuwälzen, bis ein unruhiger, oberflächlicher Schlaf kommt. Die echte Welt mag langweilig oder sogar beängstigend sein, aber zumindest ist sie mir vertraut und einigermaßen berechenbar. Ist sie das wirklich?, frage ich mich im Stillen. Ist sie nicht genauso fremd und eigenartig wie diese skurrile Landschaft hier?

 „Du bist die Einzige, die ihn retten kann“, erklärt Fredi. „Immerhin ist es dein Baum.“ 

Er ist blass geworden. Nein, durchscheinend sogar. Die Wiese, die Bäume, das Meer in der Ferne – alles verliert an Farbe. Die Vögel singen nicht mehr und selbst das Büchlein in meiner Hand hat an Gewicht eingebüßt. Ich kann nicht mehr antworten. So innig ich mir gewünscht habe, ich läge wieder in meinem Bett, so rasch ist die Welt um mich herum verschwunden.

(...)

Der Text ist ein Auszug aus meinem Buch "Fredi", in dem Hanna in den Kristallwelten ihrer kleinen Puppe aus der Kindheit begegnet, die ihr erklärt, sie würde mit ihr eine Reise durch Raum und Zeit unternehmen, um ihren sterbenden Baum der Wünsche zu retten.

"Fredi" und mein Fehler

Das Buch bewerbe ich schon lange nicht mehr aktiv, denn leider ist mir beim Hochladen der Datei damals ein Fehler passiert - ich habe versehentlich die unkorrigierte Version angeklickt (Ja, auch das passiert, wir sind eben doch alle Menschen) und kann dies auch nicht mehr schnell ändern, weil mein Dienstleister nicht mehr existiert. Das ist schade, weil es inhaltlich eins meiner besten und vielseitigsten Bücher ist.

Eine Änderung ist allerdings kein "Mal-eben-schnell-gemacht-Ding" - ich müsste eine Neuauflage an den Start bringen und die frisst etwas Mühen und Zeit und ist nicht mal so erledigt.

Trotzdem wird genau das, denn das Buch wird eine zweite Chance bekommen und dann nach bestem Wissen und Gewissen rundüberholt mit überarbeitetem Text und neuem Cover auf den Markt kommen. Vermutlich spätestens im Frühjahr 2025. "Fredi" geht also in eine zweite Runde! 

Die Collage und Wünsche aller Art

Für die oben abgebildete Collage "Der Baum der Wünsche", die jüngst entstanden ist, diente mir dieser Auftakt einer wundersamen Geschichte als Inspiration. Sie bringt mich dazu, mich auch mit meinen eigenen Wünschen einmal wieder näher zu beschäftigen.

Was wünschst du dir? Offenherzig oder insgeheim?

Wie ist das bei dir?

Welche Wünsche hast du ganz offen? Welchen strebst du bewusst entgegen?

Welche Wünsche wachsen im Verborgenen? Was ist ihr Sinn oder Ziel?

Was tust du, um deine Wünsche in die Welt zu bringen und zu realisieren?

Und: Wie wäre es, in einer Zeit zu leben, wo das Wünschen noch geholfen hat?

Montag, 4. November 2024

Neue Life-Journals - Warum das gute alte Tagebuchschreiben dein Leben positiv beeinflussen kann

Tagebuchschreiben ist out, oder?

Nicht für mich: Ich tue es seit meiner frühesten Jugend, quasi schon mein ganzes Leben lang und habe auch nicht vor, jemals damit aufzuhören. Und ich kann es euch nur empfehlen!

Inzwischen gestalte ich die Bücher dafür selbst, denn so bin ich flexibler und kann mir überlegen, welches Format oder welche Art von Papier ich brauche. Die hier vorgestellten Varianten sind mit kaffeegefärbtem sowie klassischem weißen Papier gefüllt, haben jeweils fünf Signaturen aus jeweils fünf bzw. sieben Blättern (also fünfzig oder siebzig Seiten) und wurden liebevoll mit Hand genäht.

Allerdings schreibe ich nicht nur Texte in die Bücher, sondern ich gestalte sie auf jede erdenkliche Art: Ich verziere sie mit Motivpapieren und Aufklebern, ich male, kritzle, skizziere und zeichne, ich erstelle Mindmaps und Cluster, ich klebe Fotos und Bilder (eigene und aus Zeitschriften) ein, auch Eintrittskarten, Flyer, Karten, Briefchen - alles, was mir von anderen Menschen geschenkt wird. Ich vermerke Listen, Statistiken, Zahlen, Zitate. Ich gestalte kleine Kunstwerke und Collagen. Ich verwende Stempel und Schablonen, Washi-Tape, Acryl und Aquarell, alle Arten von Stiften, getrocknete Pflanzen und vieles mehr. Eigentlich benutze ich alles, was mir in die Hände fällt - man wird kreativer im Laufe der Zeit und bekommt ein Auge dafür, was nützlich sein könnte. 

Man kann dabei klein anfangen, mit wenig Aufwand und Kosten und braucht sich nicht sofort eine riesige Ausstattung anzuschaffen. Die wächst sowieso von selbst, wenn man auf den Geschmack gekommen ist, garaniert. 😊

Da ich auch Reste aller Art verarbeite (Umschläge, Verpackungen, alte Papiere, Schnipsel, alte Zeitschriften, Notenhefte und Bücher), ist das auch eine wunderbare Upcycling-Idee.

Die Life Journals haben vielfältige Funktionen:

  • Sie dokumentieren mein Leben wie ein Fotoalbum und beim Gestalten kann ich die Dinge nochmal erleben. Beim Durchblättern später kann ich dann in Erinnerungen schwelgen.
  • Sie haben katarthische und therapeutische Funktionen, denn ich kann aktuelle und vergangene Dinge aufarbeiten, betrachten, reflektieren, analysieren und verarbeiten. Jede Art von Gefühl und alle Gedanken haben Platz und dürfen ihren Ausdruck finden. Auch Sehnsüchte, Träume, Ängste, Ziele und spezifische Probleme (und Lösungsideen) werden festgehalten. Jegliche therapeutische Übung kann dafür genutzt und schriftlich oder bildnerisch fixiert werden.
  • Ich habe verschiedene Ausdrucksweisen zur Verfügung: Manches möchte chronologisch beschrieben werden, anderes kann mit Worten nicht dargestellt werden und braucht vielleicht Farben oder Formen, um aus meinem Kopf herauskommen zu können. Das schafft erleichternde Leere und inspiriert mich auch für andere Arten von künstlerischer Arbeit.
  • Die Gestaltung ist tiefenentspannend und durch diesen Prozess kann ich mich erholen, erden, runterbringen, Stress reduzieren, Harmonie und Gleichgewicht in mir wieder herstellen. Diese Möglichkeit ist manchmal überlebenswichtig für die eigene Gesundheit, das Wohlbefinden und die Zufriedenheit.
  • Ich lebe bewusster und achtsamer, denn während einer Erfahrung gestalte ich schon in Gedanken vorab meine dazugehörigen Seiten: Ich bemerke Details und Kleinigkeiten, fotografiere scheinbar Belangloses für mein Tagebuch und sammle Material, das ich später verwerten will. Da wird tatsächlich jeder Spaziergang zu einem Erlebnis, das eine Bedeutung hat!
  • Ich erlebe mich selbst als frei, denn ich kann alles nach meiner Vorstellung gestalten - es ist ein Bereich, in den mir niemand reinredet.
  • Es ist mein Safe Space: Auf den Seiten dieser Bücher bin ich sicher, geschützt und geborgen. Niemand hat Anteil an meinen Gedanken, Worten oder Bildern, es sei denn, ich möchte diese auszugsweise teilen. Allein das Aufschlagen des Buchs lässt meinen Puls und Blutdruck sinken, denn ich weiß, hier erwartet mich keinerlei sozialer Druck, sondern nur das stille, ruhige Vor-mich-hin-werkeln und ein schönes Ergebnis.
  • Sie sind ein Gegenentwurf zur virtuellen Welt, in der wir uns heute ständig bewegen und die nicht nur Vorteile hat: handfest, greifbar, ehrlich, taktil, beständig. Sie bringen eine Art nostalgischer Stabilität und Bodenständigkeit ins Dasein. Sie schulen Ausdauer und Verbindlichkeit. Sie schaffen Authentizität und Unvergänglichkeit. Sie erwecken Schönheit in all ihren Facetten. Und sie befreien von dem ätzenden Drang, sich immer vergleichen und so gut wie möglich dastehen zu wollen. Sie sind ein wohlwollendes persönliches Geheimnis und nicht Mittel zur Selbstdarstellung.
  • Ich kann experimentieren und mich ausprobieren, mit neuen Ideen, Methoden, Materialien. Natürlich kann man das mit allen künstlerischen Ausdrucksformen, aber hier lässt sich durch die Fixierung in Buchform eine Entwicklung oder ein Verlauf verfolgen. Alles ist ordentlich und sauber beisammen. Ich kann später alles nochmal nachschlagen und wie von außen mein eigenes Wachstum beobachten. Überhaupt habe ich mich als Künstlerin durch diese Routine extrem weiterentwickelt, denn im Grunde kreiere ich permanent Kunst - und das schult Augen, Herz und Hände.
  • Auch Informationen kann ich sammeln: besonders interessante Zeitschriftenartikel, tolle Songtexte oder Gedichte (auch eigene), Fakten über Menschen und Künstler, die mich inspirieren, Textauszüge von Schriftstellern, die mir viel bedeuten. Es gibt da keine Grenzen: Was du liebst, findet hier Raum.
  • Und nicht zuletzt, die Zuneigungsbekundungen meiner Mitmenschen finden hier Platz und landen nicht in der Mülltonne oder einer Ramschkiste auf dem Dachboden, sondern erfreuen beim nochmaligen Erblicken erneut mein Herz.

Diese Bücher sind die Signatur meines Lebens. Sie schaffen Bedeutung und angenehme Emotionen. Sie stehen symbolisch für das Leben, das ich mir gestalte. Sie sind, was ich bin. Sie sind mein Vermächtnis und meine Botschaft an die Welt, auch, wenn kaum jemand sie von innen zu Gesicht bekommt. Sie sind mein Begleiter in allen Lebenslagen, mein sicherer Hafen, mein Unterstützer in jeder Not, mein Anker zwischen Realität und Fantasie und mein Booster für die eigene Weiterentwicklung.

Einfach mal ausprobieren

Ich möchte dir ans Herz legen, diese wunderbare Technik für Entspannung, künstlerischen Ausdruck und Seelenhygiene auch mal auszuprobieren. Es genügt, sich ein paar Minuten Zeit am Tag dafür zu nehmen oder auch mal ein paar Stunden am Stück, wenn Zeit und Muße vorhanden sind. Das kannst du ganz nach Gusto und ohne jeden Leistungsdruck und Anspruch entscheiden! Es geht am Schreibtisch, auf dem Sofa, im Bett oder wo immer du kannst und willst.

Für hochsensible Menschen besonders empfehlenswert

Insbesondere meinen hochsensiblen Mitmenschen möchte ich das Tagebuchführen empfehlen, denn ihr wisst, liebe Leute, ihr habt nicht nur Entspannung und Innenschau besonders nötig, sondern ihr profitiert auch in besonderem Maß von dieser Gewohnheit, weil sie vielen eurer feinfühlingen und kreativen Bedürfnisse entgegenkommt.

Schnapp dir einfach ein Notizbuch mit unbedruckten Seiten deiner Wahl (das Papier sollte nicht zu dünn sein) und dann leg mal los. Du wirst von dir selbst und deinem Ergebnis überrascht sein und die positiven Auswirkungen auf Körper, Geist, Seele und Gemüt sofort bemerken.

Ich wünsche dir viel Spaß dabei!

Hier sind noch ein paar Beispiele meiner jüngst entstandenen Journals:





 Falls du ein Interesse daran hast, wie die Journals entstehen, lass es mich gern wissen.

Montag, 28. Oktober 2024

Buchempfehlung: Michael Eile - "Die Schifffahrt auf der oberen Saale und Unstrut", Band 8

Lust auf Historisches, Flussschifffahrten, viele Details und lehrreiche Unterhaltung?

Ein langjähriger guter Freund von mir hat eine wunderbare, bilder- und informationsreiche Buchreihe über die Schifffahrt auf der Saale und der Unstrut geschrieben und kürzlich den achten Band herausgebracht.

"Die Schifffahrt auf der oberen Saale und Unstrut - Zwischen Hoffnung und Vergänglichkeit"

Das Buch hat 460 Seiten und bringt 191 Abbildungen und Dokumente mit, die ein Stück Zeitgeschichte nochmal auf eine ganz andere Art lebendig werden lassen.

Aber es gibt auch noch sieben andere Bände, die sich lohnen.

Hier gibt es die Bücher: >>> www.ringelbergverlag.de