Eigentlich brauchte ich Hosen, damals, vor Corona. Ich marschierte mit dem besten Einkaufsberater aller Zeiten - bekanntermaßen meinem Liebsten - durch die altehrwürdige Skyline von Bad Zwischenahn und hüpfte in diversen Geschäften in ungefähr siebenhundert Skinnyjeans aller Farbschattierungen, bis ich endlich etwas fand, das weder quetschte noch schlabberte und mir gefiel. Und während ich brav die übrigen, verschmähten Beinkleider zurück in ihre Ständer wegsortierte, (Ich bringe die immer vorbildlich wieder dahin zurück, wo ich sie weggenommen habe!), da fiel er mir ins Auge - dieser knallorangefarbene, schreiend grelle Pullover. Er lag obenauf in einem Regal und erinnerte mich ein bisschen an diese DDR-Turnhosen, die damals niemand gemocht hatte, wegen der Seitenstreifen. Und diese Farbe! Himmel! Die konnte man doch nicht anziehen, wenn man nicht gerade auf einen Faschingsball ging! Trotzdem blieb ich stehen. Guckte. Legte die Stirn in Falten. Überlegte. Befühlte zögernd den Stoff. Überlegte weiter. Entfaltete ihn. Hielt ihn mir vor die Brust. Überlegte noch ein bisschen, aber da war es schon zu spät.
Nun trage ich niemals Pullover, sondern immer nur Strickjacken und Cardigans. Und, ich schwöre, mein Kleiderschrank - bevorzugt in Weiß, Brauntönen und soften Pastellfarben gehalten - gibt eine solche Farbe ganz bestimmt nicht her! Eigentlich war sogar die theoretische Vorstellung, ich könnte mir ein Teil in Orange kaufen, so absurd, dass ich zuvor darüber gelacht hätte! Ein Spontankäufer bin ich außerdem auch überhaupt nicht, eher so kritisch, dass Verkäuferinnen manchmal schon vorsorglich in Tränen ausbrechen, wenn ich den Laden betrete.
Aber da war er, der Pullover. Er passte wie angegossen und weckte ein Gefühl in mir, das ich nicht beschreiben kann. Es war, als würde ich in Fröhlichkeit und Unbeschwertheit schlüpfen, die mich durch und durch erfüllten! Nachdem ich ihn anprobiert hatte, konnte ich ihn nicht zurücklegen. Und das war eine gute Entscheidung! Er hebt sofort die Stimmung und schenkt Lebendigkeit, Lebensfreude und eine Art verlockender Kindlichkeit, die im Alltag voller Pflichten und Aufgaben nur schwer zu erschaffen ist.
Übrigens funktioniert Farbpsychologie nicht nur bei mir. In meinem Buch Kleiner Seelenschmaus erfährst du, (wenn du magst), welche Wirkung die einzelnen Farben haben und warum du in bestimmten Lebenssituationen ganz bestimmte Farben auf dem Körper tragen solltest.