Gemütliche Plauderrunde in einer siebten Klasse.
Wann, werden die Kinder gefragt, habt ihr das letzte Mal ein Kompliment bekommen?
Fast jeder weiß etwas zu berichten: Mal hat ein Lehrer für eine Leistung
gelobt, mal haben Mama oder Papa sich für Hilfe bei einer Tätigkeit im Haushalt
bedankt, mal hat die liebste Freundin oder der beste Kumpel eine mehr oder
weniger ausführliche Erklärung zu den freundschaftlichen Qualitäten abgegeben,
die in diesem Alter noch recht leidenschaftlich sein kann.

Noch heikler wird es bei der Frage, wann die Kids denn
selbst zum letzten Mal jemanden gelobt haben. Nun melden sich nicht mehr ganz
so viele und die Beschreibungen werden weniger ausführlich. Manche Kinder
erklären, sie hätten ihre Haustiere gelobt, aber Menschen fielen ihnen gerade
nicht ein. Haustiere loben ist ja schonmal prima. Allerdings sind wir soziale Wesen und auf unsere Gruppe ein Stück weit angewiesen. Es macht deshalb Sinn (und ein gutes Gefühl), das Lobrepertoire auf menschliche Geschöpfe in der direkten Umgebung auszuweiten. Und auch dieses Seltsam-Gefühl, wenn man etwas Positives hört, wird mit jedem ehrlich angenommenen Lob immer mehr nachlassen.
Im Alltag wird oft vergessen, jemandem mal etwas Nettes zu
sagen oder ein Kompliment zu machen. Vielleicht, weil man viele Dinge für
selbstverständlich erachtet oder gar nicht wahrnimmt. Nicht selten kommt es
sogar vor, dass wir ein Lob, das uns geschenkt wird, gar nicht mitbekommen.
Nicht immer erreicht es und, weil wir manchmal eine Blockade im Kopf haben, die
sich zwischen das Lob und unser damit beabsichtigtes Wohlgefühl schiebt. Noch
seltener vergeben wir selbst ein Lob, obwohl es viele Gelegenheiten dafür gäbe.
Die Aufgabe ist nun, einen hübsch gestalteten Bogen mit dem
Titel: „Was ist an dir toll finde“ mit dem eigenen Namen zu versehen und die
Mitschüler darum zu bitten, dort etwas Nettes hinzuschreiben. Natürlich
revanchiert man sich mit einigen netten Worten beim Schreiber, sodass auch der
sein Blatt gefüllt bekommt. Vorgaben sind lediglich, dass die Komplimente
ehrlich sein müssen und Ironie verboten ist. Die Komplimente sollen so genau
und konkret wie möglich beschrieben und begründet werden.
Die Übung macht den Kids so viel Spaß, dass sie die
Pausenklingel ignorieren. Am Ende hält jedes Kind ein Blatt voller bunter, freundlicher
Aussagen in den Händen, auf dem seine Vorzüge – positive Eigenschaften,
Talente und Fähigkeiten und gute Taten – niedergeschrieben sind.
Dadurch, dass die Übung in unbeschwerter Atmosphäre und das
Loben als solches ganz natürlich präsentiert wird, ist es auch nicht mehr
schwierig, die notierten Komplimente anzunehmen und sich wirklich darüber zu
freuen. Am Ende hocken rotgesichtige, über das ganze Gesicht grinsende Kids auf
ihren Stühlen, die sich überlegen, wo in ihrem Zimmer sie die Komplimente
aufhängen wollen.
Diese Übung ist empfehlenswert, um das Selbstvertrauen und
den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Sie ist leicht durchzuführen und hat eine
Menge positiver Effekte im Gepäck. Sie eignet sich nicht nur für Schulklassen,
sondern für alle Gruppen, in denen Menschen zusammenkommen.
Und sie macht riesigen Spaß! Also schnapp dir einen Zettel,
lieber Leser, beschrifte ihn mit:
WAS ICH AN DIR TOLL FINDE:
und gehe auf Komplimentejagd in der Familie, im
Freundeskreis und unter den Kollegen. Und vergiss nicht, die Menschen
deinerseits ebenfalls zu loben! Denn beides – Lob kriegen und Lob verschenken –
wird positive Gefühle in dir auslösen.
(Bildquelle)
(Bildquelle)