Dienstag, 15. Oktober 2019

Übung zur Stärkung des Selbstvertrauens von Kindern


Gemütliche Plauderrunde in einer siebten Klasse. 

Wann, werden die Kinder gefragt, habt ihr das letzte Mal ein Kompliment bekommen?
Fast jeder weiß etwas zu berichten: Mal hat ein Lehrer für eine Leistung gelobt, mal haben Mama oder Papa sich für Hilfe bei einer Tätigkeit im Haushalt bedankt, mal hat die liebste Freundin oder der beste Kumpel eine mehr oder weniger ausführliche Erklärung zu den freundschaftlichen Qualitäten abgegeben, die in diesem Alter noch recht leidenschaftlich sein kann. 

Alle sind sich einig, dass es sich auf der einen Seite gut anfühlt, gelobt zu werden, auf der anderen Seite aber auch etwas „komisch“. Ist ein Lob eigenartig, weil man so selten eins hört? Oder weil die kritische kleine Stimme im eigenen Kopf sofort dagegenhält: „Glaub das nicht! Du bist nichts Besonderes! Du hast das Lob nicht verdient!“ Jedenfalls ist es irgendwie angenehm, aber irgendwie auch "ein bisschen unangenehm".

Noch heikler wird es bei der Frage, wann die Kids denn selbst zum letzten Mal jemanden gelobt haben. Nun melden sich nicht mehr ganz so viele und die Beschreibungen werden weniger ausführlich. Manche Kinder erklären, sie hätten ihre Haustiere gelobt, aber Menschen fielen ihnen gerade nicht ein. Haustiere loben ist ja schonmal prima. Allerdings sind wir soziale Wesen und auf unsere Gruppe ein Stück weit angewiesen. Es macht deshalb Sinn (und ein gutes Gefühl), das Lobrepertoire auf menschliche Geschöpfe in der direkten Umgebung auszuweiten. Und auch dieses Seltsam-Gefühl, wenn man etwas Positives hört, wird mit jedem ehrlich angenommenen Lob immer mehr nachlassen.

Im Alltag wird oft vergessen, jemandem mal etwas Nettes zu sagen oder ein Kompliment zu machen. Vielleicht, weil man viele Dinge für selbstverständlich erachtet oder gar nicht wahrnimmt. Nicht selten kommt es sogar vor, dass wir ein Lob, das uns geschenkt wird, gar nicht mitbekommen. Nicht immer erreicht es und, weil wir manchmal eine Blockade im Kopf haben, die sich zwischen das Lob und unser damit beabsichtigtes Wohlgefühl schiebt. Noch seltener vergeben wir selbst ein Lob, obwohl es viele Gelegenheiten dafür gäbe.

Die Aufgabe ist nun, einen hübsch gestalteten Bogen mit dem Titel: „Was ist an dir toll finde“ mit dem eigenen Namen zu versehen und die Mitschüler darum zu bitten, dort etwas Nettes hinzuschreiben. Natürlich revanchiert man sich mit einigen netten Worten beim Schreiber, sodass auch der sein Blatt gefüllt bekommt. Vorgaben sind lediglich, dass die Komplimente ehrlich sein müssen und Ironie verboten ist. Die Komplimente sollen so genau und konkret wie möglich beschrieben und begründet werden. 

Die Übung macht den Kids so viel Spaß, dass sie die Pausenklingel ignorieren. Am Ende hält jedes Kind ein Blatt voller bunter, freundlicher Aussagen in den Händen, auf dem seine Vorzüge – positive Eigenschaften, Talente und Fähigkeiten und gute Taten – niedergeschrieben sind.  

Dadurch, dass die Übung in unbeschwerter Atmosphäre und das Loben als solches ganz natürlich präsentiert wird, ist es auch nicht mehr schwierig, die notierten Komplimente anzunehmen und sich wirklich darüber zu freuen. Am Ende hocken rotgesichtige, über das ganze Gesicht grinsende Kids auf ihren Stühlen, die sich überlegen, wo in ihrem Zimmer sie die Komplimente aufhängen wollen.
Diese Übung ist empfehlenswert, um das Selbstvertrauen und den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Sie ist leicht durchzuführen und hat eine Menge positiver Effekte im Gepäck. Sie eignet sich nicht nur für Schulklassen, sondern für alle Gruppen, in denen Menschen zusammenkommen.

Und sie macht riesigen Spaß! Also schnapp dir einen Zettel, lieber Leser, beschrifte ihn mit:

WAS ICH AN DIR TOLL FINDE:

und gehe auf Komplimentejagd in der Familie, im Freundeskreis und unter den Kollegen. Und vergiss nicht, die Menschen deinerseits ebenfalls zu loben! Denn beides – Lob kriegen und Lob verschenken – wird positive Gefühle in dir auslösen.

(Bildquelle)