Freitag, 22. April 2022

Tagebuch mal anders: Art Journal, Script Journal, Lesetagebuch und Schattenjournal

Zeit meines Lebens führte ich Tagebuch. Aber inzwischen sind es nicht mehr einfach nur Texte in Notizbüchern, rasch hingeworfen mit irgendeinem Kuli, den ich gerade zur Hand habe, in aller Eile und ohne jede Muße.

Mein Tagebuch ist meine Spielwiese, auf der ich all meinen Leidenschaften nachgehe: dem Schreiben, der Kunst, dem Malen und Basteln, dem Eintauchen in psychologische Zusammenhänge und zwischenmenschliche Geheimnisse, dem Genuss von Auszeiten und Relaxmomenten, dem Festhalten schöner Momente, dem Fixieren von Informationen, die mir wichtig erscheinen. Ein simpler Ringblock oder ein Heftchen reicht mir dafür längst nicht mehr aus.

Ein Notizbuch, das alles und noch mehr können muss:

In meinem Tagebuch brauche ich nicht nur viel Platz, sondern auch diverse Varianten von Papier, um es für alles nutzen zu können, was mir wichtig ist: Weiße Seiten, auf denen ich male und kritzele. Linierte oder karierte Seiten, auf denen ich schreibe. Bunte und vielfältig gestaltete Seiten, auf denen nachher kleine Kunstwerke und Collagen zu den Themen entstehen, die mich gerade beschäftigen. Manchmal notiere ich dort auch nur ein kleines Zitat oder klebe Bilder ein, wie in ein Fotoalbum. Ich nutze alle möglichen Arten von Kunst und Worten, um mich auszudrücken und auszuleben.

Wo bitte gibt es ein solches Tagebuch zu kaufen?

Mein Tagebuch ist also ein All-in-one-Tausendsassa! Ahnst du, wo das Problem liegt? Ein solches Buch gibt es nirgendwo auf der Welt! Es ist so speziell, dass ich es nicht kaufen kann, sondern entsprechend selbst gestalten muss. Gesagt, getan! Grundlage war ein Umschlag vom großen A, das ich collagenmäßig aufhübschte und verzierte.

Der Tagebuch-Teil:

Das von mir derzeit genutzte Diary besteht aus drei Signaturen mit den oben genannten Papiervarianten. Die Signaturen habe ich einfach nebeneinander eingenäht.

Wie du ein solches Buch herstellen kannst, habe ich hier beschrieben.

Der Lesetagebuch-Teil: 

Bislang habe ich die von mir gelesenen Bücher und gesehene Filme oder Serien samt kurzer Inhaltsangabe und persönlichem Eindruck im klassischen Tagebuch mit aufgeführt. Das wurde mir aber zu unübersichtlich, weil ich gern auch mal auf einen Blick hätte, wann ich welches Buch gelesen habe, ohne ellenlange Texte oder aufwendige Kunstwerke dazwischen. Also lautete die Lösung, ein farblich passendes Extra-Büchlein dafür herzustellen. Es lässt sich in einer Tasche in der Innenseite des großen Tagebuchs verstauen.

Der Schattentagebuch-Teil:

Manchmal bin ich am Jammern, Herumätzen, Nörgeln und Schimpfen. Gerade im Tagebuch bietet sich der optimale Platz für hin und wieder aufkommenden Frust, um zu verdauen, zu verstehen, zu reflektieren oder auch loslassen zu können. Allerdings nervte mich irgendwie, dass diese Seiten voller negativer Energien sich zwischen den bunten Kunstwerken oder alltäglichen Beschreibungen des Alltags wiederfanden. Ich wollte sie da raushaben. Ich wollte meinem Schatten (siehe: C. G. Jung!) seinen Platz in meinem Erleben nicht wirklich zugestehen. Ich wollte, dass es mich fröhlich stimmt, wenn ich durch die Aufzeichnungen meines Lebens blättere.

Nun wissen wir aber alle, was geschieht, wenn wir den eigenen Schatten - unsere ungeliebten, verdrängten Anteile, die wir derart verleugnen, dass wir manchmal nicht einmal ihre bloße Existenz anerkennen - aus unserem Denken und Fühlen ausklammern. Und es tut ja auch gut, sich auch mal das Schlechte und Schlimme im eigenen Kopf anzuschauen, es in die Arme zu nehmen und Frieden mit seiner Anwesenheit zu schließen. 

Meine Idee war dann, dem Schatten ein eigenes Buch zur Verfügung zu stellen, in dem er nach Lust und Laune herumwüten und seine blöden Vibes versprühen kann. 

Auch das Schattenjournal gestaltete ich farblich passend zu den anderen beiden Schätzchen. Es ist ebenfalls in das große Buch integriert, aber herausnehmbar. Und schon darf der Schatten sein - aber eben nicht überall sein Unwesen treiben.

Das Tagebuch als Lebensbegleiter

Mein Tagebuch ist tatsächlich alles für mich: ein geduldiger Zuhörer, ein warmherziger Tröster, ein kluger Ratgeber. Es lässt mir Kopf und Herz frei werden, ermöglicht mir viele verschiedene Arten des Künstlerisch-Aktiv-Werdens und ergibt letztlich ein sorgsam geführtes und liebevoll gestaltetes Dokument meines Daseins. 

Fun Fact: Die Spitze, mit der der Buchrücken verziert ist, hat mir meine Stiefoma überlassen, denn sie ist eigens von meiner Uroma höchstselbst hergestellt worden. Eine nette Verbindung zu meinen Ahnen, die jeden Tag im Leben ersichtlich wird, oder?

Der Frage, warum Tagebuch-Schreiben eine so wunderbare Sache ist, bin ich übrigens hier mal nachgegangen.

Wenn du selbst Lust auf Schreiben und / oder Gestalten hast, dann beschäftige dich doch mal mit der Idee, dies in einem einzigen Buch zu tun, das du immer bei dir haben und ständig zur Hand nehmen kannst. Oder wahlweise, wenn du auch so ein Ordnungsfreak bist wie ich, in verschiedenen Büchern, die sich thematisch unterscheiden und all deine unterschiedlichen Wünsche bedienen.

Viel Spaß dabei!