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Freitag, 26. Februar 2021

Buchvorstellung: "Kapital-Macht wirksam bändigen: Gedanken zu einem Sozialismus mit Durchsetzungschancen" von Hans-Henning Adler

Im Rahmen meiner Arbeit als Wahlkreisbüroleiterin für die damalige Landtagsfraktionsvorsitzende Kreszentia Flauger und in vielen Jahren ehrenamtlicher Parteiarbeit hatte ich das große Vergnügen, mit Hans-Henning Adler - von 2010 bis 2013 Fraktionsvorsitzender im Niedersächsischen Landtag und bei DIE LINKE.Oldenburg und in der Kommunalpolitik immer noch aktiv - ausgiebig zusammenarbeiten zu dürfen. (Überhaupt war das eine wundervolle Zeit, liebe ehemalige MitstreiterInnen! Eine Umarmung an euch alle, wohin es euch auch verschlagen hat!)

Ich lernte Hans-Henning als einen besonnenen und klugen Menschen kennen, der genau überlegt, bevor er spricht und der mit sehr viel Mitgefühl und Warmherzigkeit versucht, die Welt ein kleines bisschen zu einem besseren Ort zu machen. Hans-Henning ist auch als Rechtsanwalt tätig und stellt der Welt damit auf eine zusätzliche Weise sein Wissen und Können zur Verfügung.

Nun hat dieser tolle Politiker und Mensch ein Buch zu einem Thema vorgelegt, das (nicht nur während Corona, aber auch!) eine große Rolle in unser aller Leben spielt, obwohl uns das im Alltag gar nicht immer bewusst ist. Dem theoretischen Unterbau linker Strukturen und Systeme dürfte damit ein weiterer Baustein hinzugefügt worden sein, um die Materie leichter verständlich zu machen. Für alle politisch Interessierten eine bereichernde Lektüre, für politisch Tätige ein Muss!

Heute möchte ich dieses Buch hier vorstellen. 

Viele Freude und interessante Erkenntnisse beim Lesen!

Handlung:

Machtfragen stellen sich notwendigerweise, wenn politische Veränderungen durchgesetzt werden sollen und insbesondere dann, wenn Benachteiligte bessergestellt und Privilegierten etwas genommen werden soll. Letztere werden in der Regel ihre Positionen nicht freiwillig räumen. Überzeugungsarbeit ist wichtig, reicht aber häufig nicht, wenn persönliche Interessen dem entgegenstehen. Da Machtgebrauch nach langjährigen geschichtlichen Erfahrungen, vor allem mit dem »realen Sozialismus«, aber auch Machtmissbrauch bedeuten kann, lohnt es sich, die damit zusammenhängenden Fragen näher zu untersuchen. Der Autor setzt sich mit den Auffassungen vom »demokratischen Sozia­lismus« auseinander, die in der Programmatik der Partei DIE LINKE bzw. ihrer Vorgängerpartei PDS, aber z.B. auch im Godesberger Programm der SPD zu finden sind. Seine These lautet: Für eine marxistische Herangehensweise an die Frage, wie die Emanzipation von Unterdrückung und Ausbeutung gelingt, ist im Gegensatz zu moralischen Postulaten entscheidend, welche gesellschaftlichen Verhältnisse herzustellen sind, um ein verträglicheres Zusammenleben der Menschheit zu ermöglichen. Adlers Anliegen ist es deshalb nicht, einen Katalog von positiven Werten einer humanen Lebensweise aufzustellen oder zu erweitern. Vielmehr behandelt er systematisch die in der Linken lange verpönten Machtfragen, das Thema der Macht-Teilung und die damit zusammenhängende Bündnispolitik.

Quelle: Cover und Handlung / Bestellmöglichkeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dienstag, 9. Februar 2021

Buchvorstellung: "Rosalia - Medium wider Willen" von Daniela Mattes

Dieses wunderbare kleine Buch durfte ich sozusagen vorablesen - ich hatte nämlich das Vergnügen, es lektorieren zu dürfen! Zudem habe ich das hübsch bunte Bild für das Cover beigesteuert, damit meine liebe Freundin und Autorenkollegin Daniela Mattes ihre unterhaltsame und zauberhafte kleine Geschichte auch in ein angemessenes Mäntelchen hüllen konnte!

Nun ist es erhältlich und die Lektüre lohnt sich natürlich!

Cover "Rosalia"
Die Geschichte umfasst für ein Jugendbuch erstaunlich viele Themen (Internatsleben, Mobbing, Gewalt, Verluste, sogar Thriller-Elemente) und spart auch nicht an Spannung, aber vor allem ist sie deswegen für Kids (und auch Erwachsene!) so reizvoll, weil sie auf eine ganz eigene Art die Themen "Außenseiter sein" und "in Gruppen den eigenen Platz finden" in den Fokus nimmt. Und sind das nicht Probleme, mit denen jeder sich irgendwann einmal herumgeschlagen hat? 

Besonders interessant: Der Einbezug eines leicht esoterisch angehauchten Plots, der aber bodenständig und solide daherkommt und alles andere als auf lebensfremden Wolken schwebt! Ist schnell gelesen, nicht teuer und eignet sich für private oder (gemeinsame?) Schullektüre. Werft doch gern einmal einen Blick hinein und beschenkt eure Kids oder euch selbst, um die Lockdown-Zeit ein bisschen zu füllen!

Handlung:

Die 14-jährige Halbwaise Rosalia fällt mit ihrem ungewöhnlichen Namen und ihrem eigenwilligen Kleidungsstil ohnehin schon genug auf, doch sie hat auch eine seltene Gabe geerbt. Genau wie ihre geliebte Oma ist sie ein Medium und kann die Zukunft vorhersagen. Noch kann sie diese Gabe nicht kontrollieren, aber sie hat ab und zu Visionen von Dingen, die bald geschehen werden. Ihre Mitschülerinnen finden das seltsam und manche haben Angst vor ihr. Einige behaupten sogar, sie sei ein Hexe! Nach dem Tod der Großmutter ist sie gezwungen, ein Schuljahr in einem Nobelinternat verbringen, da ihr Vater beruflich ins Ausland gehen muss. Hier hebt sie sich noch stärker von den anderen Mädchen ab und diese zeigen ihr offen, dass sie sie nicht mögen. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, passieren schreckliche Dinge, die sie trotz ihrer Vorahnung nicht verhindern kann - denn niemand glaubt ihr, was sie gesehen hat! Kann sie am Ende die Dinge dennoch zum Guten wenden?

Quelle: Cover und Handlung / Bestellmöglichkeit

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Rezension des Kinderbuchs "Professor Besenstiel und sein Wumpelgumpel" von Nicole Ziemann-Witt

Handlung:
Buchcover

Schule ist doof, findet Luis. Doch alles ändert sich, als ein neuer Lehrer für reichlich Wirbel an der Sonnenfels-Schule sorgt. Professor Alois Reginald Zamperloh von Besenstiel ist anders als all die anderen Lehrer. Er lässt Planeten durch den Klassenraum fliegen und Landkarten lebendig werden. Und als sein Wumpelgumpel die Schule auch noch in einen Dschungel verwandelt ist das Chaos perfekt! Was wohl der magische Rat davon halten wird? Mit 16 wunderbaren farbigen Illustrationen aus der Feder von Dr. Eugen Wagner!

Mein Eindruck:

Luis ist ein Junge mit Fantasie - und für eine Deutschlehrerin ist es ein Traum, einem solchen zu begegnen, selbst wenn es "nur" in einem Buch ist! Natürlich findet Luis Schule langweilig und öde, und natürlich gibt es dort trotztdem Allerlei zu erleben: Einen Alltag mit seinen Herausforderungen, freundliche und weniger freundliche Mitschüler, beliebte oder verhasste Lehrer, das ganze gewohnte Programm eben, das alle Kids in dem Alter kennen! 

Dieses Programm wird jedoch völlig über den Haufen geworfen, als ein neuer Lehrer in der Schule auftaucht, der mit den Kids sogleich (eher unfreiwillig) in ein großes Abenteuer startet. Anfangs könnte man die just erscheinende Magie noch als Versehen oder Irrtum abtun, aber bald ist klar: Hier ist ein echter Zauber im Gang - und die Kids sind mittendrin...

Recht offen und gnadenlos neugierig bin ich immer auf der Suche nach spannender und unterhaltsamer Lektüre, die ich meinen SchülerInnen empfehlen kann. Dieses Buch war ein solches Buch! Es hat auch mir als Erwachsener schöne Lesestunden geschenkt, in denen eine bunt blühende Fantasie das Zepter übernahm. Die Geschichte ist einfallsreich und humorvoll, die Sprache ist kindgerecht und passend, die Figuren sind liebevoll gestaltet und die Zeichnungen, die das Buch begleiten, sind wunderschön! Die magische Entwicklung bringt sich auf eine ganz unaufdringliche, sanfte Art in den Alltag der Kinder ein und mich würde sehr wundern, wenn ein Leser, eine Leserin tatsächlich der Meinung wäre, einen Lehrer wie Professor Besenstiel nicht gern im Klassenzimmer zu sehen! Ich jedenfalls hätte es klasse gefunden, ihm zu begegnen und mich von ihm auf seine Abenteuer mitnehmen zu lassen!

Dieses Buch hätte in den Grundzügen seiner Geschichte Raum für eine weitaus umfangreichere Geschichte geboten, finde ich! Sprich, man hätte einen richtig dicken Roman daraus machen können, der dann auch die Älteren und Vielleser vielleicht noch mehr angesprochen hätte: Mehr Details, mehr (exotische?) Orte, mehr Ereignisse und Figuren, mehr Konflikte, mehr Verwicklungen. Nun endet doch das Erlebnis der Kinder recht rasch und quasi kaum, dass es begonnen hat - es bleibt vieles an der Oberfläche, wo man noch tiefer hätte gehen können. Das ist schön für die Jüngeren oder etwas Lesefaulen, aber schade für alle, die gar nicht genug von Luis und seinem eigenartigen Professor und dessen ganz speziellem Haustier kriegen können!

Fazit:

Das Buch ist wunderbar geeignet zum Vorlesen und /oder gemeinsam Betrachten, zum Träumen und Philosophieren, zum Spinnen und Gedanken-wandern-lassen. An keiner Stelle langweilig und mit sehr schönen Bildern versehen hüpft es direkt in Kinderherzen hinein und wird bestimmt auch nicht so schnell vergessen. Als thematische Anregung im Unterricht bietet es überdies die Möglichkeit, über eigene Träume und Wünschen und deren Bedeutung im Leben zu sprechen.

Das Buch wurde mir von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich von ganzem Herzen bedanken möchte. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.
 

Quelle: Cover und Handlung

Donnerstag, 2. Juli 2020

Rezension: "Katharina: Mord unterm Baldenberg" von Daniela Mattes


Handlung:


1680 – Krieg und Armut herrscht. Katharina erblickt das Licht eines düsteren und grausamen Zeitalters.
Zwei Jahre nach ihrer Geburt stirbt ihre Mutter. Zusammen mit ihrem Vater begibt sie sich auf die Suche nach Arbeit. In Spaichingen finden sie beim Rees-Bauer Unterkunft und eine Anstellung als Knecht und Magd. Eine harte Zeit voller Sorgen, Hunger und Entbehrungen, die Katharinas Vater nicht überlebt.

Die Bäuerin nimmt sie unter ihre Fittiche. Katharina wächst heran und träumt von einem besseren Leben. Von einem Dasein mit einem liebevollen Mann, Haus und Kindern.
Jakob, ein Hallodri aus Stuttgart, der sich mit seinem Vater überworfen hat, kreuzt ihren Weg. Er macht ihr den Hof, verspricht Liebe und Heirat ... und sie gibt sich ihm hin. Sie wird schwanger und er verschwindet bei Nacht und Nebel.
Allein steht sie vor einer ungewissen Zukunft. Ängste und Kummer nagen in ihr, sie will das ungewollte Kind nicht. In der Zwiesprache mit der Muttergottes sucht sie ihr Heil ...

Doch alles Bitten ist vergebens, sie gebiert ein Mädchen ... und versenkt es in einer Jauchegrube ...
Katharina Fischer von Trossingen ist wegen Kindstötung am 13.7.1696 im Espan enthauptet worden; sie gab sich dabei glücklich, fromm und tapfer.
(aus dem Familienregister Spaichingen)

Eine ergreifende Geschichte eines jungen Mädchens, verfasst nach wahren Begebenheiten.

 

Mein Eindruck:


Eine Geschichte zu schreiben, die sich auf wahre Begebenheiten stützt, ist nicht immer ganz einfach. Zum Einen muss man sich natürlich an die bekannten Fakten halten und ist daher in seiner schriftstellerischen Freiheit ein bisschen eingeschränkt – spannende Twists und überraschende Wendungen gibt die Story vielleicht nicht her und daher fallen sie als Option für den Autor weg. Zum Anderen mag es Leerstellen geben, die nur schwer gefüllt werden können, weil vielleicht Informationen fehlen. Auf der anderen Seite macht genau diese Art des Schreibens (und Lesens) einen besonderen Reiz aus: Man kennt vielleicht die Schauplätze persönlich oder kann sich besonders gut in einen Menschen hineinversetzen, der einmal existiert hat. Umso betroffener macht das Schicksal der jungen Katharina, die – in eine ausweglose Situation hineingedrängt – eine furchtbare Tat begeht und dafür büßen muss. 

Daniela Mattes ist mit diesem historischen Roman ein künstlerischer Spagat gelungen: Sie hat ihre Geschichte auf viele wahre Fakten gebettet, die sich sogar in Kleinigkeiten widerspiegeln: Der Leser erfährt viel über das Land und das Leben der Leute aus jener Zeit. Katharina und ihre Weggefährten werden nicht nur zu Romanfiguren, sondern auch zu Boten von historischen Kontexten, die gleichermaßen spannend wie beklemmend sind. 

Die Autorin hat aber gleichzeitig auch eine spannende Handlung entworfen, die man atemlos verfolgt. Sie hat Figuren geschaffen, mit denen man mitfühlt und mitleidet, deren Beweggründe und Gedanken man nachvollziehen und verstehen kann. Sie hat aus den trockenen Fakten eine echte Geschichte gezaubert, die man als Leser mit Hingabe verfolgt und in die man sich gut hineinversetzen kann: Die Welt, in der Katharina 1680 lebt und ihres Verbrechens angeklagt wird, entfaltet sich beim Lesen vor dem inneren Auge. Freilich ist sie auf ihre Art grausam und gnadenlos, diese Welt! Heute gäbe es andere Möglichkeiten, um die aufkommenden Schwierigkeiten in den Griff zu kriegen. Umso deutlicher spürt man die innere Not des jungen Mädchens, das völlig allein vor einem riesigen Berg an unlösbaren Problemen steht und keinen Ausweg mehr erkennt. Dieses Leid und der Druck Katharinas hat Daniela Mattes einfühlsam und in einem angenehm sachlichen Schreibstil herausgearbeitet. Man kommt kaum umhin, sich selbst zu fragen: Wie würde ich wohl handeln in dieser Situation?

 

Fazit: 


Katharina hat es wirklich gegeben. Ihr Fall hat sich – laut den verfügbaren – Akten wie beschrieben zugetragen. Da war nicht viel Spielraum für einen raffinierten, selbstausgedachten Plot. Aber es war viel Spielraum zur Entfaltung einer Geschichte, deren Ende man sich vielleicht anders gewünscht hätte! Daniela Mattes ist diesen Weg als Stimme Katharinas kompromisslos bis zum Schluss gegangen. Sie mahnt auch daran, Menschen nicht vorschnell zu verurteilen, wenn man ihre Lage und ihre Beweggründe nicht kennt. Das sagt sie natürlich nicht ausdrücklich. Aber es schimmert leise durch jede Zeile und sollte ebenso Mahnmal sein wie das Denkmal, das für Katharina in Spaichingen errichtet wurde.

Quelle Bild und Handlung: Amazon

Donnerstag, 28. Mai 2020

Rezension: "Mein Weg aus dem Trauma" von Christine Striebel

Handlung:


Können seelische Wunden heilen? Jahrzehntelang litt die Autorin körperlich und psychisch an den Folgen eines Kindheitstraumas. Doch mit 58 Jahren wagt sie sich noch einmal an eine Therapie. In ihrer autobiografischen Erzählung verzichtet Christine Striebel auf Schilderungen des Missbrauchs. Stattdessen lässt sie uns Schritt für Schritt ihre Therapie begleiten: Wir begegnen Ängsten, Zweifeln und Rückschlägen – aber auch einem Team von inneren Helfern, einem sicheren Ort und der unbändigen Kraft der Fantasie. Ihre Mut machende Erfahrung: Die Heilung alter, seelischer Verletzungen ist möglich!

Mein Eindruck:


"Wie es mir mit Traumatherapie und EMDR gelang die Folgen des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen" lautet der Untertitel des Buchs und er trifft den Nagel genau auf den Kopf. In einer sehr persönlichen, sogar intimen Geschichte zeigt Christine Striebel, wie sie es mithilfe bestimmter Übungen und Methoden (Innerer Sicherer Ort, EMDR, u.a.) geschafft hat, aus ihrem Kindheitstrauma herauszufinden. 

Das Buch beginnt mit einer symbolträchtigen Tasse Kaffee und hört mit einer ebensolchen wieder auf. Aber dazwischen liegen ganze Welten. Seelenwelten, in denen es einem Menschen gelingt, von Qualen weg und zum Glück hin zu gelangen! Christine wurde auf ihrer nicht ganz einfachen Reise von einer Therapeutin unterstützt. Aber gegangen ist sie ihren Weg selbst! Mit Hilfe ihrer eigenen Fantasie hat die Autorin es geschafft, sich selbst zu heilen. Es gelingt ihr auf sehr anschauliche und beeindruckende Weise, von dieser Erfahrung zu berichten und sie so nachvollziehbar darzustellen, dass andere Betroffene die Hoffnung schöpfen können, ihnen könne das auch gelingen. Wundervolle, vielgestaltige, mit Worten gemalte Bilder stellen das Gegengewicht zur Schwere der Erfahrungen in der Realität dar. Und genau dieser Gegensatz ermöglicht schließlich die Heilung der Autorin und - damit eng verbunden - auch die Rettung und den Neubeginn ihrer Ehe. 

Das Buch ist erfrischend ehrlich, flüssig geschrieben und anschaulich formuliert. Fachbegriffe werden erklärt. Christine Striebel begegnet sich selbst mit Fürsorge, Mitgefühl und Liebe und sie zeigt uns, wie man ihr das nachmachen kann. Der Missbrauch wird nicht thematisiert. Dem Täter von damals soll keine Bühne geboten werden, sondern das Buch lebt durch und für die innere Welt der Autorin, die beeindruckend lebendig ist. Dazu passt auch perfekt das Cover in den sanften Farben und mit dem Bild eines kleinen Mädchens, das unbeschwert auf einer Schaukel in den Himmel fliegt. Denn dieses Mädchen ist eine der wunderbaren Gestalten, die uns im Buch begegnet.

Fazit:


Ein persönlicher Erfahrungsbericht, der auf sehr angenehme Art auch eine Menge therapeutisches Fachwissen vermittelt und sich deshalb sowohl für Betroffene als auch für Therapeuten, Psychologen und Coaches zur Lektüre eignet. Das Buch hat mich sehr berührt.

Das Buch wurde mir von der Autorin zur Verfügung gestellt. Dafür danke ich herzlich. Meine Meinung hat das nicht beeinflusst.

Quelle (Bild und Handlung)

Donnerstag, 7. Mai 2020

Rezension: "Dita und die 70er" von Christiane Kriebel

Handlung:


Die 70er- ein ganz gewöhnliches Jahrzehnt?
Die goldenen 60er sind vergangen, einfach an uns vorbeigezogen. Und dennoch, besondere Ereignisse, wie Mauerbau und Prag 1968 gleiten in das nächste Jahrzehnt hinein. Mit viel Engagement lässt uns Christiane Kriebel am "Alltagsleben in Ostberlin" der 70er teilhaben. Nichts wird ausgespart. Sei es die Kulturszene der DDR, die Stasi oder aber auch nur der allgemeine "Wahnsinn" dieses Jahrzehnts, mit dem die Menschen zu kämpfen haben oder es einfach nur genießen. Ein Roman, der bei "Älteren" Erinnerungen hervorruft und "Jüngeren" zum Verständnis dient. 


Mein Eindruck:


"Dita" zu lesen ist wie mit einer guten Freundin zu plaudern! Und Freundinnen hört man doch gern zu, nicht wahr? In lockerem Ton und gut nachvollziehbar schildert uns die junge Protagonistin eine Zeit, die sowohl für sie persönlich als auch für die Welt eine ganz besondere war. Wir erfahren die Ereignisse in Ditas Leben von der späten Jugendzeit, dem Studium und bis weit über die Familiengründung hinaus, beobachten dabei voller Lust und Neugier das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Ostberlin und begegnen vielen Kuriositäten. Und Dita, ursprünglich aus einem ostdeutschen Dorf stammend, hat es weiß Gott nicht leicht: Sie erlebt nicht nur die Irrungen und Wirrungen der Liebe in verschiedenen Facetten, sondern sucht auch verzweifelt nach ihrem beruflichen und künstlerischen Weg und eckt mehr als einmal mit der heiligen Partei der DDR an. Mit viel Humor, Gefühl und einer ungewöhnlich scharfen Beobachtungsgabe gesegnet nimmt die mutige, starke und auf charmante Art aufsässige Frau uns mit durch ihr Auf und Ab im Leben.

Mir als Wendekind hat dieser Roman ganze Welten eröffnet, die gleichermaßen vertraut wie neu waren! Ich habe bisher nicht Gewusstes dazugelernt, mich aber auch an Vertrautes aus meiner eigenen Vergangenheit erinnert, was mich gedanklich - der Diktatur zum Trotz - in eine durchaus glückliche Kindheit zurückbrachte. Dita wurde mir zu einer Freundin, die so unterhaltsam und wortgewaltig erzählen kann, dass ich als Zuhörerin glaubte, ich sei tatsächlich dabei gewesen. Orte und Menschen entstanden wie aus dem Nichts vor meinem geistigen Auge, während ich mit Dita lachte, weinte und Dinge erlebte, die längst Geschichte sind, aber nicht vergessen werden sollten.

Das Buch ist inhaltlich schwergewichtig und liest sich doch leicht wie eine Feder. Es ist ein zeithistorisch bedeutsamer Augenzeugenbericht und gleichzeitig das Bekenntnis der Gedanken- und Gefühlswelt einer tollen, sensiblen, künstlerisch begabten Frau, die das Beste aus ihrer eingeschränkten Situation macht und wirklich etwas zu erzählen hat.

Fazit:


Ein Kleinod der deutsch-deutschen Geschichte, das tiefe Einblicke in die Zeit der Diktatur und in die Seele einer ganz besonderen Figur gibt.

Das Buch wurde mir von Autorin / Verlag zur Verfügung gestellt. Dafür danke ich von Herzen. Meine Meinung hat dies nicht beeinflusst.

Handlung und Cover (Quelle)