Nichts geht mehr!
Gerade warst du noch gut drauf und in der Erstellung deines Buchs mittendrin und plötzlich geht gar nichts mehr? Keine Sorge, der Zustand ist völlig normal und nicht von Dauer!
Wenn du so lange nicht warten willst: Es gibt ein paar Tricks, wie du die Flaute im Kopf in den Griff bekommst und eine Schreibblockade aktiv beenden kannst.
Wie du das machst, ist abhängig von den Gründen, die zur Schreibblockade geführt haben.
Ich werde dir nicht nur verschiedene Gründe vorstellen, sondern auch dazu passende Lösungsideen entwerfen, die du für dich nutzen und nach Bedarf an deine Bedürfnisse anpassen kannst.
Überlege dir also, wenn dich eine Schreibblockade überkommt, genau, warum das der Fall ist. Der Grund ist der passende Schlüssel für den richtigen Umgang damit.
Gründe für Schreibblockaden und Lösungsvorschläge:
Grund: Unrunde Geschichte
Deine Geschichte ist nicht rund. Dein Plot hat Logiklöcher oder unpassende Stellen. Deine Sprache beißt sich mit der Handlung. Deine Perspektive ist unglücklich gewählt. Du hast vielleicht vor dem Schreiben zu wenig oder das nicht Passende entworfen. Oder, oder, oder! Wo passt etwas nicht?
Lösungsideen:
Irgendwo hakt es noch und dass es nicht weitergeht, ist nicht nur ein guter Beweis dafür, sondern auch ein Segen, sonst würdest du nämlich schreiben und schreiben und erst danach feststellen, dass etwas nicht richtig ist. Und von vorn anfangen!
Schaue dir deine Story und das bisher Geschriebene (oder Geplante) an und überlege, wo etwas nicht passt oder ineinandergreift. Überarbeite deinen Plot und / oder deine Figuren. Entwirf alternative Szenen, spinne herum, denke die Geschichte von hinten oder ganz verrückt. Verändere das Gerüst, damit dein Textbau gesund weiterwachsen kann.
Grund: Keine Zeit
Du hast in deinem Alltag keine Zeit, weil du dir zu viele Pflichten aufgehalst hast und dir keine Zeit für dich selbst einplanst.
Lösungsideen:
Delegiere, verändere oder streiche Aufgaben. Specke Todo-Listen ab. Passe Abläufe, Routinen oder Strukturen an. Reduziere Arbeitszeit. Gib ungeliebte und vielleicht nicht mehr notwendige Tätigkeiten auf. Fordere von deinen Mitmenschen mehr Beteiligung und Unterstützung. Gehe mit deinem Perfektionismus (?) und deinen Erwartungen an dich selbst und ins Leben ins Gericht. Schaffe Freiraum, den du für dich nutzen kannst. Werde dir über die Werte klar, die dich im Leben leiten und setze deine Prioritäten neu.
Wenn du das alles nicht schaffst, hast du ein Problem in den Bereichen Selbstbehauptung / Grenzen setzen / Selbstfürsorge und solltest dich darum kümmern, dein Denken und Handeln in kleinen Schritten zu ändern.
Grund: Leerer Kopf
Du hast keine Ideen, dein Kopf ist völlig leer, obwohl du gern schreiben möchtest.
Lösungsideen:
Das Gehirn und auch die Kreativität als schöpferische Kraft brauchen Pausen.
Manchmal hilft nichts, als zu unterbrechen, sich abzulenken und zu erholen. Verlasse den Schreibtisch, geh spazieren, führe ein Gespräch, beschäftige dich anderweitig.
Vielleicht braucht deine Geschichte auch Zeit, um sich zu entwickeln und möchte nicht unter Druck gesetzt werden. Bleibe gelassen und gewähre ihr das ihr inneliegende Tempo ihrer Entwicklung.
Darüber hinaus sorgt ein buntes Leben abseits der Tastatur auch für mehr Input und Gefühlstiefe.
Gelegentlich hilft es auch, ein anderes Schreibprojekt anzugehen und das, bei dem es hakt, zunächst auf Eis zu legen, das nimmt Druck raus.
Grund: Erschöpfte Energierreserven
Du bist müde oder erschöpft.
Lösungsideen:
Jetzt ist keine Zeit für Produktion, sondern für Erholung und Regeneration!
Wenn du zum Beispiel an einem Tag schon viel geleistet hast, ist abends kaum noch Energie für das geistig und seelisch durchaus anspruchsvolle Schreiben übrig. In solchen Momenten gönne dir Ruhe.
Grundsätzlich solltest du überlegen, ob du deine Schreibzeiten optimieren und deinem natürlichen Bio- sowie deinem Lebensrhythmus besser anpassen kannst.
Grund: Du bist gelangweilt
Dir ist langweilig. Deine Geschichte flasht dich gerade nicht? Alles, was dir einfällt, sind Klischees und leere Worthülsen?
Lösungsideen:
Dann wird es Zeit für eine Abwechslung. Setze ein paar der Inspirationstipps um! Mach einen Ausflug oder eine Reise, konsumiere Kultur, Musik, Literatur, verlass den bequemeen Schreibsessel und beschäftige dich mit anderen Menschen. Du wirst schnell vor Ideen wieder übersprudeln und mit neuer Energie an deinen Text gehen!
Grund: Dein Kopf ist zu voll
Du hast zu viel im Kopf. Deine Gedanken kreisen um tausend Dinge, die dich beschäftigen und keinen Raum mehr lassen für die winzigste Fantasie.
Lösungsideen:
Sortiere und ordne deine verschiedenen Lebensbereiche, gehe die lösbaren Probleme aktiv an und distanziere dich innerlich von denen, auf die du keinen Einfluss hast. Halte Aufgaben und alles, was dir einfällt, schriftlich fest, so geht es nicht verloren und du kannst dich anderen Dingen zuwenden. Führe ein Tagebuch oder ein Gespräch, um mit belastenden Gedanken und Gefühlen klarzukommen.
Sollte dieser Grund zu mächtig werden, kann es Sinn machen, dir selbst eine Schreibpause zu verordnen, bis du Ordnung in den anderen Lebensbereichen geschaffen hast. Umgekehrt kann es auch ein Energie- und Selbstbewusstseinsbooster sein, das Schreiben bewusst als Prozess der Selbstfürsorge zu verstehen und dem herumhüpfenden Affen im Kopf eine Pause aufzuzwingen, in der du dich auf deinen Text konzentrierst. Das kannst du üben, indem du es immer wieder tust.
Grund: Deine Projekte sind zu zahlreich
Du hast zu viele Projekte unbeendet, die dir im Kopf herumspuken und sich gegenseitig behindern.
So ging es mir neulich: Ich hatte vier Buchideen in der Pipeline, hatte mit allen schon mit mindestens dreißig Seiten angefangen (war also schon bei Punkt acht meiner Liste) und hatte Lust, mit allen weiterzumachen. Und zwar gleichzeitig! Ging natürlich nicht, ich bin ja kein Oktopus, der auf vier Bildschirmen tippen kann und meine Hirnkapazität reicht auch nicht aus, um dabei nicht durcheinanderzukommen.
Lösungsideen:
Es ist unbedingt nötig, dich (erstmal) für ein Projekt zu entscheiden. Im besten Fall für das, was du nun bis zum Ende durchziehst, bevor du das nächste anfängst. Gern aber auch nur für diesen heutigen Tag und die nächsten Stunden.
Entscheide dich mit ganzem Herzen intuitiv für das Projekt, das dich gerade am meisten reizt - natürlich nur, wenn du keine Deadline von außen vorgegeben bekommst - und dann blende die anderen Werke aus. Räume die Notizen dafür in die Schublade, mach die Datei zu, schiebe alles Andere weg. Das ist jetzt nicht dran! Je schneller du mit deinem nun auserwählten Projekt vorankommst, umso eher kannst du dich den anderen widmen, also schreite mutig voran!
Wenn du dich nicht entscheiden kannst oder willst, lass den Zufall entscheiden, indem du eine Karte ziehst oder eine Münze wirfst. Wichtig ist nur, dass du dich dann daran hältst, den anderen Projekten keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken.
Wenn es dir schwer fällt, die Aufmerksamkeit auf nur ein Projekt zu richten, dann unterstütze dich selbst zum Beispiel mit einem Signal, das klarmacht, dass es nun nur um dieses eine Projekt geht. Trinke zum Beispiel eine bestimmte Teesorte, die ausschließlich dafür reserviert ist, nutze für Notizen eine bestimmte Farbe, trage bestimmte Kleidung oder lege besondere Musik auf.
Falls du dazu in der Lage bist, gleichzeitig oder abwechselnd an mehreren Projekten zu arbeiten, umso schöner, aber dann hast du ja diesen Grund nicht als Problem und darfst gebührend beneidet werden. Jedenfalls von mir, die immer alles gleichzeitig will und sich damit oft selbst ein Bein stellt!
Grund: Ablenkung
Du bist abgelenkt. Telefon? Mitmenschen, die etwas von dir wollen? Mails und Klicks und ständige Informationsflut? Der plärrende Fernseher im Hintergrund? Klingelnde Nachbarn? Der jaulende Hund, das brüllende Baby, die klappernde Tür, das tobende Gewitter?
Lösungsideen:
Manche Gründe, die dich ablenken, erschaffst du selbst. Schalte diese ab! Kein Netz, kein Internet, kein Handychecken während des Schreibens! Feste Schreibzeiten und am besten auch einen festen Ort, der dafür vorgesehen ist.
Mach dir klar, was es dich kostet, wenn du der spontanen Lust nach Unterhaltung nachgibst: Du opferst jedes Mal aufs Neue dafür ein kleines Stückchens deiner Träume! Erziehe dich ein bisschen und lass mal den autoritären Erwachsenen raushängen, wenn das Kind in dir nach Abwechslung plärrt! Du kannst dich ja NACH dem Schreiben damit belohnen.
Häufig sind es aber auch andere Menschen oder Dinge, die uns das Schreiben erschweren, absichtlich oder unabsichtlich. Erbitte dir (oder erzwinge!) freie und ungestörte (!) Zeit für deine Schreibtätigkeit! Sie ist es ganz sicher wert, verteidigt zu werden. Setze daher durch, dass du Ruhe und Muße findest, um dein Projekt voranzubringen und finde für die Faktoren, die stören, Lösungen.
Babysitter, Kopfhörer und Anrufbeantworter leisten gute Dienste.
Grund: Druck und Stress
Stress, Druck und Ängste hemmen dich.
Lösungsideen:
Kläre zunächst, was genau es ist, das dich unter Druck setzt: Befürchtest du, eine bestimmte Deadline nicht zu schaffen? Sind es Erwartungen von außen oder deine eigenen, die dir das Gefühl geben, nicht voranzukommen? Kannst du an den Voraussetzungen etwas drehen? Ansprüche runterschrauben? Mehr Zeit durchsetzen? Erwartungshaltungen auf ein realistisches Maß zurückschrauben? Entscheidend ist, wodurch deine Ängste und der Stress entstehen, denn genau an dem Hebel musst du ansetzen.
Bleibe in jedem Fall authentisch und verbiege dich nicht, auch nicht für winkende Anerkennung, Erfolg oder wirtschaftliche Einkünfte. Fokussiere dich auf dein Ziel - und nur dein Ziel - und verweigere den anderen Gedanken den Raum, den sie gern für sich beanspruchen, wenn du dies nicht ganz radikal verhinderst.
In diesen Punkt spielen außerdem massiv die Zweifel und Selbstzweifel hinein, die in einem weiteren Artikel dieser Serie eine Rolle spielen werden.
Weitere Lösungen, die sich für verschiedene Gründe anbieten:
Verändere deinen Arbeitsplatz. Stelle die Möbel um, gestalte die Wände neu, erfreue dich mit schönem Büromaterial, hänge inspirierende Bilder auf. Dieser Punkt klingt banal, aber für mich hat er schonmal eine monatelange Phase des Nichtschreibens beendet.
Tausche dich mit anderen AutorInnen aus.
Nutze Rituale zur Einstimmung, wenn du mit der Schreibarbeit beginnst. Vielleicht ein bestimmtes Lied hören, einen Keks essen, einen Kaffee kochen, dir die Unterlagen zurechtlegen?
Spazierengehen, Sport und Yoga helfen immer. Bewegung im Außen macht auch den Geist beweglich.
Nutze das Automatische Schreiben als Kreativmethode. Einfach eine Viertelstunde drauflosschreiben, alles, was dir einfällt. Mit Hand und Stift übrigens, und ohne auf Rechtschreibung, Forumulierung und Inhalt zu achten. Du kommst dadurch in einen Fluss und schon kann es weitergehen.
Teile dein gerade im Entstehen begriffenes Werk mit einem lieben Menschen, dem du vertraust und der im besten Fall selbst liest und / oder schreibt. Besprich Unklares oder Stellen, über die du stolperst. Hole dir Eindrücke, Vorschläge, Ideen für Verbesserungen. Früher habe ich das niemals getan - kein Mensch hat auch nur ein Wort meiner Bücher gelesen, bevor sie lektoratsreif waren! Damit habe ich mir selbst eine großartige Gelegenheit genommen, mich selbst weiterzuentwickeln und, nicht zuletzt, die Motivation aufrechtzuerhalten.
Schreibe einfach an der Stelle weiter, wo du gerade bist. Schreibe drauflos und schaue, was herauskommt. Du kannst die Szene dann ja wieder löschen, Hauptsache, du kommst in die Geschichte rein.
Schreibe deine Geschichte so weiter, wie sie auf keinen Fall und unter gar keinen Umständen weitergehen darf! Die Irriation sorgt für einen Kreativschub und vielleicht sogar eine hilfreiche Erkenntnis, wo es tatsächlich hingehen soll.
Beschäftige dich mit verschiedenen Plotmethoden. (Im Netz suchen, es gibt viele tolle Artikel!)
Überarbeite dein Werk. Vielleicht stößt du dabei auf unrunde Punkte (siehe Punkt eins) oder kommst wieder ins Schreiben hinein, zumindest aber hast du das Gefühl, nicht untätig herumzusitzen und trotz der Blockade etwas zu schaffen.
Bringe eine verrückte Idee in deiner Geschichte unter: Lass zum Beispiel einen Werwolf in deiner Lovestory auftauchen oder einen heiligen Engel in einem knallhart realistischen Thriller. Natürlich musst du die Freaks nachher wieder aus deinem Manuskript löschen, aber sie könnten dir fürs Erste beim Weiterschreiben helfen.
Setze eine kleine Schreibübung um: Beschreibe etwa ganz genau und mit allen Sinnen eine Blume, eine Landschaft oder eine banale Alltagstätigkeit. Diese kleinen Fingerübungen schärfen den Blick und zapfen das Wortrepertoire an.