Donnerstag, 17. Dezember 2020

Rezension des Kinderbuchs "Professor Besenstiel und sein Wumpelgumpel" von Nicole Ziemann-Witt

Handlung:
Buchcover

Schule ist doof, findet Luis. Doch alles ändert sich, als ein neuer Lehrer für reichlich Wirbel an der Sonnenfels-Schule sorgt. Professor Alois Reginald Zamperloh von Besenstiel ist anders als all die anderen Lehrer. Er lässt Planeten durch den Klassenraum fliegen und Landkarten lebendig werden. Und als sein Wumpelgumpel die Schule auch noch in einen Dschungel verwandelt ist das Chaos perfekt! Was wohl der magische Rat davon halten wird? Mit 16 wunderbaren farbigen Illustrationen aus der Feder von Dr. Eugen Wagner!

Mein Eindruck:

Luis ist ein Junge mit Fantasie - und für eine Deutschlehrerin ist es ein Traum, einem solchen zu begegnen, selbst wenn es "nur" in einem Buch ist! Natürlich findet Luis Schule langweilig und öde, und natürlich gibt es dort trotztdem Allerlei zu erleben: Einen Alltag mit seinen Herausforderungen, freundliche und weniger freundliche Mitschüler, beliebte oder verhasste Lehrer, das ganze gewohnte Programm eben, das alle Kids in dem Alter kennen! 

Dieses Programm wird jedoch völlig über den Haufen geworfen, als ein neuer Lehrer in der Schule auftaucht, der mit den Kids sogleich (eher unfreiwillig) in ein großes Abenteuer startet. Anfangs könnte man die just erscheinende Magie noch als Versehen oder Irrtum abtun, aber bald ist klar: Hier ist ein echter Zauber im Gang - und die Kids sind mittendrin...

Recht offen und gnadenlos neugierig bin ich immer auf der Suche nach spannender und unterhaltsamer Lektüre, die ich meinen SchülerInnen empfehlen kann. Dieses Buch war ein solches Buch! Es hat auch mir als Erwachsener schöne Lesestunden geschenkt, in denen eine bunt blühende Fantasie das Zepter übernahm. Die Geschichte ist einfallsreich und humorvoll, die Sprache ist kindgerecht und passend, die Figuren sind liebevoll gestaltet und die Zeichnungen, die das Buch begleiten, sind wunderschön! Die magische Entwicklung bringt sich auf eine ganz unaufdringliche, sanfte Art in den Alltag der Kinder ein und mich würde sehr wundern, wenn ein Leser, eine Leserin tatsächlich der Meinung wäre, einen Lehrer wie Professor Besenstiel nicht gern im Klassenzimmer zu sehen! Ich jedenfalls hätte es klasse gefunden, ihm zu begegnen und mich von ihm auf seine Abenteuer mitnehmen zu lassen!

Dieses Buch hätte in den Grundzügen seiner Geschichte Raum für eine weitaus umfangreichere Geschichte geboten, finde ich! Sprich, man hätte einen richtig dicken Roman daraus machen können, der dann auch die Älteren und Vielleser vielleicht noch mehr angesprochen hätte: Mehr Details, mehr (exotische?) Orte, mehr Ereignisse und Figuren, mehr Konflikte, mehr Verwicklungen. Nun endet doch das Erlebnis der Kinder recht rasch und quasi kaum, dass es begonnen hat - es bleibt vieles an der Oberfläche, wo man noch tiefer hätte gehen können. Das ist schön für die Jüngeren oder etwas Lesefaulen, aber schade für alle, die gar nicht genug von Luis und seinem eigenartigen Professor und dessen ganz speziellem Haustier kriegen können!

Fazit:

Das Buch ist wunderbar geeignet zum Vorlesen und /oder gemeinsam Betrachten, zum Träumen und Philosophieren, zum Spinnen und Gedanken-wandern-lassen. An keiner Stelle langweilig und mit sehr schönen Bildern versehen hüpft es direkt in Kinderherzen hinein und wird bestimmt auch nicht so schnell vergessen. Als thematische Anregung im Unterricht bietet es überdies die Möglichkeit, über eigene Träume und Wünschen und deren Bedeutung im Leben zu sprechen.

Das Buch wurde mir von der Autorin zur Verfügung gestellt, wofür ich mich von ganzem Herzen bedanken möchte. Meine Meinung bleibt davon unbeeinflusst.
 

Quelle: Cover und Handlung

Donnerstag, 5. November 2020

Du wirst vermutlich nie ein Bestsellerautor werden! - Warum du trotzdem schreiben solltest

Aus der Autorenwerkstatt

Monatelang im einsamen Stübchen am Rechner sitzen und tippen... Das Essen und Trinken und Schlafen vergessen... Den Kopf voller Träume und eine schillernde Perlenkette von Worten um das Herz, die kein Ende zu nehmen scheint... 

Du steckst Leidenschaft, Zeit, Energie und Mühe in dein Werk und irgenwann kannst du dir stolz auf die Schulter klopfen: Du hältst es in den Händen, deine Träume im Kopf und deine Worte im Herzen sind zu Papier geworden, über das deine Finger streichen, während du nicht weißt, ob du lächeln oder eine Träne vergießen sollst, weil ein fertiges Buch wunderbar und ein Abschied zugleich ist.

Okay, eine sehr romantisierte Vorstellung vom Schriftstellerdasein, ich geb es zu! 

Aber träumen nicht alle, die schreiben, vom großen Durchbruch? Vom eigenen Liebling, liebevoll im Schaufenster der Buchhandlungen dieses Landes in Szene gesetzt? Hochgelobt vom Leserpublikum und ernsthaft besprochen von der Literaturelite, die vor Staunen die Münder und Augen aufreißt und ganz und gar zu kritisieren vergisst?

Na klar! Manch Einer gibt es zu und ein Anderer nicht, womöglich nicht einmal vor sich selbst. Aber diesen Traum kennen viele, die schreiben - er ist das Ziel aller Wünsche, der Endgegner, das Paradies mit ihren ewigen Verheißungen.

Die Realität sieht jedoch anders aus. 

Egal, wie sehr du dich abstrampelst: Du bleibst im Schatten, wo du nicht gesehen wirst. Nur Wenige hören es, wenn sich deine erzählende Stimme erhebt und deine frisch gedruckten Bücher bleiben jungfräulich rein, weil kaum jemand sie zur Hand nimmt, um zärtlich ein kleines Eselsohr hineinzuknicken. Vielleicht hast du das Zeug dazu, ein berühmter Autor zu werden, der vom Schreiben gut leben kann, vielleicht auch nicht. Vielleicht hast du das Zeug dazu, aber aufgrund der Umstände - wenig Geld, wenige zweckdienliche Beziehungen, wenig Reichweite - nützt dir das nichts und du bleibst trotzdem ein kleiner Schreiberling, der vor sich hindümpelt und jeden seiner Fans noch persönlich kennt. Die Chancen, aufzusteigen und explosionsartig den Schriftstellerhimmel zu erhellen, sind statistisch gering, jedenfalls so lange, bis ein beliebter Promi dein Buch in eine Fernsehkamera hält. Eine Möglichkeit, die auch sehr wahrscheinlich nicht eintreten wird. 

(Vielleicht bist du auch ein Beststellerautor oder auf dem Weg dahin, aber dann brauchst du diesen Artikel nicht zu lesen, es sei denn zur Unterhaltung.)

Für viele Andere gilt: Allein bist du damit jedenfalls nicht. Weit mehr als die Hälfte aller AutorInnen kann mit den Büchern nicht mal ansatzweise einen vernünftigen Lebensstandard errreichen und nicht wenige legen sogar noch drauf, weil es Geld kostet, etwas qualitativ Hochwertiges zu produzieren, und weil die Gewinne die investierten Beträge manchmal nicht ausgleichen.

Was die meisten Leute nicht wissen und was oft für Verwunderung sorgt, ist die Tatsache, dass ein Autor in der Regel nur einen sehr geringen Betrag pro verkauftem Buch ausgezahlt bekommt. Man muss schon Unmengen davon verkaufen, damit diese Beträge überhaupt ins Gewicht fallen. Den Rest stecken sich Verlage, Dienstleister und der Handel ein. 

Ob du als Selfpublisher alles allein machen (und bezahlen) musst und sich das nicht zu lohnen scheint oder ob dein Verlag dir nur ein mickriges Honorar zahlt, ob deine Verkäufe dir die Tränen in die Augen treiben oder du dich wie der letzte schreibende Vollidiot fühlst:

Du solltest mit dem Schreiben trotzdem nicht aufhören!

Wie jeder Angehörige der schreibenden Zunft habe auch ich mir im Laufe meiner literarischen Entwicklung Gedanken zu dieser Frage gemacht, wenn die Zweifel überhandnahmen und die positiven Effekte dieser Tätigkeit zu überwiegen schienen. 

Falls es dir auch manchmal so geht: Ich liste dir heute ein paar Gründe auf, warum du trotz enttäuschter Erwartungen, fehlender Gewinne und nicht erreichter Erfolge unbedingt weiterschreiben solltest. Lies sie, wenn dich mal wieder das Zaudern und Zweifeln packt und erfreue dich an allem, was die Literatur dir zu schenken hat!

Ein paar Gründe, um weiterzuschreiben:

1. Erfolg und Geld sind nicht das Maß aller Dinge

...sagt der Bohème, der selbst nichts von Wert auf die Reihe kriegt und die Trauben zu sauer finden muss, die er nicht erreichen kann! 

Aber ja, und er sagt es deshalb, weil es einfach stimmt!

Eine weitverbreitete Ansicht, die so manchen Künstler in die Knie zwingt und dafür sorgt, dass sich immer mehr Individuen bis zur Groteske anpassen, verbiegen und selbst verleugnen! Oder gleich ganz aufgeben, sich in die öden Strukturen des Arbeitsmarkts einfügen und Dienst nach Vorschrift leisten, ohne den kleinsten Hauch Kreativität. Ihrer Kunst - welcher Art auch immer - den Rücken kehren und sich mit handfesteren Dingen beschäftigen, dabei aber leiden und unglücklich oder krank werden. 

Aber es ist nur eine Seite einer Medaille! 

Die andere Seite zeigt ein anderes Bild: Immer schon gab es Idealisten, Aussteiger, Menschen, die mit Chuzpe und Charme ihr eigenes Ding durchgezogen haben und dabei nicht einmal unglücklich waren, weil ihnen Luxus, oberflächliche Unterhaltung und die Lobhudeleien der Elite versagt blieben. Weil es eben doch auch noch andere Werte im Leben gibt! Etwa Schöpferkraft und Verbindung zur Natur, Ästhetik, Kunst und Kultur, Schönheit und Wahrheit, Zwischenmenschlichkeit und Mitgefühl. 

Mir scheint, mehr und mehr Menschen überlegen ganz genau, welche Werte und Prinzipien sie in ihrem Leben und für ihr Fühlen, Denken und Handeln als Grundlage wählen wollen. Dabei schneidet der klingende Taler nicht immer gut ab! Im Gegenteil - es dürfte in der Zukunft zu einer Abkehr von ausschließlich monetären Aspekten kommen und andere Werte werden sich mehr Raum erobern. Deshalb ist es weder naiv noch bescheuert, sich selbst als Botschafter einer neuen Zeit zu verstehen. Das ist, was Kunst unter anderem auch kann.

2. Schreiben ist einfach geil.

Schreiben ist wie intellektuelles Bungeejumping! Es ist ein Abenteuer, bei dem du ständig etwas Neues erlebst und Erfahrungen machst, die über einen "gewöhnlichen" Lebenshorizont hinausgehen. Neben deinem Selbstbild erweiterst du als Autor auch deine Erlebniswelt: Du kannst alles sein, alles werden, alles ausprobieren - und zwar zu Hause am Schreibtisch! Wenn das mal nicht großartig ist, dann weiß ich es auch nicht!

3. Du schärfst deine Beobachtungsgabe und deine Aufmerksamkeit.

Zwangsläufig tust du das, denn sonst könntest du kaum über die Dinge erzählen. Schreibende Menschen nehmen Details wahr, die Andere übersehen. Damit sammeln sie nicht nur Rüstzeug für ihre Texte, sondern tun auch ihrer seelischen und körperlichen Gesundheit etwas Gutes, weil Achtsamkeit Ruhe und Erholung ins Leben bringt.

4. Du machst mindestens einen Menschen glücklich.

Nämlich dich selbst, weil du tust, wofür du gemacht bist! Es ist aber höchst wahrscheinlich, dass sich andere Menschen von deiner Arbeit angezogen fühlen werden. Wenn du einmal die Nachricht, dein Buch habe ein Herz erfüllt, erhältst, dann weißt du, was ich meine! Vielleicht ist es ein Mensch, vielleicht sind es zehn, vielleicht hundert... Lohnt es sich nicht schon für diesen einen? 

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Rezensentin habe ich schon einige Autoren und Autorinnen kennenlernen dürfen, deren Bücher MICH glücklich gemacht haben. Egal, wie erfolgreich sie sich nach konventionellen Definitionen auf dem Markt positionieren können: ICH bin sehr glücklich darüber, dass sie schreiben! Zudem liefern sie mir immer wieder aufs Neue den Beweis, dass die Qualität eines Textes nicht notwendigerweise mit seinem Echo im Haifischbecken Buchbranche konform gehen muss.

5. Deine Eloquenz wird rekordverdächtig geschliffen.

Naja, vielleicht nicht ganz, aber ganz sicher wirst du an mündlicher und schriftlicher Ausdrucksfähigkeit dazulernen. Dein Stil wird klarer, dein Ausdruck treffender! Bücher sind aufgrund ihrer komplexen Struktur die Königsdisziplin beim Schreiben. 

Nachdem ich in jungen Jahren mein erstes Buch fertiggestellt hatte, war meine Überzeugung, wenn ich DAS geschafft habe, wuppe ich auch jeden anderen Text. (Unabhängig von der Publikation übrigens! Es zählte, dass ein Buch geschrieben war.) In der Tat habe ich schon unzählige Arten von Texten verfasst: Zeitschriftenartikel, Reportagen, Marketingtexte, Pressemitteilungen, parlamentarische Initiativen für den Landtag, Aufsätze, wissenschaftliche Essays und viele mehr. Keiner ließ mich verzweifeln, weil der höchste Berg - ein ganzes, fertiges Buch - bereits hinter mir lag. 

6. Du kannst dich vernetzen.

Wenn du willst und dich darum bemühst, führt deine schriftstellerische Tätigkeit zu intensiven Begegnungen mit Gleichgesinnten. Super, um mehr zu lernen, neue Ideen zu entwickeln und Rückenwind zu bekommen!

7. Deine Kommunikationsfähigkeit und dein Einfühlungsvermögen nehmen zu.

Das tun sie, weil du dich ja auch in deine Figuren hineindenken und -fühlen musst, um sie glaubwürdig darzustellen, und weil du anfangen wirst, die Welt um dich herum genauer zu beobachten. Du wirst fragen oder selbst herauskriegen, was Motivationen von Menschen sind, wie sie sich verhalten, was sie sagen, welche Körpersprache sie zeigen und tausend Dinge mehr! Dir werden Stimmungen und Emotionen vertraut, die du von dir selbst vielleicht nicht kennst. Du erweiterst deine gesamte Persönlichkeit um wertvolle Aspekte, die dir auch im Alltag weiterhelfen.

8. Du kultivierst berufsrelevante Fähigkeiten.

Diszipliniert weitermachen, obwohl du keine Lust hast? Dein Ziel im Blick behalten und fokussiert verfolgen? Durstrecken aushalten, ohne die Motivation zu verlieren? Etwas bis zum manchmal bitteren Ende durchziehen? Improvisieren, wenn du in eine Sackgasse gelangst? 

All das sind Meisterqualitäten von allen, die es geschafft haben, ein Manuskript zu beenden. Und sie sind auch in fast jedem Job Gold wert! Was du beim Schreiben lernst, kannst du beruflich und privat auch in anderen Bereichen nutzen, sowohl was deine Soft Skills, als auch was dein Wissen angeht.

9. Du lernst, strukturiert zu arbeiten und dich zu organisieren.

Ganz sicher wirst du das, weil du ohne Struktur in deinem Buchchaos versinken und niemals fertigwerden würdest. Wer einen komplizierten Plot aufräumt, der schafft das auch im eigenen Leben und Arbeiten.

10. Deine Kreativität und Fantasie erreichen ungeahnte Höhen.

Es liegt natürlich an dir selbst, wie tief du in deine imaginäre Welt eintauchst und was du aus ihr mitnimmst. Fakt ist aber, dass jede Nutzung der Vorstellungskraft sie erweitert. Und diese Erweiterung ist durch keinerlei Grenzen eingeschränkt. 

11. Du wirst stolzer und selbstbewusster.

Selbstredend! Du hast etwas geschaffen und du hast etwas geschafft! Ob gut oder nicht, ob erfolgreich oder ein Nischenprodukt, ob versilbert, vergoldet oder ganz und gar nackt: Vergiss nicht, dass etliche Menschen den Traum vom Buch eben nicht realisieren. Du aber schon - und dafür brauchst du eine Menge Fähigkeiten wie die bereits genannten, die du dann offensichtlich ja alle besitzen musst! Das ist ein absolut ausreichender Grund, um den Kopf zu heben und der Welt zu zeigen, wer du bist!

12. Du rettest die Welt.

Natürlich nur in einem ganz winzigen Rahmen. Aber du bringst etwas in die Welt, das ihr guttut und sie bereichert. Das kann nicht jeder Mensch von sich sagen! Andere Menschen tun Gutes in anderen Bereichen, sie kümmern und sorgen sich, pflegen, schützen und engagieren sich. Dies kann DEIN Beitrag sein, die Welt ein bisschen besser zu machen.

13. Du kannst nicht anders.

Dir wurde, wie es aussieht, ein Talent in die Wiege gelegt (sonst hättest du nicht den Drang, es auszuleben) und jedes Talent will genutzt sein. Natürlich musst du aus deinen Fähigkeiten nicht das Beste machen, es gibt keine rechtliche, moralische oder sonstige Verpflichtung. Aber du wirst es deutlich spüren, wenn du gegen deine Natur lebst und dann kannst du nur heil und ganz werden, wenn du deinem Talent Raum gibst, um sich zu entfalten. Lass dich dabei nicht entmutigen oder irritieren von anderen Einstellungen, wenn du deine eigene als richtig empfindest.

Jeder Tag, an dem du dich schlafen legst mit dem Gedanken: Heute habe ich etwas getan, was mich erfüllt hat und mir entsprach, wird ein guter Tag gewesen sein. 

Fazit:

Du siehst, unabhängig von der Resonanz auf dein veröffentlichtes (oder zu schreibendes) Werk gibt es eine Menge Gründe, die das Schreiben zu einer wunderbaren Tätigkeit machen! 

Bleib dran und lass dich nicht beirren, falls jemand dir reinredet oder dein eigener innerer Kritiker eine wüste Anti-Rumba zu tanzen beginnt! Schreiben ist geil! Schreiben macht Sinn! Schreiben hat viele Geschenke für dich im Gepäck! Bleib dabei, wenn du magst. Selbst wenn du am Ende selbst das Eselsohr in deine Seiten setzen musst, damit dein Buch gelesen aussieht!

Mittwoch, 4. November 2020

Die Krisen spitzen sich zu - Überleben in einer absurden Welt

Ich äußere mich öffentlich kaum je politisch und dass, obwohl ich doch etliche Jahre lang intensive politische Arbeit geleistet habe, die weit bis in die Erfahrungswelt des niedersächsischen Landtags hineinreichte. Zudem bin ich Soziologin, habe die Gesellschaft und ihre Entwicklungen studiert und beobachte das Weltgeschehen daher auch immer mit einem distanzierten, wissenschaftlichen Auge - und zunehmend mit großen Befürchtungen. 

Trotzdem hielt ich mich bislang zurück, was Äußerungen zu politischen und gesellschaftlichen Themen anging, weil ich mit meinem Blog einen Rückzugsort schaffen wollte, in dem eben nicht diese Themen im Fokus standen, sondern das, was unser Leben schöner und besser macht.

In letzter Zeit jedoch bemerke ich zunehmend Veränderungen im Außen, die auch mein Inneres nachhaltig erschüttern und ich habe mich dazu entschieden, die bewusst ausgelassenen Themen wieder aufzugreifen. Ich empfinde Angst und Mutlosigkeit, die sowohl meine eigenen Emotionen, als auch die meiner Mitmenschen sind, welche sich in meiner Seele spiegeln und sich mir aufdrängen, ob ich will oder nicht. Ich schlafe nachts nicht mehr gut und kann mich schlecht konzentrieren. Im Grunde zeige ich viele Anzeichen einer Überlastung, obwohl meine persönliche Situation diesen empfundenen Stress nur in Teilen rechtfertigt. 

Lasst mich deshalb ein paar Worte formulieren, die mir im Alltag durch den Kopf gehen. Es sind Gedanken, die mich quälen und belasten, aber aus ihnen entstehen auch solche, die mich trösten, mir Hoffnung geben und mich wieder ein Stück weit zuversichtlicher in die Zukunft blicken lassen.

Vielleicht dienen sie euch auch dazu, euch getröstet, verstanden und zumindest nicht mehr so allein mit euren Kopfgeistern zu fühlen. 

Völlige Reizüberflutung und Überfordung? Missmut, Wut, Angst?

In diesen Tagen traut man sich kaum, den Fernseher anzuschalten. Anschläge in Frankreich und in Wien, in denen wieder Unschuldige ihr Leben lassen, weil die Seuche des Terrors erneut um sich greift. Das Kopf-an-Kopf-Rennen der Präsidentenwahl zwischen dem gefährlichen Hohlkopf Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden, der - egal, wie er ausgeht - Katastrophen nach sich ziehen kann. Die Corona-Krise mit all ihren Auswirkungen: Kranke, Tote, ein möglicherweise bald überlastetes Gesundheitssystem, eine überforderte Politik, Existenzeinbrüche, die Leugner und Schwurbler, die Unfrieden stiften und die Maßnahmen boykottieren, eine ungewisse Zukunft, Lockdown light, ungeschützte LehrerInnen und SchülerInnen an den Schulen dieses Landes und allerorten viel Ratlosigkeit und Furcht. 

Dazu all die Probleme gesellschaftlicher Art, die wir ja auch vorher schon hatten, wie beispielsweise die himmelschreiende soziale Ungerechtigkeit, die immer weiter zunimmt und der Klimawandel, der das Potenzial hat, nicht nur unsere Spezies, sondern den ganzen Planeten auszulöschen. Und die persönlichen Sorgen und Nöte, die in unserer überkomplexen, unsicheren und unüberschaubaren Welt auch nicht kleiner werden.

Die Nachrichten gleichen einem Horrorfilm mit schlechtem, weil überladenem Plot und inzwischen stellen sich mir die Nackenhaare auf, sobald ich eine der bekannten Nachrichtensprecherstimmen vernehme und ich denke beinahe automatisch: "Was für eine neue Hiobsbotschaft haben sie heute im Gepäck?"

In einer solchen Zeit scheint es schwer möglich, Gelassenheit oder sogar ein bisschen Glück zu finden, weil ein wilder, unangenehmer Gefühlsmix alles überschattet und die Probleme welche sind, auf die man selbst nicht einen winzigen Fitzel Einfluss hat. 

Ohnmacht also, ein schlimmes Gefühl!

Die Wahrheit ist: Unsere Welt ist am Arsch! Und wir sind es mit ihr! Viele Menschen spüren das in diesen Tagen deutlich wie nie und es sieht nicht danach aus, als würde sich die Lage in der nächsten Zeit verbessern. Also, was tun?

No coaching today, sorry.

Heute habe ich keine Coachingtipps für euch. Ein paar Ideen etwa gegen herbstlich-saisonales Unwohlsein zu posten wäre, wie ein Pflaster auf einen Körper zu kleben, der mit zig Messerstichen drangsaliert wurde: Bemüht zwar, aber ein bisschen lächerlich. Ihr müsst euren Weg durch das Dickicht unserer ungemütlichen Zeit also leider selbst finden. 

Aber ich kann euch sagen, was ICH tue, im Rahmen meiner wirklich beschränkten Möglichkeiten, damit es mir besser geht. Vielleicht habt ihr ja ähnliche - oder ganz andere - Gedanken?

Ich lasse zu, dass mein Weltgefüge erschüttert wird und ziehe meine Lehren daraus. (Als Wendekind kenne ich das ja schon. Ich habe schonmal erlebt, dass kein Stein auf dem anderen blieb und meine Welt, wie ich sie kannte, plötzlich nicht mehr existierte.)

In einer Welt, in der die alten Normen und Regeln nicht mehr gelten, in einer Welt, die die Vernunft hinter sich gelassen hat, wäre es idiotisch, sich selbst noch einem überholten Kodex zu verpflichten, der sowieso Makulatur ist! Bis gestern waren Selbstoptimierung, Erfolgsstreben, Ellbogendenken unsere Götzen. Es galt etwas zu erreichen! Höher, schneller, weiter! Niemals verschnaufen, denn das gilt als faul, sich immer weiterentwickeln, besser werden, mehr leisten, mehr dienen und mehr VERdienen, sich stärker verbiegen, um - Ja, warum eigentlich? 

War das nicht ein irrer Alltag, in dem man seine eigene Stimme nicht vernahm, weil alle um einen herum zu laut waren? In dem man die eigenen Bedürfnisse und Grenzen ignorierte, bis man zusammenbrach? Für einen Job, für ein bescheidenes Einkommen, für Prestige und Status, für Konsum - Ja, wofür eigentlich?

Dieses Hamsterrad habe ich - wie viele - zunächst erzwungenermaßen, dann freiwillig verlassen und ich verspüre keinerlei Lust, es wieder zu betreten. Neulich noch versuchte ich über Gebühr, mich anzupassen, allen und allem gerecht zu werden, meinen mir angedachten Platz in der Gesellschaft pflichtbewusst und PERFEKT auszufüllen. Wie viele Menschen sehnte ich mich nach Anerkennung, die nie kam. Wie viele Menschen nahm ich mir kaum je Zeit, die Dinge zu überdenken oder mich zu fragen, worum es in meinem Leben eigentlich wirklich gehen soll. Wie viele Menschen lieferte ich, ohne zu hinterfragen, und begriff erst spät, dass ich auf völlig falschen Pfaden unterwegs war. Dass ich mich von Ängsten und oberflächlichen Wünschen treiben ließ und mich selbst dabei aus den Augen verlor. Dass meine Antreiber von außen kamen und meinen eigenen echten Sehnsüchten nicht mal im Ansatz entsprachen!

Diese Zeiten empfinde ich als vorbei. Sie werden nicht zurückkehren, wenn Corona vorüber ist und auch die anderen Krisenherde sich beruhigen. Jedenfalls für mich nicht! Im Grunde ist mein Wunsch, mein Leben mit Tätigkeiten zu verbringen, die mich erfüllen, die ich gut kann, die etwas Gutes in die Welt tragen. Ich möchte mit Leidenschaft und Überzeugung tätig sein. Ich möchte meine Aufgaben sorgfältig, in Ruhe und mit Liebe erledigen. Wenn mich etwas berührt, schenke ich ihm meine ganze Kraft, meine volle Aufmerksamkeit und mein gesamtes Potpourri an wunderbaren Fähigkeiten! Unter den gewohnten Arbeitsbedingungen ist das bislang schwer bis gar nicht möglich gewesen, da wird sich Einiges ändern müssen. Zum Glück, darauf vertraue ich, wird früher oder später auch das starrste und widerspenstigste aller Systeme zu Veränderungen gezwungen, wenn es sich selbst überlebt hat. 

Ich weiß jetzt, wer ich bin, was ich kann, was ich will, denn ich hatte viel Zeit, um nachzudenken.  

Und ich möchte nicht mehr perfekt sein müssen, kein perfektes Leben mehr führen müssen. Ohne Scham und Schuld will ich alles an mir anerkennen, was da ist, Fehler machen, Schwäche zeigen, irren, fallen, aufstehen und es neu versuchen. Die Welt ist ja auch nicht perfekt, wie sie wohl bewiesen hat! Woher nähme sie die Arroganz, dies von mir zu verlangen? 

Ich nehme mir die Freiheit heraus, die Dinge neu und anders zu bewerten.

Denn auch die eigene innere Einstellung spielt eine große Rolle! 

Die Götter von gestern entlarven sich selbst als Gespenster, deren Spuk nicht mehr wirkt: Es braucht kein Schulterklopfen von außen, es braucht lediglich die eigene innere Überzeugung, das Richtige zu tun! Es braucht innere Unabhängigkeit und den Mut, den alten Göttern nicht mehr zu huldigen! Es braucht neue, frische Ideen und andere Wege. 

Die „alten“ Werte lagen mir nie, ich war für diese Welt der aufgepimpten Egos immer schon zu sensibel. Aber welche Werte bleiben, wenn die hochgehaltenen Flaggen der Vergangenheit im Wind nur noch müde wedeln? 

Menschlichkeit, Mitgefühl, eine unbedingte Verpflichtung zur Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit – all diese Werte, die in der elitären Welt voller gegeneinander kämpfenden Individuen belächelt und verächtlich in die Ecke des Versagens geschoben wurden. Jetzt sind sie wichtiger denn je! Daran sollten wir immer denken, wenn wir schimpfen, jammern, Neid, Groll oder Wut empfinden, unter dem Spaltenden und Trennenden leiden, die Abgründe zwischen uns und anderen bewusst vergrößern. 

Wir alle haben es ein Stück weit selbst in der Hand, mutig unserem echten Weg zu folgen oder ihn zu verweigern. Und wir selbst können entscheiden, wie wir der Welt und den Menschen darin begegnen: Heucheln wir Scheinharmonie? Fechten wir blutige Schlachten aus, um unseres eigenen Vorteils willen? Jagen wir verheißungsvollen Trugbildern hinterher? Oder besinnen wir uns auf das, was uns allen dient und die herumfliegenden Trümmer zu einem neuen Bild zusammenfügt?

Wenn jetzt nicht die Zeit ist, sich zu diesen positiven Werten zu bekennen, wann dann? 

Es ist an der Zeit, all die Pioniere und Visionäre endlich zu hören! Die Kreativen und Verrückten, die klugen Köpfe, die Weltverbesserer und Utopisten! Nicht mehr zu kämpfen, vor allem nicht gegeneinander. Solidarität und Verbundenheit zu spüren! Im besten Fall selbst etwas zu den Visionen von morgen beizutragen! Denn das ist alles, was bleibt, wenn unsere alte Welt zusammenbricht und nur, wenn wir im Schulterschluss stehen, können wir uns aus den Trümmern eine neue bauen. 

Der erste Schritt ist, sich selbst als liebenswertes und liebendes Geschöpf zu begreifen, nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen. Der zweite ist, der Welt diese Überzeugung auch mitzuteilen. Der dritte, eine gesunde, faire Balance zwischen den eigenen und fremden Bedürfnissen zu finden. Und der vierte – ein Königsweg freilich – dem Gegenüber auf Augenhöhe zu begegnen, in Kommunikation zu kommen (und zu bleiben), und Konflikte fair auszutragen.

Für mich bedeutet das in der Konsequenz außerdem, dass ich Scheinheiligkeit und Lügen noch weniger dulde als früher schon. Sie verursachen in mir ebenso Übelkeit und Widerwillen wie Ungerechtigkeit, Dummheit und blinder Aktionismus, und dieses Gift will ich nicht länger schlucken. Nicht zuletzt aus diesem Grund entsteht gerade dieser Artikel. Ich werde mich zeigen, mit meiner Angst, meinem Mut, meinem Zorn, meiner Hoffnung, meiner Liebe. Ich werde mich äußern. Ich werde mich der Welt so zumuten, wie die Schöpfung mich gedacht hat.

Ich verbinde mich.

Es gibt heutzutage prima Technologien, um sich überall und jederzeit mit Menschen, denen man sich nahe fühlt, zu verbinden. Nähe entsteht nicht im Raum, sondern in der Seele! Zu diesem Punkt gibt es nicht mehr zu sagen.  

Oder doch? 

An der Stelle ein liebevolles und herzliches Dankeschön an die Menschen, die ihre Leben mit mir teilen! Diese Menschen machen mein Dasein hell und sinnvoll. 

Du weißt, wenn auch du gemeint bist! :-) Und lächelst jetzt, da bin ich sicher. 

Ich konzentriere mich auf das Wesentliche.

Rückzug ins Private verlangt nicht nur der Lockdown per Definition – es scheint zunehmend immer weniger reizvolle Alternativen zu geben. Natürlich fehlt auch mir die Möglichkeit, kulturelle Veranstaltungen zu erleben, denn die haben wir früher häufig und gern mitgenommen. Auch das Reisen vermisse ich sehr, weil mein Hirn manchmal nach neuen Eindrücken giert. Aber wisst ihr was? Das Genörgel und Gemecker, was alles nicht mehr geht, (auch mein eigenes!) geht mir ziemlich auf den Wecker! Es geht nämlich noch eine ganze Menge!

Für mich ist das Wesentliche scheinbar klein und unbedeutend, doch bei näherer Betrachtung ist es das Eigentliche: Wenn ich ein Essen zubereite, selbstversunken Gemüse schneide, im Topf rühre und der Duft von Kräutern und Gewürzen sich in der Küche verteilt, dann empfinde ich Glück! Wenn ich durch das, was von unserer schönen Natur noch übrig ist, laufe, die Vögel singen und das Wasser plätschern höre, auf einen Baum klettere oder das bunte, weiche Laub unter den Füßen spüre, denn wird meine Kehle ganz eng vor lauter Ehrfurcht und Zuneigung – und dann empfinde ich Glück! Ich kann eine tolle Serie gucken, ein Spiel spielen, ein Bild malen, ein Buch lesen oder eins schreiben! Ich kann heißen Tee auf dem Sofa trinken, eingemummelt in eine kuschelige Decke. Ich kann ein Tier streicheln, den Himmel betrachten, wenn die Wolken darüber hinwegziehen, einen Kuchen backen, Sport machen. Ich kann mich geborgen in die Arme meines Lebensgefährten schmiegen und mich für den Moment sicher und beschützt fühlen, während draußen der Sturm um das Haus fegt. Ich kann mich an den Farben um mich herum erfreuen, an jenen, die ich am Leib trage und jenen, die mein Heim schmücken. Ich kann einen Igel und einen Maulwurf und eine Schnecke beobachten und den Frosch, der seit dem Frühjahr in unserem Teich wohnt. Ich kann mich austauschen oder streiten, ich kann nachdenken, ich kann lust- und angstvoll meine inneren Kämpfe ausfechten, ohne mich dafür zu verurteilen. Ich kann in einem sauberen Bett schlafen, ich kann neue Ideen aus meinem Kopf holen, ich kann mit meiner Imaginationskraft atemberaubende Welten erschaffen. Bei alldem fühle ich Glück – und weil ich mir dies auch bewusst machen, vergesse ich nicht, mich über dieses Glück zu freuen.

Ja, auch ich habe schon die ein oder andere Hölle gesehen, aber heute, in dieser Sekunde, ist es NICHT die Hölle, die mich umgibt, sondern es bleibt ein Meer an Möglichkeiten. Und es stünde uns manchmal maßlos anspruchsvollen Menschlein gut zu Gesicht, hin und wieder dankbar für alles zu sein, was eben doch gut und richtig in unserem Leben ist. Denn auch - und gerade - in einer absurden Welt gibt es Dinge, die gut und richtig sind. Das wusste schon Albert Camus und ich wiederhole es gern. Auch und besonders für mich selbst!

Ich bin.

Ich bin hier - ich denke und fühle, ich handle und agiere, ich bin ein Sandkorn unter vielen in der Wüste. Aber ich bin da. Wie jedem von uns sitzt mir tagtäglich der Tod im Nacken und er mahnt, die Zeit nicht zu verschwenden. Denn diese begrenzte Zeit in einem begrenzten Raum, die uns zur Verfügung gestellt wird, ist meine einzige Gelegenheit, eine Spur zu hinterlassen, und mag sie auch noch so klein sein. 

Ich habe fertig.

Der Artikel ist lang geworden und hält sich weder an journalistische Vorgaben, noch an die Art, wie ich eigentlich schreibe. In gewisser Weise ist er authentischer als alles, was ich sonst schreibe. Es ist, als sei meine Persönlichkeit einfach herausgeploppt wie ein Korken aus der Flasche, um sich mal richtig die Augen zu reiben und sich nach dem Erwachen in der Welt umzusehen. Zurück in die Flasche kann sie nicht! 

Ein reißender Strom, der sich einmal über die Ufer seiner Grenzen erhoben hat, kann es sich nie wieder in einem viel zu engen Flussbett behaglich machen.

Ich wünsche euch alles Liebe, bleibt gesund, besonnen und innerlich stark. 

Bildquelle: Pixabay

 

 

 

 

Donnerstag, 29. Oktober 2020

Zweifel und Selbstzweifel während des Schreibens und danach - Wie du sie überwindest und dein Standing als AutorIn vor dir selbst stärkst

Aus der Autorenwerkstatt
Ich kann das ja gar nicht!

Manchmal kommt dieser Punkt - oft während des Schreibens, manchmal sogar bereits schon, bevor man überhaupt angefangen hat: Man liest das bereits Geschreibene oder überdenkt die Idee des eigenen geplanten Buchs und denkt: 

"Scheiße, ich kann das ja überhaupt nicht! Das ist Murks! Das wird schlecht! Jede Sekunde, die ich da hinein investiere, ist für die Tonne!" 

Fortan quälen sie dich bei jedem Satz, diese fiesen Einflüsterer, die vehement von dir fordern, die Brocken hinzuwerfen! Es kann sein, dass sie dich davon abhalten, deine Geschichte überhaupt jemals zu Papier zu bringen oder erfolgreich zu beenden!

Der Schreibprozess ist nicht immer angenehm und mit vielen Stolpersteinen verbunden, über die du bis zu deinem fertigen Buch springen musst.

Möglicherweise machst du aber trotzdem weiter, weil du verbissen und auch ein bisschen trotzig bist, weil du deine Geschichte einfach schreiben willst, weil sie in dir brennt und um jeden Preis das Licht der Welt erblicken will. Du bekommst den Eindruck, dass das, was du schreibst, vielleicht doch ganz gut ist, steckst all deine Energie und dein Können in den Text, wächst mit und an ihm, wirst besser, klarer, fokussierter! 

Das Projekt entsteht, nimmt Fahrt auf und irgendwann hast du es geschafft: Dein Buch ist allen Zweifeln zum Trotz fertig geworden! Dem Endergebnis ist nicht anzusehen, dass es Stunden voller quälender Sinnfragen in sich trägt. Es ist gut geworden, findest du. Und fühlst Stolz, es geschafft zu haben, ein Ergebnis vorweisen zu können, ein Ziel erreicht zu haben.

Nun könnte man denken, du befändest dich am Ende des Weges, den ein Zweifler zu gehen gezwungen ist: Ein Verlag veröffentlicht dich oder du fuchst dich in das Selfpublishing ein. Aber es ist nicht das Ende! Es kann vielmehr der Anfang von noch viel größeren Zweifeln und Komplexen sein! Nämlich dann, wenn sich dein Buch nicht wie gewünscht verkauft oder vergeblich auf zahlreiche positive Besprechungen wartet. Wenn es deine eigenen und die Erwartungen der LeserInnen nicht erfüllt... Wenn es nicht gesehen und wahrgenommen wird... Wenn es schlecht bewertet wird, aus welchen Gründen auch immer. Es gibt tausend und mehr Gründe, warum dein Buchbaby dir auch nach seiner Publikation großen Kummer bereiten kann!

Die Veröffentlichung und die Reaktionen darauf sind nicht die Endgegner. Der Endgegner ist dein eigenes Urteil, das DU über deinen Prozess deines Schreibens fällst.

Denn die fiese Stimme von früher holt dich wieder ein "Das ist Murks!" Du erinnerst dich? 

Oder dich erreicht das berühmt-berüchtigte Loch nach der Fertigstellung und Veröffentlichung deines Buchs, das Leere und Melancholie hinterlässt. Die unglaublich vielschichtige und fleißige Arbeit ist getan, aber sie bringt einfach nicht das gewünschte Ergebnis und du bekommst zu den Gefühlen von Scham, Enttäuschung, Ärger und Traurigkeit auch noch dein Eindruck, die Arbeitszeit sei verlorene Lebenszeit gewesen und fängst an, an der ganzen Sache grundlegend zu zweifeln. 

Ein nächstes Buch nimmst du vielleicht nicht in Angriff. Dein Selbstbild schließt den Bereich "Schriftsteller" womöglich künftig aus. Und statt dich voller Stolz und Tatkraft dem Marketing zu widmen, duckst du dich wie ein kleiner Loser in die hinterletzte Ecke und bist dir sicher, nie mehr etwas Sinnvolles auf die schriftstellerischen Beine zu stellen. 

Spätestens dann gerätst du in gefährliche Nähe der Frage, welchen Sinn das alles (noch) macht und wirst früher oder später resigniert mit der Antwort "keinen" deinen Traum vom Schreiben ad acta legen. Das Schreiben ist ein persönlicher, intimer Prozess und er macht sehr angreifbar und verletzlich. 

Mich überkamen früher manchmal Selbstzweifel, nachdem ich ein handwerklich besonders gutes Buch gelesen hatte, das ich nicht mehr aus der Hand zu legen vermochte. Dann schoss mir durch den Kopf: "Egal, wie gut du bist, SOWAS wirst du niemals schaffen!" Klar, dass solche Gedanken von Gefühlen begleitet werden, die das Selbstvertrauen untergraben, die Motivation hemmen und dem nächsten Projekt ein ziemlich fieses Bein stellen. 

Ehrfurcht und Anerkennung für die Leistung Anderer ist eine tolle Sache, aber wenn sie den Mut und die Freude am Schreiben rauben, dann werden sie zum Problem. Natürlich lag das Problem nicht bei den tollen Büchern und Autoren - im Gegenteil, die können mit der richtigen Einstellung sehr inspirierend sein - sondern in meiner eigenen Unsicherheit und ungesunden Denkmustern.

Genau denen will ich mich heute widmen, weil ich weiß, dass sie weit verbreitet sind. Es ist fast so, als wäre eine Autorenseuche in Gange, die dann und wann mit einer großen Impfung Realismus bekämpft werden muss. Denn kaum eine andere Berufsgruppe scheint so intensiv von Zweifeln eingeholt zu werden und sich ihres eigenen Tuns so unsicher zu sein, wie Schriftsteller es manchmal sind. Oder würde ein Arzt auf die Idee kommen, sich nach jeder gelungenen OP mit der Frage zu quälen, ob der Patient nicht vielleicht doch stirbt? Wie viele Gedanken verschwendet ein Gärtner an die gesetzten Pflänzchen über die Pflege hinaus? Bei wem sucht der Anwalt die "Schuld", wenn er einen Prozess verliert? Die Parameter des "Erfolgs" werden angesichts hochdotierter Preise und bedeutender Beststellerlisten für schreibende Menschen scheinbar (!) außerordentlich hoch gesetzt und wir wissen ja: Wer in unserer Gesellschaft nicht auf dem Siegertreppchen steht, ist ein Verlierer. Er erhält NUR die Teilgenommen-Urkunde, die man besser nicht stolz herumzeigt.

Ich liste dir Denkfallen rund um das Schreiben eines Buchs und die damit verbundenen möglichen Selbstzweife, die häufiger auftreten, auf. Und ich schlage dir Alternativen der Interpretation oder praktische Ideen zur Lösung des jeweiligen Problems vor.

Typische Zweifel und Selbstzweifel von Autoren:

Ich bin nicht gut (genug).

Wie du ja weißt, ist jeder von uns ein ganz besonderer Mensch mit einer einzigartigen Zusammenstellung individueller Fähigkeiten, Eigenheiten und Talente. Das gilt auch und gerade für Künstler! Geschmäcker sind verschieden: Einige werden deine Texte mögen, ander nicht, ein paar werden sie vielleicht lieben. Das ist in Ordnung und eine realistische Sichtweise mit der man gut leben kann, oder?

Und welche Rolle spielen Urteile? Geht es nicht manchmal auch um Wachsen und Lernen, Experimentieren und Ausprobieren? Je mehr du schreibst, umso besser wirst du werden, du wirst dazulernen und das Gelernte immer erfolgreicher umsetzen! Nimm dir diese Chance nicht, indem du von vornherein unmöglich hohe Abnsprüche an dich selbst stellst! Das Leben als Schreibender sollte dein Spielplatz sein, nicht dein Schlachtfeld. Klar geht es auch um das Ergebnis. Aber nicht nur! Zuweilen ist der Prozess auch Selbstzweck und die eigene Entwicklung eine lebenslange Aufgabe.

Ganz abgesehen davon hast du schon eine Meisterleistung vollbracht! Wie viele Bücher werden erträumt, aber nicht geschrieben? Deins ist auf dem Markt! Du hast Mut und Fleiß bewiesen! Du verfügst offenbar über eine Menge Fähigkeiten, die man unbedingt braucht, um bis dahinzukommen, wo du jetzt stehst. Die eigentliche Qualität deines Textes ist eine ganz andere Frage, die davon unberührt bleibt.

Ich werde nicht gesehen.

Ja, das ist wahr und erstmal eine bittere Pille, die es zu schlucken gilt. Waren es 70.000 Neuerscheinungen, die jedes Jahr in Deutschland den Markt fluten? Wie vielen anderen Autoren fehlen dir vielleicht auch Vitamin B und / oder die finanziellen Mittel, um groß angelegte, wirksame Werbekampagnen zu starten und dann haderst du mit Voraussetzungen, die du sowieso nicht ändern kannst. In bestimmten Ligen spielst du einfach nicht mit, egal, was du ablieferst. Darüber kann man verzweifeln - oder man kann sich über die Möglichkeiten freuen, die man hat.

Als ich damals mit dem Schreiben anfing und mein erstes Manuskript fertig war, war Selfpublishing nicht nur unüblich, sondern undenkbar! Ich träumte nicht von Bestsellerlisten oder Preisen, sondern nur davon, mein Buch gedruckt in den Händen zu halten! Angesichts dieser sich rasant entwickelten Möglichkeiten, heute eigenständig auf den Markt zu gehen, steht mir etwas Bescheidenheit gut zu Gesicht. Ich schreibe, ich publiziere. Vielleicht nimmt mich nur eine Handvoll Menschen wahr. Aber das ist schon mehr, als ich vor zwanzig Jahren zu träumen gewagt hätte. Und diese populäre neoliberale Unterstellung, jeder könnte alles schaffen, wenn er sich nur genug anstrenge, ist sowieso eine Lüge, die auch in anderen Lebensbereichen für viel Unglück und Überforderung sorgt. Chancen sind ungerecht verteilt und Voraussetzungen sind nicht immer für alles gegeben.

Deswegen mein Rat: Akzeptiere. Hadere und zaudere nicht. Erfreue dich an dem, was du bislang geschafft hast. Höre auf zu vergleichen. Urteile weniger. Folge mehr deiner inneren Berufung, denn die kennt den richtigen Weg genau. Entwickle dich, entfalte dich, suche weiter. Orientiere dich an Werten und Idealen, die deinem Wesen entsprechen - nicht der Gesellschaft und auch nicht deinen (potenziellen) Lesern. Bleib authentisch und verbiege dich nicht. Du siehst dich selbst - das ist der erste Schritt.

Hilfreich ist außerdem, sich zu überlegen, was dein Alleinstellungsmerkmal ist, was also deine Bücher zu etwas wirklich Besonderem macht und um dieses Merkmal herum deine Marketingstrategie aufzubauen. 

Ich habe Kritik erfahren und das hat mich verletzt.

Gute, sachliche und im besten Fall wohlwollend formulierte Kritik ist immer hilfreich. 

Bedanke dich dafür und nimm davon an, was dir sinnvoll und nützlich erscheint. Es kann nur dafür sorgen, dass du noch besser wirst! 

Entscheide aber auch, wenn eine Kritik nicht fair, angemessen oder sogar beleidigend ist, diese auch innerlich weit von dir zu weisen. Es bleibt dir unbenommen, dich vor demotivierendem, womöglich ungefragtem Feedback zu schützen! 

Wie die Sonne ist Kritik per se nicht nur gut und auch nicht nur schlecht, sondern Dosierung und Ausprägung machen den Unterschied: Eine vernünftige Portion ist notwendig und erhellend, aber zu viel und auf Dauer entstehen Krankheiten. 

In letzter Konsequenz sind im Übrigen immer deine eigenen Urteile und Vorlieben der richtige Maßstab: Das muss so sein, wenn du authentisch bleiben willst!

Ich finde meine eigene Stimme / meinen Stil nicht.

Hier macht Übung den Meister. Du wirst mit wachsender Erfahrung immer unverwechselbarer schreiben, denn während des Tuns bildet sich der eigene Stil automatisch heraus, wie eine persönliche Handschrift. Gib dir ein bisschen Zeit und erlaube dir auch Experimente! Gut beraten ist man immer, wenn man die eigene Intuition ins Boot holt und sich nicht allzuviel nach außen orientiert. Kreativitätstechniken helfen, Inspiration bringt Anstöße und es lohnt sich auch, die Werke anderer Autoren zu studieren, um von ihnen zu lernen.

Viele Autoren haben außerdem den Wunsch, einen eigenen Stil zu haben, vielleicht sogar einen besonderen Stil - stürzen sich aber mit dem gleichzeitigen Anspruch, allen gefallen zu wollen, in Verwirrung. Klar ist: Du kannst speziell sein oder (nahezu) ALLEN gefallen. Beides gleichzeitig ist eine sehr sportliche, weil widersprüchliche Herausforderung! Findest du deinen Stil und ist er besonders, rückst du vom Mainstream weg. Schreibst du so wie viele Andere, gehst du in der Masse unter und erschaffst keine Unverwechselbarkeit. 

Was also ist dir wichtiger? Der Anspruch deiner potenziellen Leser - und davon möglichst viele - oder dein eigener und deine Verpflichtung gegenüber der Kunst?

Verabschiede dich außerdem von der Vorstellung, du könnest einen Stil kreieren, der ausnahmslos jeden Menschen anspricht: Wenn der sogenannte Mainstream Möglichkeiten dieser Art auch vorgaukelt (und dabei unausrottbar zu sein scheint), so ist DAS ultimative Buch doch noch nicht geschrieben und DER optimale Autor noch nicht in Erscheinung getreten. Es bleibt also sinnlos, einem Phantom nachzujagen und dann kann man auch gleich sein ganz eigenes Ding machen.

Ich verkaufe zu wenig Bücher.

Es scheint allgemein angenommen zu werden, aber ein guter Autor ist nicht automatisch auch ein guter Unternehmer. Du bist als Schriftsteller in der Regel kein Marketinggenie und es kostet Zeit und viel Mühe, sich auch nur einen Grundstock an Wissen über diese Themen anzueignen. 

Und auch viele Verlage, vor allem die kleineren, straucheln oft angesichts ihrer eingeschränkten Möglichkeiten, die die Alphatiere der Branche ihnen übriglassen. Wenn ein knallhart umkämpfter Markt, ökonomische Interessen und das Künstlertum aufeinandertreffen, sind Konflikte vorprogrammiert. Auch innere!

Du kannst natürlich nach Kräften werben! (Anregungen für Maßnahmen gibt es zuhauf im Netz, teilweise zusammengestellt von echte schlauen und versierten Leuten.) 

Doch da stellt sich natürlich die Frage, wie viele Kosten eine Tätigkeit verursachen darf, die dir eigentlich etwas geben soll. Werde dir deshalb zunächst darüber klar, welchen Stellenwert deine Schreibtätigkeit für dich hat: Warum schreibst du und für welches Ziel? Für den Markt? Für einen Verlag? Für den Leser? Weil es Spaß macht und dich erfüllt? Weil du nicht anders kannst und es wie ein Ruf ist, dem du folgen musst? Und worum geht es dir? Um Anerkennung? Erfolg? Einkommen? Oder darum, dich auszuleben und in deiner Welt, in der man sowieso schon in den meisten Bereichen in eng gesteckten Normen, Regeln und Konventionen feststeckt, deinen Stiefel durchzuziehen? 

Entscheide dich, worum es dir geht und söhne dich mit den Konsequenzen aus. Du kannst nicht alles haben. Dein Fokus wird immer dazu führen, dass andere Bereiche im Schatten verbleiben.

Dann kannst du zum Beispiel in Marketing investieren, dir selbst Wissen darüber aneignen und umsetzen oder deine Energie für andere Dinge verwenden. Falls du Marketing betreiben willst, ist es sinnvoll, dir einen strukturierten Maßnahmenplan mit Zielen und Methoden zu erstellen und diesen dann schrittweise zu verfolgen.

Vielleicht findest du auch einen Weg zwischen den Extremen, mit dem du dich wohlfühlst und der von allen Seiten möglichst viele Vorteile vereinigt. Falls du einen weißt, lass es mich wissen!

Schreiben ist und macht einsam.

Das stimmt, allein am PC und mit den Gedanken bei deinen Figuren bist du in einer ganz eigenen Welt, die die echte im Grunde ausschließt. Du kannst allerdings rund um dein Buch trotzdem in Austausch mit anderen Menschen gehen, indem du es in Gesprächen thematisierst oder aktiv um Unterstützung bittest, wenn du sie brauchst. 

Vor allem Menschen, die selbst schreiben, eignen sich dafür sehr gut - und viele sind wirklich offen dafür. Versauere nicht hinter deiner Tastatur, sondern bring deine Ideen ins Leben und teile deinen Prozess, bis du die einsamen Stunden der Ruhe und Erholung erneut ersehnst und erstmal eine Runde abtauchen musst.

Mir fehlt Handwerkszeug.

Es kann Sinn machen, sich erzähltheoretisches Wissen anzueignen, wenn man in diesem Bereich tätig sein will. Nicht nur, weil es die Arbeit qualitativ hochwertiger macht, sondern weil es auch mehr Freude bereitet, wenn man weiß, was man tut, statt instinktiv durch einen dunklen Tunnel zu stolpern. 

Es gibt Kurse und Seminare zu den verschiedensten Themen rund um das Schreiben. Zahlreiche Bücher können das Studium ergänzen oder zur autodidaktischen Weiterbildung genutzt werden. 

Du wirst sehen, das macht Spaß - und das neu erlernte Wissen das auszuprobieren erst recht! Klick dich einfach mal durch die Suchmaschine und suche dir etwas raus, was zu dir passt. Die Grundlagen kann man lernen und dafür braucht es keine Universität und kein Abschlusszertifikat!

Ich weiß nicht, worüber ich schreiben soll.

Diesem Thema habe ich einen eigenen Artikel gewidmet. Dort findest du Inspirationsvorschläge.

Es kommt mir mühsam und sinnlos vor.

Ja. Manchmal ist es das. Aber wenn du zum Schreiben geboren bist, dann hast du keine Wahl. Egal, wie sich deine Texte entwickeln, sich deine Verkäufe gestalten, sich dein Ruf festigt oder auch nicht - du wirst unglücklich sein, wenn du dir das Schreiben verwehrst, und dir wird immer etwas fehlen.

Letztens sah ich beim Spazierengehen am Weserstrand eine beeindruckende Sandburg, die ein Vater mit seiner Tochter gebaut hatte. Ich beobachtete mit einem kleinen Lächeln, wie die Wellen sich dem kleinen Kunstwerk näherten und es schließlich mit nur zwei, drei Schlägen in die Tiefe zogen. Kaputt und zerstört - Wie sinnlos war es, sie zu bauen, könnte man denken. Aber Vater und Tochter merkten den Verlust gar nicht, denn sie waren schon beim nächsten Projekt und planschten unbeschwert im Wasser herum. 

Schlussgedanke: Zweifel sind nicht immer schlecht. 

Zum Schluss sei gesagt, dass Zweifel nicht immer nur negativ sein müssen. Eine gewisse Anzahl an Zweifeln ist dem menschlichen Denken erlaubt und üblich. Zweifel helfen uns dabei, Einstellungen und Urteile immer wieder neu zu überdenken und zu prüfen, ob sie noch richtig und passend für uns sind. Sie tragen zur Selbstreflektion bei, fordern unseren Ehrgeiz heraus und korrigieren falsche Richtungen. Nur überhand nehmen dürfen sie natürlich nicht.

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Eine Liebeserklärung an Oscar Wilde - Wie "Zeugnis einer Liebe" entstand

Diese kleine Geschichte ist fast schon banal, so simpel hat sie sich zugetragen.

Als Fünzehnjährige verfiel ich der schönen, gewaltigen Sprache und den Ideen des irischen Schriftstellers Oscar Wilde. Ich lieh mir alle Werke und Biografien aus, die ich finden konnte, ließ sie mir sogar aus Großbritannien mitbringen. Ich bat die nette Dame in der Schulbücherei, mir die grisseligen Schwarzweiß-Bilder aus den Büchern zu kopieren und hängte sie mir über den Schreibtisch. Ich recherchierte und suchte wie ein Trüffelschwein nach mehr Informationen.

Neben seinem Werk ließ mich vor allem seine tragische und irgendwie unglaubliche Lebensgeschichte nicht mehr los und irgendwann setzte ich mich an den Computer und entwarf eine Handlung, die das Leben des viktorianischen Dichters nachzeichnete, sich aber in die heutige Zeit einbettete. Eine moderne Variante einer alten Geschichte, sozusagen.

Mein Protagonist Fingal Flaherty trug die (unbekannteren Namen) Wildes und erlebte, was er wohl erlebt haben mochte: Liebe, Leidenschaft, Zusammenbruch, den völligen Verlust von allem, was einst sein Leben ausgemacht hatte, einschließlich desselben. 

Während ich den Roman schrieb, war ich selbst in diesem fremden Dasein, als wäre ich leibhaftig dabei gewesen und es war eine großartige Erfahrung, weil ich irgendwie auch selbst über mich hinauswuchs, indem ich mir diese widersprüchliche und dramatische Story zu eigen machte.

Das Buch wurde 2006 vom Ancient Mail Verlag angenommen und in einer kleinen Auflage produziert. Auf dem Buchrücken steht, es sei eine Liebeserklärung von der Autorin an Oscar Wilde - und das ist es auch.